Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
heran.
»Flucht ist sinnlos«, sagte Moon. Sie stand vor der Stahlwand und blickte in die Höhe, und als sie sich umdrehte, sah Narda in ein ernstes Gesicht. Keine Furcht zeigte sich darin, nur die Erkenntnis, daß sie verloren hatten. Einmal mehr tastete die Treiberin nach dem Medaillon an der Halskette, und sie nickte sich wie bestätigend zu.
Narda schnitt eine Grimasse. »Wenn wir unsere mentalen Kräfte vereinen …«
Moon schüttelte den Kopf. »Unser Feind ist ein Retro-Psioniker. Und außerdem: Ich darf nicht kämpfen.«
Narda fluchte. »Es handelt sich um eine organische Maschine. Du würdest keinen … keinen Menschen töten.«
»Er lebt«, sagte Moon nur. »Und Leben ist heilig. In jeder Form.«
Narda ballte kurz die Fäuste und hörte erneut das Zischen und Fauchen.
»Die Presse! Komm, Benjamin. Vielleicht haben wir noch eine Chance.«
Für lange Erklärungen war keine Zeit mehr. Sie kehrten an die Stelle zurück, an der die durch die Schrottansammlung führende Schneise einen Knick aufwies. Über ihnen baumelte der Greifer, und die Arme öffneten sich gerade wieder. Einige Meter weiter voraus klappten die Scharniergelenke der Presse auseinander.
Und durch den Korridor kam der Zerstörer heran, ein undeutlicher Schemen nur, angesichts des Chamäleon-Anzuges vor dem grauen Hintergrund kaum zu erkennen. Eigentlich verriet ihn nur das zinnoberfarbene Glühen der Erfassungsoptik des Raketenwerfers.
Benjamin schluckte hörbar.
Narda wartete, bis sich die unheimliche Gestalt genau unter dem Greifer befand. Dann raunte sie: »Jetzt!« Sie konzentrierte sich, und zusammen mit Benjamin jagte sie einen telekinetischen Keil in die hohe Schrottwand.
Stahlbleche und tonnenschwere Metallfragmente gerieten in Bewegung, rutschten knirschend und schabend und stürzten auf den Zerstörer herab, der nicht schnell genug ausweichen konnte. Unmittelbar im Anschluß daran griff Narda mit einer psionischen Faust nach dem Greifer, riß ihn herab und sorgte dafür, daß sich die Klauen in die Masse gruben, unter der der Organoide begraben war.
Es rasselte laut, und die scharfkantigen Metallteile hafteten an dem Elektromagneten fest. Eine Winde surrte, und hungrig wartete der geöffnete Rachen der Presse. Schweiß perlte auf Nardas wie auch auf Benjamins Stirn. Narda lenkte den Greifer mit dem Schrott über die Presse und zwang die Klauen auseinander.
Die Servomotoren brummten lauter und quetschten Stahl und Kunststoff zusammen.
Und auch den Zerstörer.
Seufzend ließ sich Narda zurücksinken, und Benjamin murmelte: »Bei allen Raumgeistern – wir haben es geschafft.«
»Nein«, sagte Moon, die hinter sie getreten war.
Einer der Pressenmotoren jaulte, und überlastete Lager knarrten. Etwas knackte so laut, daß Narda unwillkürlich zusammenzuckte. Langsam öffnete sich die Presse wieder; heiße Schmiermittel verdampften rauchig auf sich leer drehenden Wellen.
Und eine bizarre Gestalt schob sich durch den breiter werdenden Spalt zwischen den beiden Klappen. Der Chamäleonanzug des Wesens war an einigen Stellen zerrissen und zerfetzt und offenbarte verbrannte und aufgeschlitzte Haut. Farblose Nährflüssigkeit tropfte aus den klaffenden Wunden. Unter dem verrußten Fleisch jedoch war stumpfes Metall zu sehen.
Und die Augen des Wesens … eine Verbindung aus organischen Pupillen und Sensoroptiken, elektronisch kontrollierte Nervenbahnen …
Der Raketenwerfer des Unheimlichen war in der Presse zerquetscht worden, aber das verminderte nur geringfügig das Vernichtungspotential des Wesens. Es stieg aus der Presse hervor, deren Motoren inzwischen von der Sicherheitsautomatik abgeschaltet worden waren, und Narda und die beiden Treiber hörten das leise Summen der Servomechanismen im Innern des alptraumhaften Körpers. Der Zerstörer kletterte über einige gebogene Stahlträger hinweg, und die Verletzungen der organischen Hülle schienen ihn in keinster Weise zu behindern.
Am Ende der durch den Schrottwald führenden Schneise bewegte sich etwas. Ein grauer Wagen hielt – das Velozimobil, das dem Vigilanten-Transporter von der Pyramide her gefolgt war –, und ein Mann sprang daraus hervor. »Weg!« rief er. »Weg von ihm!«
Der Zerstörer war nur noch wenige Meter entfernt. Narda erwachte aus ihrer Schreckensstarre, drehte sich um und eilte fort.
Benjamin und Moon schlossen sich ihr an.
Der Hybride – die Mischung aus Roboter und organischem Wesen – stakte heran.
Der Mann am Rande des Schrottplatzes hob
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