Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag
mußten. Vermutlich ließ der Titan-Technikus nach ihm suchen. Aber niemand wußte, daß er den Tempel der Heiligen Hochenergie aufgesucht hatte, und ebensowenig konnte jemand etwas von Throggmortons nebulösem Gesinnungswandel ahnen. Draußen mußte mittlerweile der Abend angebrochen sein.
Gepackt von plötzlicher Unruhe, durch die neue Amphetamin-Dosis angestachelt zu nervösem Aktionsdrang, erhob sich Ranigard von dem durchhängenden Aqua-Bett, begann hin- und herzuschlendern. Allmählich verdeutlichte sich ihm die bislang erfolgreich verdrängte Gefahr mit der gebotenen Klarheit.
Irgend etwas mußte geschehen. Hoffentlich fiel ihm ein rettender Gedanke ein. Oder die Eiserne Faust holte ihn heraus. Oder die Terranauten. Aber er hatte immer mehr das Gefühl, ganz auf sich allein angewiesen zu sein.
Hektik beeinträchtigte die Schlüssigkeit seiner Überlegungen, drohte sich zu Panik zu steigern. Er rang die Hände, schritt immer rascher auf und nieder, musterte mit unstetem Blick die kahlen, mitleidlosen Wände der Zelle. Er war ein Todeskandidat, und seine Frist lief ab.
Plötzlich ertönten von der Stahltür Geräusche. Bewaffnete Zeloten öffneten die Tür. »Folge uns. Verdammter«, forderte ein junger Mann mit wirren Augen ihn in fanatischem Tonfall auf. »Die Stunde des Opfers ist da.«
4
Wer nach Bösem trachtet, wirkt am eigenen Verderben, und sein Handeln führt unabwendbar zu seinem Untergang.
Der Verschollene
Johorgho Klamatz hatte Wort gehalten und mit allen verfügbaren Kräften die Ausführung der noch von seinem Chefberater erlassenen Anordnungen forciert. EF-Mannschaften und Polizei hatten an wichtigen Schlüsselpunkten – in Kommunikationseinrichtungen, Kliniken, infrastrukturell bedeutsamen Ämtern, den entscheidenden Versorgungsbetrieben – mit der Verabreichung von Amphetamin begonnen. An zahlreichen Stellen Technopolis entfaltete sich nächtliche, zielgerichtete Betriebsamkeit. Arbeitstrupps reparierten Wasserleitungen und Kabelnetze. Erste Einsatzgruppen flogen mit Amphetamin-Vorräten und Nahrungskonzentraten in die größeren benachbarten Citys ab.
Der ergebnislose Atomschlag gegen die Lebenswächter-Lurche hatte die Selbstüberschätzung und Überdrehtheit des Despoten erheblich zurückgeschraubt, und man konnte mit ihm wieder halbwegs vernünftig über die wesentlichen Dinge reden. Einige Wissenschaftler und Spezialisten waren ins Palais gebracht worden, und Llewellyn und Claude Farrell hatten mit ihnen und Klamatz die Möglichkeiten und Aussichten einer chemischen oder bakteriologischen Bekämpfung der Riesenlurche diskutiert. Während der anfänglichen Aussprache hatte man allerdings keine derartigen Methoden ersinnen können, die nicht zugleich mit einer Gefährdung der Bevölkerung einhergegangen wären. Die Experten hatten sich zur weiteren Beratung zurückgezogen.
In einer Hinsicht jedoch zeigte der sogenannte Titan-Technikus sich wiederum vollständig uneinsichtig, nämlich bezüglich seiner Geiselnahme der Delegierten von den anderen Techno-Welten. Und die Tatsache, daß seit zwei Standardstunden auch Lady Claribelle verschwunden war, bestärkte ihn um so mehr in seiner Auffassung, daß irgendwer irgendwo unter Beteiligung des entflohenen Karlis Theta-Vierzehn von Gharlapond ein neues Komplott gegen ihn schmiedete.
»Nein, nein, nein!« wetterte Klamatz, fuchtelte nachgerade hysterisch mit den dicklichen Armen, so daß die Scharniere und Gelenke seines in die Haut implantierten Platin-Exoskeletts quietschten. »Ich kann mir keine Schwächen und Fehler leisten! Die Zusammenarbeit mit Ihnen hat mich total kompromittiert, begreifen Sie das denn nicht? Der alte Drecksack Fowler Bunghole ist letzte Nacht abgekratzt, und nichts in der Welt wird unter diesen Umständen die Militärjuntas auf Lizar, Gharlapond und Chanderheyd davon überzeugen können, daß er selbst daran schuld gewesen ist, daß er und Theta-Vierzehn durch ihr Attentat auf mich die Konsequenzen, zu denen es nun gekommen ist, herausgefordert haben. Kapieren Sie eigentlich nicht? Ich kann diese Leute nicht fortlassen. Sie könnten sich als der einzige Schutz erweisen. Technologos besitzt nur zwei Raumschiffe, und die sind mit Fracht unterwegs. Es ist ausgeschlossen, einen Angriff aus dem All abzuwehren.«
»Sehen Sie nicht ein, daß ein solcher Angriff bereits kurz bevorsteht?« entgegnete Llewellyn unverhohlen zornig. »In fünfeinhalb Standardstunden werden die Treiber der Techno-Raumer zu
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