Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
sich auf nur wenige Wochen im Jahr. Den Rest verbringen sie in einer Art Besinnungsstarre. Niemand weiß genau, was dann in ihnen vor sich geht. Vielleicht träumen sie. Nun, ihre Dienste sind vor allen Dingen bei den Sonnenarchitekten sehr begehrt. Es heißt, sie könnten komplexe illusionäre Welten erschaffen. Aber für einen ungeübten Geist besteht die Gefahr, sich darin zu verlieren und nie wieder in die Realität zurückkehren zu können. Der Sternenfänger hat vor Jahren einmal versucht, das Volk der Schläfer auszurotten, stieß mit diesem Vorhaben aber auf den erbitterten Widerstand der Architekten. Seitdem haben sie hier in des Weltraumstadt ein Exil gefunden.« Manche der Gebäudekonstruktionen muteten mehr als nur gewagt an: Streben und Balken, die zu keinem erkennbaren Muster zusammengefügt waren, hohe Wandelgänge ohne jede Absicherung, holographische Farbprojektionen, die das Auge irritierten. Gärten auf Plattformen, die unzureichend abgestützt schienen. Geflügelte Geschöpfe bewegten sich zwischen den Einzelteilen dieses architektonischen Wahnsinns, und ab und zu gaben sie zirpende Laute von sich, die auch von dem Autotranskribierer an Davids Handgelenk nicht übersetzt werden konnten. Altac gab ihnen ein Zeichen, und daraufhin wechselten sie auf ein langsameres Beförderungsband. David sah sich immer wieder unauffällig um. Garawanen und Henschi, Luben und die Fladenkörper der Paray, die Angehörigen Dutzender weiterer Rassen, manche von einer Gestalt, die in beständiger Veränderung war – sie alle hatten ihre einstige Heimat verloren. Ihr Sterne gehörten nun zu Sonnensphäre, und die Planeten, auf denen sich ihre Gattung entwickelt hatte, mochten von AEEs gesprengt worden, sein. Verbitterung entstand in ihm. Für all das war ein Spektrum verantwortlich, ein Geist wie er, der doch völlig andere Ziele verfolgte, ein fehlgeleiteter – vielleicht irrer? – Erbe der Macht, der sich weigerte, sich dem überlieferten Willen der Uralten zu beugen.
Einige Male kamen sie an Telemoduln der Sonnenarchitekten vorbei. Sie waren gut getarnt, aber David erkannte sie dennoch. Er kapselte seine psionischen Sinne ein und dachte an Dinge, die ihn nicht verraten konnten. Manchmal stießen sie auf Militärtransporter, die von den Garnisonsbereichen im Innern des Kollektors kamen oder dorthin zurückkehrten. Die auf den Beförderungsflächen hockenden Luben hielten die Ergschleudern einsatzbereit in ihren breiten Knochenhänden, und die Blicke ihrer purpurnen Facettenaugen schweiften immer wieder über die dichter werdende Menge der Passanten.
Nach einer Weile erreichten sie den Basar.
Händler priesen lautstark ihre zum Verkauf angebotenen Waren an. Die Reicheren unter ihnen konnten sich Suggestivprojektoren leisten, die über den Ständen und Pavillons dreidimensionale Werbedarstellungen erzeugten, von denen eine fast hypnotische Ausstrahlungskraft ausging. Musikanten spielten auf exotischen Instrumenten. Große Räucherschalen verströmten aromatische Düfte. Kinder sangen und tanzten und wurden mit Münzen belohnt. Akrobaten gaben Proben ihrer Kunst: Sie verrenkten sich auf kleinen Ergplattformen, die über den Köpfen der Einkäufer und Schaulustigen schwebten. Manche von ihnen verstümmelten sich und nutzten anschließend einige organische Kreationen der Bioingenieure, um die unter erheblichen Schmerzen abgetrennten Gliedmaßen zu ersetzen. Automatische Kameras sausten hierhin und dorthin und alarmierten die Ordnungskräfte, wenn es irgendwo zu einem handfesten Streit kam. Als sie sich einen Weg bahnten durch das Gedränge in den Gängen zwischen den Hunderten und Tausenden von Ständen, mieden sie all die Bereiche, in denen es zu Auseinandersetzungen zwischen Verkäufern und potentiellen Käufern kam. Einige Kunden des Basars stritten sich um Dinge, die gleichzeitig von mehreren erstanden werden wollten. Das Gewühl nahm sie auf. Manchmal spürte David erstaunte Blicke auf sich ruhen. Altac hatte recht. Er fiel sogar hier auf. Er war größer als jeder Garawane, und sein fast weißes Haar leuchtete wie ein Fanal.
Der Muhadin schob sich an David und Myriam heran und sagte mit gedämpfter Stimme: »Wir müssen jetzt einige Dinge besorgen, die für Ihre Tarnung wichtig sind, David. Anschließend ziehen wir uns zurück, und dann nehme ich Kontakt mit dem Mittelsmann auf. Wir treffen uns drüben, am Ende des Basars. In Ordnung?«
David nickte, und die beiden mentalen Zwillinge verschwanden im
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