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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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den Platz erreichten, kam Eric Möller irgendwoher angestürzt. Er versuchte, die schockierten und entsetzten Menschen, die sich um den Toten drängten, fortzuschubsen, gleichzeitig rief er seinen mehr oder weniger ratlosen Männern Befehle zu.
    Martin Beck blickte zu Rebecka Lind, die immer noch unter Kvastmos Griff vornübergebeugt dastand.
    »Lass sie los«, befahl er.
    Kvastmo dachte nicht daran und wollte protestieren, als Gunvald Larsson auf ihn zutrat und ihn beiseite stieß.
    »Ich nehme sie in unseren Wagen«, sagte Gunvald Larsson und begann sich mit Rebecka durch die aufgebrachte Volksmenge zu schieben.
    Martin Beck beugte sich herab und hob den Revolver auf, den das Steingesicht Zachrisson aus der Hand geschlagen hatte.
    Er hatte erst kürzlich eine ebensolche Waffe gesehen.
    Bei Kollberg im Armeemuseum.
    Er erinnerte sich daran, was Kollberg über den kleinen Damenrevolver gesagt hatte.
    Man kann vielleicht einen Kohlkopf auf 20 Zentimeter Abstand damit treffen, vorausgesetzt, der hält absolut still.
    Martin Beck blickte auf das zerschossene Gesicht des Ministerpräsidenten und überlegte, dass das ungefähr alles war, was Rebecka Lind erreicht hatte.
    Die Verwirrung war vollständig.
    Die einzigen, die sich von den Ereignissen nicht nennenswert beeindruckt zeigten, waren der Senator, sein Leibwächter und die vier Marineoffiziere, die den monströsen Kranz jetzt vor die Füße des Ministerpräsidenten gelegt hatten.
    Richard Ullholm war puterrot im Gesicht und rief Eric Möller, der Ordnung in die Verwirrung zu bringen versuchte, zu:
    »Dies werde ich anzeigen. Das ist ein schweres Dienstvergehen, und das werde ich dem Justiz-Ombudman anzeigen. Skandalöses Dienstvergehen.«
    »Halt die Schnauze«, brummte Möller.
    Richard Ullholm wurde, wenn das überhaupt möglich war, noch röter im Gesicht und wandte sich an Kristiansson, der an dem Platz stehen geblieben war, wo man ihn hingestellt hatte.
    »Dich werde ich wegen Dienstvergehen anzeigen. Euch alle werde ich beim JO anzeigen.«
    »Ich habe nichts getan«, sagte Kristiansson. »Gerade deswegen«, schrie Ullholm. »Genau das will ich anzeigen.«
    Martin Beck wandte sich an Ullholm und sagte:
    »Schrei hier nicht herum, sondern mach, was dir befohlen wurde. Sieh zu, dass die Leute hier vom Platz verschwinden. Du auch, Kristiansson.«
    Dann ging er hinüber zu Eric Möller.
    »Hier musst du Ordnung schaffen. Ich fahr mit dem Mädchen zur Kripo.«
    Es war Eric Möller geglückt, die Menschentrauben von der Leiche des Regierungschefs wegzudrängen.
    Der Tote lag auf dem Rücken auf den regennassen Stufen vor der Kirche. Zu seinen Füßen lag der groteske Blumenkranz, und auf der anderen Seite des Kranzes stand der große Senator mit einem bekümmerten Ausdruck in seinem sonnengebräunten Gesicht. Der Leibwächter mit dem Granitgesicht hinter ihm hatte immer noch den Cowboyrevolver in der Hand.
    Drüben vom Riddarhustorg näherte sich der Klang von Sirenen.
    Martin Beck steckte den kleinen, blanken Revolver in die Tasche und ging auf den Wagen zu, in dem Gunvald Larsson und Rebecka Lind auf ihn warteten.

24
    D ie Situation war für Martin Beck nicht ganz neu.
    Er selbst hinter dem Schreibtisch und auf dem Stuhl vor ihm jemand, der einen Menschen getötet hatte.
    Er hatte sich viele Male vorher in dieser Lage befunden, es war ein Teil seines Berufes.
    Dagegen kam es höchst selten vor, dass das Verhör schon in weniger als einer Stunde nach der Tat begann, dass er selbst und eine große Zahl von Polizisten Zeugen des Verbrechens gewesen waren, dass der Täter ein achtzehnjähriges Mädchen war und dass die Fragen nach dem Wie, Wo und Wann bereits erledigt waren und nur das Warum übrig blieb.
    In den langen Jahren seiner Tätigkeit bei der Polizei hatte er sowohl Opfer als auch Täter aus allen Klassen der Gesellschaff und mit unterschiedlichem Status vor sich gehabt, aber niemals vorher war bei einer Morduntersuchung das Opfer eine so hoch gestellte Persönlichkeit wie der Regierungschef des Landes gewesen.
    Außerdem konnte er sich nicht daran erinnern, jemals mit einer Mordwaffe der Art zu tun gehabt zu haben, wie sie jetzt vor ihm auf der Schreibunterlage lag.
    Neben dem kleinen, vernickelten Revolver lag ein altes abgegriffenes Munitionskästchen aus hellgrüner Pappe mit abgerundeten Ecken und so gut wie unleserlichem Text auf dem Etikett des Deckels. Darin hatte das Geschoss gelegen, das das Gehirn des Ministerpräsidenten durchbohrt hatte, und das

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