Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd
acht Brüder gefunden und kann beginnen, den weißen Stern zu bilden …«
Der Sternenfänger öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, und während sich die Konturen seiner Gestalt auflösten, entstand vor Davids innerem Auge ein kontrastreiches Bild: ein Planet innerhalb der Sonnensphäre, eine Welt, die bis auf wenige Ausnahmen nur aus dichtem Wald bestand, aus Sümpfen und Dschungel. Und irgendwo auf diesem Planeten wuchs ein Urbaum, mächtiger als der Frescos, viel gewaltiger – eine Ulema, einer der Bäume, die die Raum-Zeit-Stroboskope der Weltraumstraßen steuerten. David versuchte, die Flucht des Sternenfängers zu verhindern, seinen selbstgesteuerten Transfer zu unterbinden. Aber er stieß zu spät nach. Chagar verschwand, und seine Absicht war David ebenso klar wie das Ziel.
Er drehte sich um die eigene Achse, und erst jetzt spürte er, wie erschöpft er war. Die Wüste war verschwunden, ebenso die grelle Sonne am Himmel und die Hitze. Erneut hatte sich die Dunkelheit im Innern der Farbenhalle auf ihn herabgesenkt. Diesmal aber konnte er in der Ferne den Ausgang erkennen. Er schritt darauf zu.
Jenseits der so massiv erscheinenden Wände des Metallquaders erwartete ihn eine böse Überraschung.
12
Verfolgung
Der Korridor war nicht mehr leer. Überall lagen die zerfetzten und noch schwelenden Trümmerstücke kleiner Servomechanismen und automatischer Waffen, und rußige Rauchschwaden wehten dahin und wurden von der Klimaanlage erst nach und nach abgesaugt. Am Ende des Korridors sah David einige tote Luben.
»Myriam? Wo bist du, Myriam?«
Er erhielt zunächst keine Antwort. Irgendwo summte etwas, und kurz darauf erzitterte der Boden unter ihm. Die elektromagnetische Entladung eines Gravitationskatapultes. Und die Präsenz des Sternenfängers … sie entfernte sich, sie wurde schwächer und diffuser. David fluchte. Manchmal verschwamm ihm das Bild vor den Augen. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten.
Ganz in seiner Nähe schabte etwas.
»Myriam?«
Ein schmales Gesicht tauchte hinter dem Metallquader auf, grimassenhafte Züge, umrahmt von langem braunem Haar. David war mit einigen raschen Schritten an Myriams Seite und half ihr hoch. Sie hielt eine schwere Ergschleuder in der bebenden Hand.
»Sie kamen so … plötzlich«, stieß sie hervor und starrte aus großen grünen Augen auf die toten Luben. »Sie … sie überraschten uns. Der Sternenfänger wechselte über eine externe Zugangsschleife ins Innere der Farbenfalle, und seine Soldaten …« Sie erstarrte, als ihr etwas einfiel. Sie löste sich von David und trat an die umgestürzten Ergkatapulte ganz in ihrer Nähe heran. Dahinter lagen die Leichen von Raol und Damiro. Das Gesicht des Schweigsamen wirkte im Tode ebenso maskenhaft wie zu seinen Lebzeiten, aber die Züge Raols waren schmerzverzerrt, und auf seiner breiten Brust zeigte sich eine häßliche Brandspur.
»Wir müssen fort von hier«, drängte David vorsichtig. Er sah sich immer wieder um. Andere Luben schienen nicht in der Nähe zu sein.
Irgendwo tief im stählernen Leib der Kollektorstation rumorte es dumpf, und das Licht der dicht unter der Gangdecke schwebenden Leuchtkugeln zitterte und erlosch dann ganz. Einige Sekunden später wurde die Dunkelheit vor dem trüben Glanz der Phosphoreszenzpunkte der Notbeleuchtung erhellt. »Die Projektoren gehen hoch, Myriam.« Er zog sie ein zweites Mal in die Höhe, fort von den Leichen ihrer beiden Mitkämpfer und Freunde. Er sah die Tränen, die in ihren jadegrünen Augen schillerten. Aber sie preßte die Lippen zusammen und nickte.
»Der Sternenfänger … er ist geflohen, Myriam. Wir dürfen seine Spur nicht verlieren …«
Sie wichen den glühenden Trümmern aus und eilten auf das breite Schott des Hangars zu. Erneut bebte der Boden unter ihren Füßen, und das Summen der Klimaanlage verklang. Das Grollen einer dritten und schon viel näheren Explosion hallte durch die Labyrinthe des Kollektors. Die von dem Elektrischen Störenfried verursachte Infektion der inneren Systeme der Station griff weiter um sich. Bestimmt war der dadurch angerichtete Schaden schon jetzt irreparabel, aber die Verheerungen machten keinen Halt, und sie waren dem Kern des Kollektors noch viel zu nahe. Als David und Myriam das Hangarschott erreichten, bemerkten sie eine Bewegung im nach links abzweigenden und ganz im Dunkeln liegenden Korridor. Altac und Schira wankten auf sie zu, die Gesichter rußverschmutzt.
»Wir konnten nichts hin«, flüsterte
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