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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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erneut gewachsen, der Kälte des Weltraums entgegen. Sie war … herrlich, prachtvoll, von kaum zu beschreibender Anmut. Jannert wollte sie berühren, ihren Duft kosten. Er begann, seinen Helm abzuschrauben.
    Eine innere Stimme warnte ihn, doch er achtete nicht auf sie. Die Stimme der Frostblume war wesentlich intensiver. Sie versprach ihm Glück und Erfüllung. Sie versprach ihm all das, was er sich wünschte.
    Die explosive Dekompression tötete ihn auf der Stelle.
    Einige Minuten später löste sich die Frostblume in Millionen winziger Kristalle auf, die wie schwerelos davonschwebten, in eine Kerbe im Granit hinein, um sich weiter unten mit den Kristallstaubseen zu vereinigen, die von den Böen der Immerwährenden Winde durch die Tiefentäler getrieben wurden.

8
    Drei Tage war er nun schon unterwegs. Tage, die sich von den dunklen Nächten kaum noch unterschieden. Manchmal hatte Judad Mühe, das Zeitgefühl nicht zu verlieren. Nächte … sie waren daran zu erkennen, daß die Kälte noch intensiver und noch beißender war.
    Die Schwarze Träne spendete ihm Trost in der Einsamkeit.
    Manchmal, wenn er rastete, lauschte er nur ihrer Stimme, die er zwar nicht verstehen konnte, die er aber genoß. Manchmal glühten dann die Hieroglyphen auf. Und manchmal war ihm, als spräche die Ätherische Stimme direkt zu ihm.
    Am Ende des dritten Tages stieß er in dem zweiten Stülptrichter, den er durchquerte, auf ein Lager von Schneekatzen-Jägern.
    »Endlich«, kam es langsam von seinen Lippen, und sein Atem war eine davonwehende, sofort kondensierende Fahne. In den Tiefentälern, die er durchwandert hatte, rumorten die kalbenden Gletscher.
    Judad stapfte durch tiefen Schnee. Er erschwerte das Vorwärtskommen, und es zehrte an seinen Kräften. Das Lager der Jäger lag stumm und wie verlassen vor ihm: eine Hütte, die sich an den Hang eines Hügels schmiegte. Kein Rauch quoll aus dem breiten, steinernen Schornstein. Draußen, unter einem kleinen Vordach, lagerten die Felle erlegter Schneekatzen, weiß und weich und seiden. Das Vordach war unter der Schneelast zusammengebrochen und hatte einen Teil der Felle unter sich zugedeckt.
    »Seltsam«, murmelte Judad und stöhnte gleich darauf auf. Das Sanfte Fieber. Es wurde stärker. Er brauchte unbedingt das Gegenmittel, aber Tulath und Dianne DasMaren waren noch fern, mehr als dreihundert Kilometer Luftlinie. Judad fragte sich, ob er überhaupt eine Chance hatte.
    Er trat an die Hütte heran, und als er aus dem Wind heraustrat, war es, als wehe ihm Wärme entgegen. Einige Sekunden lang genoß er diesen Eindruck. In seinem Magen brannte eine Sonne, die keine Wärme schenkte. Es war Hunger. Und war das Fieber. Seine Knie gaben nach; er sank in den Schnee. Seine Hände waren weiß wie die eines Toten.
    Judad wußte nicht, wieviel Zeit verstrichen war, als er wieder zu sich kam. Die Schwarze Träne lag neben ihm im Schnee. Sie hatte eine Mulde hineingeschmolzen. Beweis genug, daß sie Wärme abstrahlte. Judad kam wieder in die Höhe. Er fühlte sich schwach.
    »Nun komm schon«, sprach er auf sich ein. »Nicht schlappmachen, mein Lieber. Vielleicht kann ich drinnen ein Feuer machen. Vielleicht finde ich sogar etwas zu essen.«
    Sein Magen krampfte sich bei diesem Gedanken zusammen. Er stapfte an der Hütte entlang, an den Fellen vorbei und dann auf die Eingangstür zu. Sie stand einen Spalt breit offen.
    Judad blieb stehen.
    Etwas stimmte nicht. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Er wußte viel zu wenig von der einheimischen Flora und Fauna. Vielleicht waren die Schneekatzen-Jäger unvorsichtig gewesen. Vielleicht waren sie selbst zur Beute geworden, und der andere Jäger wartete drinnen.
    Judad öffnete seine psionischen Sinne und horchte. Nichts. Oder fast nichts. Ein undeutlicher, verschwommener Hauch. Etwas, das …
    Er krümmte sich zusammen und fiel mit dem Gesicht nach vorn. Eine ferne Gedankenstimme hatte ihn gerufen, eine Stimme, die er nur zu gut kannte, aber seit Wochen nicht mehr vernommen hatte.
    Noelle! rief er in den telepathischen Äther. Das Sanfte Fieber kroch wieder in ihm empor und begann seine Gedanken zu verbrennen. Noelle, ich bin’s, Judad!
    Sie hörte ihn nicht. Vielleicht konnte sie ihn auch nicht hören. Ein kurzes Bild, ein aufglühender Blitz: das Gesicht eines Graugardisten. Judad verstand und fluchte.
    »Dianne«, kam es von seinen Lippen. »Verdammte Dianne.«
    Er kroch in die Hütte hinein und stieß auf die Leiche eines Mannes.
    Der Jäger mußte

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