Die Terroristen
Zerstörers hatten bereits eine halbe Stunde in Reih und Glied vor dem Stenbockschen Palast gestanden und darauf gewartet, ihre Aufgabe als Kranzträger zu übernehmen. Wahrscheinlich froren sie, aber sie waren wenigstens nicht dem aus Nordosten kommenden Wind ausgesetzt, der heftige Graupelschauer mit sich brachte.
Martin Beck und Gunvald Larsson, die soeben eingetroffen waren, hatten sich einen Platz auf der Treppe von Svea Hovrätt gesucht, wo ihnen der Wind ins Gesicht peitschte. Nachdem sie das Phänomen auf dem Lkw bestaunt hatten, begannen sie, die Umgebung zu beobachten.
Riddarholmen ist eine kleine Insel mit etwa zehn öffentlichen und staatlichen Gebäuden und stellt den westlichen Teil der »Stadt zwischen den Brücken« dar. Die Eisenbahngleise und der schmale Riddarholmskanal trennen sie von der Altstadt, und wenn man nicht vom Wasser her kommt, gibt es nur drei Zufahrten dorthin. Man kann über den Fußgängerweg an der Eisenbahnbrücke oder von Munkbrohamnen über Hebbes Treppe gehen, doch wenn man die Insel mit dem Wagen erreichen will, dann gibt es keine andere Möglichkeit als via Riddarhusbron über die Bahn und den Kanal.
Diese drei Wege waren gesperrt.
Es war für Eric Möller und seine Spezialtruppe ein Leichtes gewesen, das Gebiet abzuriegeln und darauf zu achten, dass kein Unbefugter sich dort befand. Nur Personen, die ihren Arbeitsplatz in den verschiedenen Ämtern und Büros hatten, wurden durch die Sperren gelassen.
Demonstranten und Neugierige durften sich auf Riddarhustorget auf der anderen Seite der Brücke aufhalten.
Zehn Minuten vor Eintreffen der Eskorte hatte Möller zwei Mann in die Kirche geschickt mit den Worten:
»Seht sicherheitshalber noch mal nach, ob es nicht irgendwelchen Japanern geglückt ist, sich hineinzuschleichen. Sonst stehen die plötzlich mit den Kameras vor den Bäuchen herum und beglotzen die Zeremonie.«
Diese beiden Männer aus dem Spezialkommando waren Karl Kristiansson und Aldor Gustafsson. Kristiansson war von Natur aus unglaublich faul und Gustafsson ein lässiger und bulliger, junger Mann, der sich selbst ungeheuer überschätzte.
Gustafsson stellte sich an der Innenseite der Tür auf und steckte sich eine Zigarre an, während Kristiansson ziellos umherlief und den geheiligten historischen Ort betrachtete. Er erinnerte sich, wie er als Schuljunge gezwungen worden war, Museen und andere Sehenswürdigkeiten zu besuchen, und dessen nicht nur schrecklich überdrüssig gewesen, sondern obendrein auch noch genötigt worden war, Schulaufsätze über seine Erlebnisse zu schreiben. Ihm fiel auch ein, dass er seit seiner Konfirmation nicht mehr in der Kirche gewesen war.
Kristiansson kam zu Aldor Gustafsson zurück, der, eingehüllt vom Zigarrenrauch, auf seinen Fußsohlen wippte.
»In fünf Minuten kommt der Ami. Es ist wohl das Beste, wenn wir uns auf unseren Platz stellen«, sagte er.
Kristiansson nickte und schlenderte hinter Aldor Gustafsson her ins Freie.
Martin Beck und Gunvald Larsson froren im kalten Wind, als sie da standen und auf Birger Jarls Torg blickten. Wachposten standen auf dem Platz herum, und vom Lastwagen herauf bis zum Eingang der Kirche war ebenfalls eine Reihe von bewaffneten Männern aufgestellt.
Gunvald Larsson strich sich plötzlich die Regentropfen aus den Augenbrauen und knuffte Martin Beck mit dem Ellbogen.
»Verdammte Scheiße. Ich habe es doch gewusst. Guck mal, das Knallkopfkommando.«
Martin Beck sah Gustafsson mit Kristiansson im Schlepptau aus der Kirche trotten und entdeckte gleichzeitig, dass Richard Ullholm mit eiligen Schritten von Wrangelska Backen daherkam und an der Kirche entlang auf die Brücke zusteuerte.
Martin Beck blickte auf die Uhr. Noch 5 Minuten.
»Jetzt können wir nicht mehr viel unternehmen«, stellte er fest. »Sehen wir uns also an, wie das Ganze abläuft. Wo ist Möller übrigens?«
Gunvald Larsson zeigte auf die Kirche. »Da kommt er mit den wirklichen Helden aus der Idiotenliste.« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
Eric Möller ging schnellen Schrittes auf die Kirche zu, gefolgt von Bo Zachrisson und Kenneth Kvastmo. Sie blieben stehen, und Möller inspizierte seine kleine Truppe.
Martin Beck und Gunvald Larsson blieben auf der dem Platz zugewandten Treppe stehen und beobachteten, wie Möller mit den vier Männern sprach, einem nach dem anderen. Er wirkte nicht so ruhig und selbstsicher wie üblich, blickte mehrmals auf seine Uhr, warf unruhige Blicke zu Riddarhustorget
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