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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Crymsen ließ zischend den angehaltenen Atem entweichen.
    »Das können Sie doch nicht machen«, sagte Vargas aufgeregt. »Ich meine, das eben waren Vigilanten. Und dies hier ist ein Libertist. Sie bringen mich in Schwierigkeiten, Narda, in große Schwierigkeiten. Nicht nur mich – uns alle. Wir müssen ihn ausliefern, und zwar sofort.«
    »Wenn Sie nicht sofort die Klappe halten«, flüsterte Narda ihm böse zu, »verknote ich Ihnen telekinetisch die Zunge.«
    Vargas erblaßte, schwitzte und schwieg. Benjamin hatte die leisen Worte Nardas offenbar vernommen und grinste erneut bewundernd. Moon legte weiterhin ungerührt ihre Karten und schien gar nicht darauf zu achten, was um sie herum geschah.
    »Danke«, brachte Gilmore Crymsen hervor. »Diesmal hat nicht viel gefehlt, und ich wäre …« Er ließ sich in einen der Sessel sinken und atmete mehrmals tief durch. Benjamin reichte ihm ein Glas Wasser, das er in einem Zug leerte.
    Narda musterte ihn. Crymsen war ein sehr dürrer und fast ausgezehrt wirkender Mann, ein wenig größer als sie selbst. Gut dreißig Jahre mochte er alt sein. Das grauschwarze, strähnige Haar hing ihm zerzaust in die Stirn, und die dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen blickten unstet, so als rechne er ständig mit dem Zuschnappen einer Falle.
    Narda versuchte vorsichtig, eine psionische Sonde in sein Bewußtsein einzufügen, stieß dabei überraschenderweise jedoch auf einen Widerstand. Sie konnte die Gedanken des Libertisten nur vage erfassen, nicht als klare Symbole, sondern als diffuse Assoziationsketten mit nur geringer Aussagekraft. Offenbar war er ein natürlicher Immuntelepath.
    »Wir haben eine Vigilanten-Meldung abgefangen«, sagte er hastig, so als bliebe ihm nur wenig Zeit, »und darin war von einer hochrangigen Terranautin die Rede, die nach der Grünen Botschaft Tamboros unterwegs war. Sind Sie das?«
    Narda nickte und wartete.
    »Ich bin gekommen, um Sie und Ihre Freunde um Hilfe zu bitten.« Es glühte nun in den dunklen Augen Crymsens. »Unsere Widerstandbewegung ist in den letzten Monaten zwar sehr gewachsen, aber allein haben wir keine Chance gegen die Regenten und ihre Schergen. Aufstände und Demonstrationen werden mit brutaler Gewalt von der Miliz niedergeschlagen. Es gelang dem Gegner, Verräter in unsere Reihen einzuschleusen, und des Nachts kommt es zu Razzien. Tapfere Männer und Frauen werden verhaftet, in den Bunker gebracht und dort verhört. Und die meisten von ihnen verschwinden oder enden in Sammellagern im Norden. Man zwingt die Verurteilten zur Arbeit in Thoriumbergwerken und anderen Minen, und fünfundneunzig von hundert überleben das erste Jahr nicht. Wir brauchen Waffen und Ausrüstungsteile. Noch besser wäre es, wenn sich die Terranauten zu einem direkten Eingreifen entschlossen.«
    »Es tut mir leid. Sie enttäuschen zu müssen.« Narda schüttelte den Kopf. »Aber ich bin nicht aus diesem Grund hier. Wir haben ein Abkommen mit Omikron und anderen Technowelten geschlossen und uns darin auf das Prinzip der Nichteinmischung geeinigt. Ich kann Ihnen nicht helfen, Gilmore. Und das bedaure ich sehr, glauben Sie mir.«
    Crymsen kniff die Augen zusammen und kam langsam auf die junge Frau zu. »Sie bedauern es, ja? Hier auf Omikron sterben täglich Dutzende von Menschen für jenen Traum von Freiheit, für den auch Sie gekämpft haben, damals, als es noch das Konzil der Konzerne gab. Sie hatten niemanden, der Ihnen helfen konnte. Sie waren auf sich allein gestellt. Aber angenommen, es wäre jemand bereit gewesen, Ihnen Unterstützung zu gewähren … Wie viele Menschenleben hätten dann gerettet werden können? Das Prinzip der Nichteinmischung …« Crymsen schnaubte verächtlich, und das fanatische Glitzern in seinen dunklen Augen verstärkte sich. »Eine Phrase, weiter nichts. Begreifen Sie denn nicht, daß sie mit einem solchen Verhalten den Industriebonzen, die einst die Erde unterjochten, direkt in die Hände spielen? Sie geben ihnen Zeit, wertvolle Zeit, um ihre Herrschaft auf den ehemaligen Kolonialplaneten abzusichern, ihre Macht neu zu festigen.«
    »Ein Krieg«, erwiderte Narda ruhig, »würde weit mehr Menschenleben kosten. Wollen Sie das? Wenn wir Terranauten hier auf Omikron zuschlagen und damit das Toleranzabkommen brechen, wird sich keine andere Technowelt mehr sicher wähnen. Und Angriff ist die beste Verteidigung.«
    Sie berührte Crymsen an der einen Schulter und sah erst jetzt, daß er von dem Regen draußen völlig durchnäßt war.

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