Die Terroristen
traf ein höchst unerwarteter Besucher ein. Die Tür sprang auf, und Bulldozer Olsson stürmte mit gesenktem Kopf, einem blumengeschmückten Stier auf dem Weg in die Arena nicht unähnlich, herein.
Er sah wie immer aus. Zerknitterter blauvioletter Anzug, rosafarbenes Hemd und ungeheuer fantasievoller Schlips.
Melander rührte keinen Finger, aber Gunvald Larsson sprang, wie an einer unpassenden Stelle von der Tarantel gestochen, hoch. Dann fragte er verblüfft:
»Was machst du hier, in drei Teufels Namen?«
»Bürochef Malm bat mich, mal herzukommen, wenn ich Zeit habe«, erklärte Bulldozer strahlend. »Er meinte, dass vielleicht juristische Probleme auftreten würden, bei denen ihr Hilfe braucht.«
Er trippelte an die Wandkarte, studierte sie eine Weile, schlug die Hände zusammen und rief plötzlich:
»Wie geht’s denn so bei euch, Jungens?«
Auch Martin Beck war von der plötzlichen Aufregung angelockt worden und blickte unfreundlich auf den Besucher. Aber seine Stimme war ganz ruhig:
»Alles scheint planmäßig zu verlaufen. Irgendwelche speziellen juristischen Fragen sind noch nicht aufgetaucht. Aber es ist ja beruhigend zu wissen, dass wir uns an dich wenden können, wenn es Probleme geben sollte.«
»Ausgezeichnet. Ganz ausgezeichnet.«
»Wo ist denn Werner Ross?«, fragte Gunvald Larsson boshaft.
»In Canberra, in Australien. Ich rechne also damit, dass er jeden Moment zuschlägt. Und ausgerechnet jetzt werde ich am Donnerstag und Freitag die Hälfte des Bankraubpersonals abgeben müssen. Und wer hat das veranlasst? Ihr mit euren Schutzmaßnahmen. Das werden harte Tage, meine Herren. Glaubt meinen Worten. Aber wir werden es schon schaffen. Wir haben unsere Erfahrungen, sozusagen.«
Er blickte sich im Zimmer um und verabschiedete sich fröhlich: »Viel Glück, Jungens!«
Dann eilte er auf die Tür zu und verschwand, noch ehe jemand ihm auch nur zunicken konnte.
»Verdammt«, schimpfte Gunvald Larsson, »so dumm kann auch nur Malm sein, uns Bulldozer auf den Hals zu schicken.«
»Wir brauchen ihn ja nicht um Rat zu fragen«, meinte Martin Beck leidenschaftslos.
Nachdem die Nachricht vom König eingetroffen war, schien jetzt alles klar zu sein, was das Programm betraf.
Die ganze Angelegenheit sollte in der Presse veröffentlicht werden, auch der Weg der Kolonne.
Das einzige, wovon niemand etwas erfahren durfte, war wohl wie üblich der Inhalt der Gespräche zwischen den hohen Politikern und was dabei herausgekommen war. Man konnte mit Sicherheit mit einem farblosen und nichts sagenden Kommunique rechnen, wenn alles überstanden war.
Radio und Fernsehen würden die Ankunft des hohen Gastes, den Weg in die Stadt, die Kranzniederlegung und das Treffen beim König direkt übertragen.
Alles schien klar, einfach und gut vorbereitet.
16
D as Armeemuseum in Stockholm liegt in Riddargatan im Stadtteil Östermalm. Es ist in einer alten Kaserne untergebracht und hinter einem großen Platz verschanzt, auf dem sorgfältig gepflegte und malerisch postierte alte Artilleriegeschütze stehen. Das Gelände füllt einen ganzen Häuserblock zwischen Sibyllegatan und Artillerigatan. Das nächststehende Gebäude hat dagegen nichts Kriegerisches an sich, es ist die Hedvig-Eleonora-Kirche, die trotz einer prächtigen Kuppel nicht zu den bemerkenswerten Bauten der Stadt gehört und keine besondere Aufmerksamkeit verdient.
Heutzutage gehört auch das Armeemuseum nicht mehr zu den bemerkenswerten Attraktionen, besonders seit herausgekommen ist, dass ein Teil des Geheimdienstes dort untergebracht wurde, sozusagen mit dem Museum als unschuldigem Deckmantel.
Martin Beck hatte es eilig, und außerdem war er mit den Jahren ein wenig bequemer geworden. Er nahm sich nicht die Zeit, sich in die hoffnungslos lange Schlange derjenigen einzureihen, die auf ein Taxi warteten, sondern ließ sich von einem Streifenwagen dorthin bringen. Die Polizeiassistenten in dem Wagen gehörten nicht zu dem berüchtigten Wachdistrikt Östermalm, der immer wieder durch sonderbare Razzien und offensichtlich recht oberflächliche Handhabung des schrecklichen Gesetzes über das Recht der Polizei zur Festnahme ohne Begründung Aufsehen erregte. Beide waren freundliche junge Männer, und der eine stieg sogar aus und grüßte, als sie am Ziel waren. Martin Beck überlegte einen Augenblick, ob der Gruß ihm oder den schicken militärischen Ausstellungsstücken galt.
Das Herz des Museums ist eine große Halle mit altertümlichen Kanonen und
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