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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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es immer, rechtzeitig zu seinen Verabredungen zu erscheinen, und so traf er auch diesmal wieder mit hängender Zunge zwei Minuten vor Beginn der Verhandlung ein. Er war ein korpulenter, jedoch beweglicher kleiner Mann mit fröhlicher Miene und lebhaften Gesten, der stets rosa Oberhemden und Krawatten von so enormer Geschmacklosigkeit trug, dass er Gunvald Larsson während der Zeit, als dieser in Bulldozers Spezialabteilung gearbeitet hatte, beinahe zum Wahnsinn getrieben hätte. In dieser Gruppe waren übrigens auch Einar Rönn und Lennart Kollberg eingesetzt gewesen, aber das war jetzt schon einige Jahre her. Und Kollberg war inzwischen aus dem Polizeidienst ausgeschieden. Bulldozer hielt viel von schnellem Wechsel und frischen Kräften unter seinen Mitarbeitern.
    Er blickte sich in dem kahlen und schlecht geheizten Vorraum des Gerichtssaales um und entdeckte eine Gruppe von fünf Personen, darunter seine eigenen Zeugen und einen Mann, dessen Anwesenheit ihn völlig überraschte.
    Nämlich den Chef der Riksmordkommission.
    »Was in aller Welt tust du denn hier?«, fragte er Martin Beck.
    »Ich bin als Zeuge geladen.«
    »Von wem?«
    »Der Verteidigung.«
    »Der Verteidigung? Was soll das heißen?«
    »Advokat Braxen«, erklärte Martin Beck. »Er ist offenbar als Pflichtverteidiger ausgelost worden.«
    »Braket«, wiederholte Bulldozer verstört und benutzte dabei den Spitznamen dieses Rechtsanwaltes, der so viel wie »Krachen« bedeutete. »Ich habe heute schon drei Sitzungen und zwei Haftprüfungstermine gehabt. Und jetzt soll ich also für den Rest des Nachmittags hier sitzen und Braket zuhören.«
    »Informierst du dich denn nicht vorher, wer die Verteidigung hat? Und was hast du während des Hafttermins getan?«
    »Hafttermine sind in solchen Fällen reine Routine. Bei diesem hier dauerte die Verhandlung nur drei Minuten, und die Verteidigung war nicht anwesend. Die wurde auch nicht gebraucht.«
    Er eilte auf einen seiner Zeugen zu und begann in den Unterlagen in seiner Aktentasche zu blättern, ohne zu finden, was er suchte.
    Martin Beck überlegte, dass Bulldozer und Braket sich in einigen Punkten recht ähnlich waren. Wenn man mit ihnen sprach, pflegten beide plötzlich zu verschwinden, aber während Bulldozer im wahrsten Sinne des Wortes davonlief, sich zum Beispiel durch die Tür verdrückte, entschwand Braket im Geiste und schien sich dann in einer anderen Welt zu befinden.
    Der Staatsanwalt ließ seinen Zeugen mitten im Satz stehen und kam zu Martin Beck zurück.
    »Bist du über diesen Fall informiert?«, fragte er.
    »Nicht besonders. Aber Braxens Argumente waren so einleuchtend, dass ich es für richtig hielt, herzukommen. Außerdem habe ich im Augenblick nichts vorliegen, das meine besondere Aufmerksamkeit erfordert.«
    »Ihr bei der Mordkommission wisst ja gar nicht, was wirkliche Arbeit bedeutet«, sagte Olsson neidvoll. »Ich allein habe 39 Ermittlungen in Arbeit und ebenso viele, die auf Eis liegen. Du solltest mal bei mir vorbeikommen, du würdest Augen machen.«
    »Nicht, dass ich mich vor Arbeit scheue, aber trotzdem, nein danke.«
    »Schade«, meinte Bulldozer. »Manchmal glaube ich, dass ich den besten Job in der ganzen Rechtsmaschinerie habe. Unwahrscheinlich interessant und spannend. Jeder Tag bringt neue Überraschungen und…«
    Er brach ab, fuhr jedoch gleich darauf fort:
    »Wie diese Sache mit Braket zum Beispiel.«
    Bulldozer Olsson gewann alle seine Verfahren mit einigen wenigen Ausnahmen. Schonungsvoll würde man gesagt haben, dass dies für das Rechtswesen nicht besonders schmeichelhaft war. Was das in Wahrheit bedeutete, daran wagte man gar nicht zu denken.
    »Auf jeden Fall hast du einen unterhaltsamen Nachmittag vor dir«, kündigte Olsson an. »Mit Braket gibt es ein Wortgefecht.«
    »Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hergekommen«, entgegnete Martin Beck.
    Der Fall wurde aufgerufen, und damit endete die Unterhaltung. Die Beteiligten, mit einer wichtigen Ausnahme, betraten den Gerichtssaal, der einer der düstersten Räume im Hauptgebäude des Rathauses war. Die Fenster waren groß und imponierend, was keine Entschuldigung, aber möglicherweise eine Erklärung dafür war, dass sie offenbar sehr lange nicht geputzt worden waren.
    Der Richter, der Beisitzer und sieben Schöffen starrten von der breiten Richterbank aus feierlich in den Saal.
    Ein leichter, durchsichtiger Schleier in dem von einem Sonnenstrahl beleuchteten aufgewirbelten Staub deutete darauf hin, dass jemand kurz

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