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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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dem Einfluß des elektromagnetischen Schleppnetzes eine Richtungsänderung von hundertachtzig Grad zu beschreiben und einem Punkt zuzustreben, der rund zehn Milliarden Kilometer von dem äußersten Planeten des Doppelstern-Systems entfernt lag.
    Die Folgerung, die sich daraus ergab, wurde bald durch die Ortungsgeräte bestätigt.
    Mitten in einem Pulk kantiger Metallmeteoriten, manche so klein wie ein Tennisball, andere groß wie ein Wohnturm, strebten wir mit der SIMON BOLIVAR einem gigantischen Trümmerring entgegen.
    Der Ring besaß einen Durchmesser von über hunderttausend Kilometern und eine Dicke, die zwischen fünfzig und neunzig Kilometern schwankte.
    Die exakte geometrische Form konnte kein Zufall sein; tatsächlich stellten wir fest, daß wir gemeinsam mit unseren Begleitern aus kosmischen Findlingen langsam abgebremst wurden. Unser Kurs veränderte sich ebenfalls und glich sich der Drehbewegung des riesigen Rings an.
    Im Zentrum des Rings schwebte ein Gebilde, das ursprünglich ein Cosmodrom gewesen sein mußte. Durch zusätzliche Aufbauten, bei denen es sich zweifellos um die durch Kaiserkraft angetriebenen Trichterschiffe der 4. und 5. Garden-Flotte handelte, hatte sich das Cosmodrom in ein stacheliges, unförmiges Monstrum verwandelt. Andere Anhängsel erinnerten an die Industriesatelliten des solaren Asteroidengürtels. Winzige Objekte – Fähren vermutlich – pendelten zwischen der bizarren Station und dem Trümmerring hin und her und hatten bei ihrem Rückflug Metallbrocken im Schlepptau, die ihre eigene Größe um ein Vielfaches übertrafen.
    Ich brauchte nur Sekunden, um zu erkennen, was wir da vor uns hatten.
    Mitten im Leerraum hatten die Grauen ein industrielles Zentrum erschaffen, eine ungeheure Werft, die ihre Rohstoffe durch die Raum-Zeit-Stroboskope geliefert bekam, unersättlich Erze in sich hineinfraß und fertige Produkte dafür ausspuckte.
    Deutlich zeichneten sich auf dem Panoramamonitor die Umrisse eines fast fertiggestellten Raumschiffes vom Typ der SIMON BOLIVAR ab. Obwohl es winzig gegen den monströsen Koloß der interstellaren Industriebasis wirkte, besaß es von der Bugkuppel bis zum Triebwerksaufsatz am Heck die dreifache Länge unseres Schiffes.
    In einem vertikal zum Trümmerring verlaufenden, weitaus engeren Orbit kreisten genormte Container um die Werft; Container, wie sie nur im Sternenreich benutzt wurden.
    War dies ein Beweis dafür, daß die Grauen Garden jene Rohstoffe und Fertigprodukte, die sie nicht selbst gewinnen oder herstellen konnten, von den Techno-Welten erhielten?
    »Merkwürdig«, hörte ich Crams heisere Stimme. »Das elektromagnetische Feld geht nicht von der Station aus. Der Ursprung muß …«
    Er verstummte.
    Der Schock lähmte seine Zunge.
    Ich sah hinauf zur transparenten Protopkuppel über der Logenplattform, dort, wo sich der Trümmerring im Widerschein des Sternenlichtes als dünner silberfarbener Streifen abzeichnete, und das Blut gefror in meinen Adern.
    Majestätisch, fremdartig, ungeheuerlich in ihrer Größe, schob sich in diesem Moment die Gestalt einer Diirn aus den Schatten des Trümmerrings hervor.
     
    Die Diirn war groß.
    Von Kopf bis Fuß maß sie vier- oder fünfhundert Meter, und was mich am meisten erschütterte, das war ihre Menschenähnlichkeit.
    Nicht, daß die Diirn tatsächlich wie ein Mensch aussah.
    Aber sie war humanoid und Hunderte von Metern groß, und sie lebte im Vakuum, in der Eiseskälte zwischen den Sternen.
    Der Kopf war eine Kugel von etwa sechzig Metern Durchmesser. Wie Furunkel wuchsen facettierte Wucherungen aus dem Schädel hervor; Sinnesorgane, wie ich – zu Recht – vermutete. Ohren, die das Rauschen der kosmischen Hintergründstrahlung, die Herzschläge der Pulsare, das dumpfe Gemurmel der Neutronensterne hören konnten. Augen, die das gesamte Spektrum der elektromagnetischen Wellen sahen. Nasen, die die Schwerkraft rochen. Die Diirn waren im Weltraum zu Hause, und sie hatten sich dem Weltraum angepaßt.
    Der Körper selbst war kein einheitliches Gebilde, obwohl er oberflächlich betrachtet massiv wirkte. Er bestand aus Myriaden dünner Stränge, Glasfaserkabeln nicht unähnlich, denen ein flexibles, horizontal verlaufendes Fasersystem Zusammenhalt verlieh. Die Stränge liefen zu einer Art Schweif aus, der an den Fischschwanz einer mythischen Nixe erinnerte.
    Das größte Wunder jedoch waren die Flügel.
    Gigantische Schwingen aus einem hauchdünnen Material, die wie Sonnensegel die Gestalt der Diirn

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