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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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zuvor eine Zigarette ausgedrückt hatte.
    Die Angeklagte wurde durch eine kleine Seitentür hereingeführt. Ihr folgte eine verhärmte, etwa fünfzig Jahre alte Frau in einem Kleid, das eine Art Uniform war. Das angeklagte Mädchen selbst hatte helles, schulterlanges Haar, einen mürrischen Zug um den Mund und weitsichtige braune Augen. Sie trug ein knöchellanges, hellgrün besticktes Kleid aus einem leichten, dünnen Stoff und hatte schwarze Holzschuhe an den Füßen.
    Das Gericht blieb sitzen, so wie es von Anfang an gesessen hatte. Die übrigen blieben erst einmal stehen.
    Der Richter eröffnete mit monotoner Stimme das Verfahren und wandte sich dann an das Mädchen, das links vor dem Richtertisch saß:
    »Angeklagt in diesem Verfahren ist Rebecka Lind. Sind Sie Rebecka Lind?«
    »Ja.«
    »Darf ich die Angeklagte bitten, etwas lauter zu sprechen.«
    »Ja.«
    Der Richter blickte in seine Papiere. Schließlich fragte er:
    »Haben Sie keine weiteren Vornamen?«
    »Nein.«
    »Und Sie sind am 3. Januar 1956 geboren?«
    »Ja.«
    »Ich muss die Angeklagte bitten, lauter zu sprechen.«
    Er sagte das auf eine Art, als ob dieser Satz wie ein Ritual in allen Gerichtsverhandlungen ausgesprochen werden musste. Das war auch notwendig, denn die Akustik im Gerichtssaal war miserabel. Außerdem waren die Beklagten häufig nicht gewöhnt, bei offiziellen Gelegenheiten frei heraus zu sprechen, und standen darüber hinaus unter dem Eindruck des bedrückenden und negativen Milieus, dem sie hier ausgesetzt waren. Der Richter fuhr fort:
    »Die Anklage wird von Oberstaatsanwalt Sten Robert Olsson vertreten.«
    Bulldozer reagierte überhaupt nicht, sondern blätterte, ohne zu merken, was um ihn herum vor sich ging, in seinen Papieren.
    »Ist Oberstaatsanwalt Sten Robert Olsson anwesend?«, fragte der Richter tonlos, obwohl er den Betreffenden Hunderte von Malen vorher gesehen hatte.
    Bulldozer zuckte zusammen, er war nicht daran gewöhnt, bei seinem richtigen Namen gerufen zu werden.
    »Ja, sicher«, antwortete er eifrig. »Ja, ich bin hier.«
    »Ist ein Vertreter der Klägerseite anwesend?«
    »Eine Zivilklage ist nicht eingereicht worden«, erklärte Bulldozer.
    »Die Angeklagte wird von Advokat Hedobald Braxen verteidigt.«
    Es wurde still. Alle blickten sich um. Der Gerichtsdiener sah im Vorraum nach. Braket hatte sich noch nicht eingefunden.
    »Advokat Braxen hat sich offenbar verspätet«, stellte der Beisitzer nach einer Weile fest.
    Danach unterhielt er sich murmelnd mit dem Gerichtsvorsitzenden, und der sagte laut:
    »Wir können in der Zwischenzeit die Zeugen aufrufen. Die Anklage hat zwei Zeugen geladen, Bankkassiererin Kerstin Franzen und Polizeiassistent Kenneth Kvastmo.«
    Beide meldeten sich als anwesend.
    »Die Verteidigung hat folgende Personen als Zeugen geladen: Kriminalkommissar Martin Beck, Polizeiassistent Karl Kristiansson, Bankdirektor Rumford Bondesson und Hauswirtschaftslehrerin Hedy-Marie Wiren.«
    Alle bestätigten ihre Anwesenheit.
    Nach einer kurzen Pause fuhr der Richter fort:
    »Der Verteidiger hat außerdem Direktor Walter Petrus als Zeugen geladen, aber der ist verhindert und hat sich ordnungsgemäß entschuldigt und außerdem erklärt, dass er mit dem Fall nichts zu schaffen hat.«
    Einer der Schöffen grinste.
    »Ich bitte die Zeugen nunmehr, den Saal zu verlassen.«
    Das geschah. Die beiden Polizisten, wie immer bei solchen Gelegenheiten in Uniformhosen, schwarzen Schuhen und neutralen Blazern, Martin Beck, der Bankdirektor, die Hauswirtschaftslehrerin und die Bankkassiererin trotteten in den Vorraum.
    Danach verblieben im Saal außer dem Gericht lediglich die Angeklagte, die Beamtin aus dem Untersuchungsgefängnis und ein Zuhörer.
    Bulldozer Olsson las fleißig in seinen Unterlagen, doch nicht länger als zwei Minuten, dann blickte er neugierig auf die Zuschauerin.
    Die Frau war Bulldozers Schätzung nach etwa 35 Jahre alt. Sie saß auf einer der Bänke und hatte einen aufgeschlagenen Stenogrammblock vor sich liegen. Soweit er es beurteilen konnte, schien sie klein zu sein, kaum 1,60; sie hatte blonde, glatte, nicht besonders lange Haare und ihre Kleidung bestand aus verwaschenen Jeans und einer Bluse von undefinierbarer Farbe. Sie trug Riemensandalen und hatte breite, braun gebrannte Füße mit geraden Zehen und flache Brüste mit großen Brustwarzen, die durch den Stoff der Bluse deutlich zu sehen waren.
    Am auffallendsten war ihr kleines, kantiges Gesicht mit kräftiger Nase und einem

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