Die Terroristen
selbst.
Die Eskorte bewegte sich sehr schnell.
Das erste der Autos mit den Sicherheitsbeamten befand sich schon unter dem Balkon.
Der Sicherheitsexperte lächelte zu Gunvald Larsson hin, nickte beruhigend und begann seine Papiere zusammenzufalten.
Genau in diesem Augenblick brach die Erde auf, praktisch direkt unter dem kugelsicheren Cadillac.
Die Druckwelle warf die beiden Männer zurück, doch wenn man Gunvald Larsson auch vieles nachsagen konnte, schwächlich war er nicht. Er klammerte sich mit beiden Händen an das Geländer und blickte nach oben.
In der Fahrbahn schien ein Vulkan ausgebrochen zu sein, der seine brüllende Feuersäule bis zu 50 Meter in die Höhe schickte.
Auf der Spitze dieser Säule balancierten verschiedene Gegenstände.
Am auffallendsten war die hintere Hälfte des kugelsicheren Cadillac, ein auf den Kopf gestelltes schwarzes Taxi mit blauem Band an den Längsseiten und ein halbes Pferd mit gelbschwarzem Federbusch am Stirnband, ein schwarzer Stiefel über grünem Uniformstoff und ein Arm mit einer langen Zigarre zwischen den Fingern.
Gunvald Larsson wandte das Gesicht ab, als brennende Gegenstände auf ihn herabzuregnen begannen. Er dachte gerade an seinen neuen Anzug, als irgendetwas schwer und kräftig gegen seinen Brustkorb prallte und ihn der Länge nach hintenüber auf die Marmorplatten des Balkons warf.
Außer einer leichten Prellung hatte er keine Verletzung davongetragen.
Das Brüllen der Explosion ließ nach einigen Minuten nach, und man konnte jammern, verzweifelte Hilferufe und sogar eine fluchende Stimme hören, bevor die menschlichen Laute in dem Geheul der Sirenen der Krankenwagen und eines Feuerwehrautos untergingen.
Gunvald Larsson erhob sich, um nachzusehen, was ihn zu Fall gebracht hatte.
Das Ding lag vor seinen Füßen.
Es hatte einen Stiernacken und ein schwammiges Gesicht und seltsamerweise saß die Brille in dem schwarz lackierten Stahlgestell noch an ihrem Platz.
Der Sicherheitsexperte kam ebenfalls auf die Füße, offenbar auch unverletzt, auch wenn er einiges von seiner Eleganz eingebüßt hatte.
Er starrte ungläubig auf den Kopf und bekreuzigte sich. Gunvald Larsson besah sich seinen Anzug. Der war nicht mehr als solcher zu gebrauchen. »Verdammt«, sagte er.
Dann betrachtete er den Kopf zu seinen Füßen.
»Vielleicht sollte man den mit nach Hause nehmen«, murmelte er vor sich hin. »Als Souvenir.«
Francisco Bajamonde Cassavetes y Larrinaga sah seinen Gast fragend an.
Das Wort Souvenir hatte er jedenfalls verstanden. Vielleicht waren die Schweden Kopfjäger.
»Catastrofe«, sagte er.
»Ja, so kann man vielleicht sagen«, bestätigte Gunvald Larsson.
Francisco Bajamonde Cassavetes y Larrinaga sah so unglücklich aus, dass Gunvald Larsson sich verpflichtet fühlte, ihn zu trösten:
»Aber niemand kann Ihnen einen Vorwurf machen. Und außerdem hatte er einen ungewöhnlich hässlichen Kopf.«
3
A m selben Tag, als Gunvald Larsson sein eigentümliches Erlebnis auf dem Balkon mit der schönen Aussicht hatte, stand ein Mädchen mit Namen Rebecka Lind vor Stockholms Tingsrätt. Die Anklage lautete auf bewaffneten Bankraub.
Sie war 18 Jahre alt und hatte nicht die geringste Ahnung von den Dingen, mit denen Gunvald Larsson sich gerade beschäftigte. Wenn jemand die Stadt, in der er sich befand, erwähnt hätte, so wäre ihr der Name unbekannt gewesen, sie hatte niemals von dem Land gehört, in dem dieser Ort lag, und sie wusste ebenso wenig von hoch gestellten Personen, die ihren Kopf verloren, wie davon, dass der Präsident der USA immer noch Nixon hieß.
Dafür wusste sie vieles andere, aber das gehörte sozusagen nicht hierher.
Bulldozer Olsson, seit einigen Jahren Experte der Gerichte für bewaffnete Banküberfälle, die das Land wie eine Pest verseucht hatten, fungierte in diesem Verfahren als Staatsanwalt.
Er war ein so gehetzter Mann und fand nur so selten Zeit, einmal nach Hause zu kommen, dass er erst nach drei Wochen merkte, dass seine Frau ihn für immer verlassen und lediglich eine lakonische Nachricht auf dem Kopfkissen hinterlassen hatte. Was ihn offenbar nicht weiter berührte, denn er reagierte mit der ihm eigentümlichen Schnelligkeit und hatte sich innerhalb von drei Tagen eine neue Lebensgefährtin angeschafft. Nämlich seine Sekretärin, die ihn uneingeschränkt und hingebungsvoll bewunderte, und tatsächlich schienen seine Anzüge seit dieser Zeit nicht mehr ganz so zerknittert zu sein.
Aber bei all der Hetze schaffte er
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