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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Steuerungselektronik keinen Defekt finden kann?«
    Mira hielt einen Augenblick inne und drehte sich zu ihm um. Das Licht ihres Helmscheinwerfers war ein gleißender, zitternder Finger.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte sie. »Aber ich schätze, das ist im Augenblick auch nicht weiter wichtig. Wir sind hier. Und es fragt sich, wie wir hier wieder wegkommen.«
    Jannert nickte nur und folgte ihr dann. Er bewunderte sie. Vielleicht liebte er sie sogar.
    In der Triebwerkssektion stießen sie auf die ersten Leichen. Offenbar hatten die Männer die Schutzanzüge nicht rechtzeitig schließen können. Es war ein furchtbares Bild. Explosive Dekompression machte Menschen zu einer zerfetzten, unkenntlichen Masse.
    Mira Ortenzia würgte und wandte sich rasch ab.
    »Darum hat also niemand geantwortet«, sagte Jannert leise. Er fühlte sich schlecht. Dumpfer Kopfschmerz pochte dicht hinter seiner Stirn. Er hatte Mühe sich zu konzentrieren.
    »Weiter. Vielleicht in den Containern.«
    Es war schwierig, dorthin zu gelangen. Zwei der vier Container waren durch den Aufprall auf den Fels davongeschleudert worden. Die Zugänge zu den beiden anderen waren unter zerfetztem Protop beinah unzugänglich.
    Mit Laserlanzen schweißten sie sich einen Weg.
    Die Glimmsteine glühten in einem geisterhaften Licht. Zwei weitere Leichen. Sie lagen mit dem Gesicht nach unten, halb bedeckt von zerbrochenen und aus den Verankerungen gestürzten Artefakten. Jannert drehte den ersten Toten herum.
    Er keuchte.
    Das Gesicht hinter der geborstenen Helmscheibe … das eines uralten Mannes, das eines Greises.
    »Raus hier!« zischte Mira Ortenzia und machte sich sofort auf den Rückweg. Durch einen breiten Spalt im Container hinaus in die Einöde des Oberlandes von Haydrath. Hier wehten keine Winde mehr. Hier herrschte ewige Stille. Die Atmosphärenmeere Haydraths, die Städte … ein Höhenunterschied von rund sechzigtausend Metern trennte sie von ihnen, sechzig Kilometer in die Spalten und Kerben hinab, die ganz Haydrath wie tiefe Wunden durchzogen.
    »Was …«
    »Sei still.« Mira taumelte von dem Container fort. Jannert Garren folgte ihr. Er sah einen hellen Punkt, der über den tiefschwarzen Himmel kroch. Das mochte die KIEW sein. Sie hatten keine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen und so eine Hilfsmannschaft herbeizuordern. Sie waren auf sich allein gestellt.
    »Hast du sein Gesicht gesehen?« brachte Jannert hervor, als Mira stehengeblieben war und er sie erreicht hatte. »Es war …«
    »Ich habe es gesehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war …« Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Eine Weile schwiegen sie. Jannert fühlte sich schlechter. Er spürte, daß er schwitzte.
    »Und jetzt?« fragte er. »Wie geht’s jetzt weiter?«
    Sie zögerte und antwortete dann: »Wir müssen hinunter.«
    »Was?«
    »Hinunter. Absteigen. In die Täler. Wir haben keine andere Möglichkeit. Was hast du denn gedacht?«
    Er schwieg und dachte nach. Sechzig Kilometer in die Tiefe. An steilen Felswänden entlang, die kaum Halt boten. Aber Mira hatte recht. Wie immer. Es gab keine andere Möglichkeit. Hier oben zu bleiben und auf Hilfe zu warten hatte keinen Zweck. Sie mußten sich selbst helfen.
    »Und wir dürfen keine Zeit verlieren«, fügte sie hinzu. »Unser Sauerstoffvorrat …«
    Sie setzten sich in Bewegung.
    Irgend etwas veranlaßte Jannert Garren, den Kopf zu wenden.
    Einige Dutzend Meter entfernt wuchs ein eigenartiges Gebilde in die Höhe. Es war halbtransparent. Ein Kristall vielleicht, geformt wie eine exotische Blume.
    Seine Beine bewegten sich. Er schritt der Frostblume entgegen.
    »Jannert? He, Jannert, was machst du?«
    Er antwortete nicht. Er konnte nicht antworten. Die Frostblume rief ihn mit einer Stimme, die nur er hören konnte. Er kam ihr näher und sank vor ihr auf den Fels. Mira trat an seine Seite, packte seinen Arm und versuchte, ihn in die Höhe zu zerren.
    Er sah sie haßerfüllt an.
    Warum wollte sie ihn von diesem Juwel trennen? Konnte sie den herrlichen Gesang denn nicht hören?
    »Jannert, was ist los mit dir, verdammt! Nun komm endlich!«
    Er holte aus und schmetterte seine Faust gegen ihre Helmscheibe. Sie erstarrte. Ein haarfeiner Riß breitete sich in dem Transparentprotop aus, bildete Verästelungen. Sie öffnete rasch eine Tasche ihres Schutzanzugs. Die Helmscheibe platzte.
    Jannert Garren sah teilnahmslos zu, wie Mira Ortenzia starb. Dann wandte er sich wieder der Frostblume zu. Sie war um einige Zentimeter größer jetzt. Sie war

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