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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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beantragt die Zuweisung von finanziellen Mitteln für ein neues Prozessorenwerk …«
    Eine Stunde später kletterte Edmond Hannibal Corboran in die Pilotenkanzel seines Skimmers und machte sich auf den Rückweg nach Tamboro.

4
Ein Verhör besonderer Art
    28. April 2517
     
    »Die Karten Moons haben nicht gelogen«, sagte Benjamin leise.
    Narda stand an der Tür der Gefängniszelle und blickte durch das kleine Fenster aus transparentem Protop auf den Gang. Dann und wann marschierte ein Vigilant durch den Korridor und überprüfte die in die Wände integrierten Sensoren. Die junge Terranautin hatte bereits vergeblich versucht, das elektronische Schloß telekinetisch zu öffnen.
    Offenbar wies auch die Zelle eine PSI-Falle auf, und der von ihr induzierte Schmerz war nahezu unerträglich.
    Sie drehte sich um und musterte den Treiber.
    »Was?« fragte sie geistesabwesend.
    Benjamin lief rot an und senkte den Kopf. »Die Karten Moons, erinnern Sie sich? Sie zog den Drachen, und das bedeutete Unheil.«
    Narda wandte den Blick von dem Jungen ab und beobachtete Moon. Sie saß auf dem Rand einer der drei zusammenklappbaren Liegen der mittelgroßen Kammer, und sie war ganz darauf konzentriert, erneut ihre seltsamen Karten zu legen. Das lange und bis zu den Hüften reichende silberblonde Haar ähnelte einem zarten Schleier, der sie einer Wolke gleich umgab, und in den smaragdgrünen Augen des Mädchens glänzte es so hell, als brenne hinter den Pupillen eine Lampe.
    Moon wirkte unschuldig und sanft, sensibel und empfindsam, doch gleichzeitig haftete ihr etwas an, das Narda nachdenklich machte. Sie entsann sich, daß die Erscheinung Moons sie bei ihrer ersten Begegnung an etwas erinnert hatte, das sie auch jetzt nicht ganz zu erfassen mochte. In ihrem Wesen gab es irgendwo einen vertrauten Faktor, trotz des exotischen Eindrucks, den die junge Treiberin zweifellos erweckte.
    »Wer ist sie?«
    »Moon?« Benjamin vergaß seine Unsicherheit Narda gegenüber, als er auf ein Thema zu sprechen kam, an dem ihm offenbar viel lag. Leise sagte er: »Sie stammt von Senaida und hat bei den Unruhen im Ceti-Sektor gekämpft. Wir sind jetzt seit fast zwei Jahren zusammen, aber sie hat mir nur wenig von damals erzählt.« Dumpf fügte er hinzu:
    »Bestimmt hat sie viele, grausame Dinge erlebt, doch sie spricht nur sehr selten davon. Nun, nach den Kämpfen schloß sie sich einer Treibergruppe an, die sich ›Kreis der ehernen Bestimmtheit‹ nannte. Das ist eine quasi-religiöse Vereinigung, die das Leben an sich über alles stellt und deren Angehörigen das Kämpfen verboten ist. Als äußeres Zeichen ihrer Überzeugung tragen die Betreffenden ein Medaillon von der Art, wie auch Moon es trägt. Manchmal meditiert sie, und sie hat mir einmal erläutert, sie konzentriere ihre Seele dabei auf ein sogenanntes ›transzendentales Zentrum‹, was immer das auch sein mag. Die Karten hat sie erhalten, als sie noch ein kleines Mädchen war, von der Elterngruppe auf Senaida. Sie meinte einmal, man habe sie sieben Standardjahre lang in ihrer Verwendung unterwiesen. Als sie sich dem Kreis anschloß, hat sie sich auch einen anderen Namen gegeben. Ich sagte es Ihnen ja schon in der Botschaft: Eigentlich heißt sie Esmeralda Von-Dem-Berge. Doch jetzt nennt sie sich nur noch Moon.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Narda langsam. Moon war also eine PSI-Amazone. Sie hatte von solchen Treibern gehört, von den Schulen und Akademien auf Senaida, vom Leben in der Abgeschiedenheit der Berge jenes unwirtlichen Planeten. Eine PSI-Amazone – eine Person, die in allen Arten des psychischen und physischen Kampfes ausgebildet war, nicht nur eine Treiberin, sondern eine Kriegerin.
    Eine ehemalige Kriegerin, verbesserte sich Narda. Sie hatte zu viele Schrecken gesehen. Und was die Karten anging: Wenn sich Narda nicht irrte, bekam jeder Absolvent der PSI-Akademien von Senaida ein ganz persönliches Orakel …
    Die Terranautin wandte sich von der Tür ab und trat auf die Liege zu. Moon sah nicht auf und legte weiterhin ihre Karten.
    »Moon? Würdest du mir die Bedeutung der Symbole erklären?«
    Daraufhin hob die Treiberin langsam den Kopf. »Wir hätten warten sollen«, sagte sie ruhig und mit samtener Stimme.
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Ich bin ganz sicher.« Sie deutete auf die Karten. »Es gibt drei Farben und neun verschiedene Zeichen: Schwertträger – eins. Gehörnter – zwei, König – drei, Drache – vier, Wasser – fünf. Buch – sechs, Siegel – sieben,

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