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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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Eltern anspielte, fühlte sich aber persönlich getroffen. Er hatte selbst einen Sohn, Rolf, der demnächst 20 wurde, und der Kontakt zu ihm war stets schlecht gewesen. Erst nach der Scheidung oder vielleicht sogar erst, nachdem er Rhea getroffen hatte, die ihn gelehrt hatte, ehrlich zu sein, nicht nur anderen gegenüber, sondern auch vor sich selbst, hatte er sich einzugestehen gewagt, dass er Rolf eigentlich nicht mochte. Jetzt sah er Rebeckas bitteres, gestrafftes Gesicht und überlegte, was sein Mangel an tieferen Gefühlen für seinen Sohn wohl für das Gefühlsleben des Jungen selber bedeutete.
    Er versuchte, den Gedanken an Rolf zu verdrängen, und fragte Rebecka:
    »Hast du dich in dem Augenblick entschieden? Als du den Brief bekommen hast?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Aber Martin Beck ahnte, dass ihr Zögern eher darauf zurückzuführen war, dass sie aufrichtig sein wollte, als auf Unsicherheit. Soweit glaubte er, sie zu kennen.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Da habe ich mich entschlossen.«
    »Woher hast du den Revolver?«
    »Den habe ich die ganze Zeit gehabt. Ich habe ihn vor zwei Jahren bekommen, als die Tante meiner Mutter starb. Sie mochte mich, und ich war ziemlich oft bei ihr, als ich klein war, und als sie dann starb, bekam ich aus ihrem Erbe viele Dinge, mit denen ich bei ihr gespielt hatte. Unter anderem den Revolver. Aber ich hatte bis gestern nicht daran gedacht, dass ich den besaß, und konnte mich auch gar nicht mehr daran erinnern, dass es dazu Kugeln gab. Ich bin ja so off umgezogen, da hat der die ganze Zeit eingepackt im Koffer gelegen.«
    »Hast du früher mal damit geschossen?«
    »Nein. Niemals. Eigentlich war ich gar nicht so sicher, ob er funktionierte. Der ist ziemlich alt, nehme ich an.«
    »Ja«, bestätigte Martin Beck, »der ist sicher mindestens 80 Jahre alt.«
    Martin Beck hatte kein großes Interesse an Waffen und wusste darüber nicht mehr, als für seinen Beruf notwendig war. Wenn Kollberg da gewesen wäre, hätte er erzählen können, dass die Waffe eine Harrington and Richardson 32. single action, Modell 1885 war. Er hätte auch die Munition als mantellose Bleikugel in einer Messingpatrone mit kurzer Treibladung der Marke Remington, hergestellt 1905, klassifizieren können.
    »Wie hast du es geschafft, nicht entdeckt zu werden? Die Polizei hat doch ganz Riddarholmen abgesperrt und alle Leute kontrolliert, die dorthin wollten.«
    »Ich wusste ja, dass der Ministerpräsident in der Es… Esko. Ich weiß nicht mehr, wie das heißt, fahren wollte.«
    »Eskorte. Eine Prozession oder wie in diesem Fall eine Kolonne von Autos.«
    »Ja. Zusammen mit dem Amerikaner. Da habe ich in der Zeitung nachgelesen, wo die hinwollten und was sie tun wollten, und fand, dass die Kirche sich am besten eignen würde. Gestern Abend bin ich hingegangen und habe mich die ganze Nacht und den Tag über da versteckt, bis sie kamen. Es war nicht schwer, sich zu verstecken, und ich hatte Schwedenmilch bei mir, falls ich hungrig oder durstig wurde. Es kamen Leute in die Kirche, vielleicht Polizisten, aber die haben mich nicht gesehen.«
    Das Knallkopfkommando, dachte Martin Beck. Natürlich haben die sie nicht gesehen.
    »Ist das alles, was du in beinahe 24 Stunden zu dir genommen hast?«, fragte er. »Willst du wirklich nichts zu essen haben?«
    »Nein, danke. Ich bin nicht hungrig. Ich brauche nicht so viel zu essen. Die meisten Leute in diesem Land essen viel zu viel. Ich habe übrigens Sesamsalz und Datteln in meiner Tasche, falls ich hungrig werde.«
    »Gut. Du musst selbst sagen, wenn du etwas haben willst.«
    »Danke«, sagte Rebecka höflich.
    »Ich nehme an, dass du in den letzten 24 Stunden kaum geschlafen hast.«
    »Nein. Nicht viel. Ich habe in der Kirche ein bisschen geschlafen. Nicht lange, höchstens eine Stunde. Es war ziemlich kalt.«
    »Wir brauchen heute nicht mehr lange weiterzumachen. Können ja morgen das Gespräch fortsetzen, wenn du ausgeruht bist. Wenn du willst, kannst du nachher etwas einnehmen, damit du besser schläfst.«
    »Ich nehme niemals Tabletten ein.«
    »Die Zeit muss dir lang geworden sein in all den Stunden dort in der Kirche. Was hast du getan, während du gewartet hast?«
    »Ich dachte nach. Hauptsächlich über Jim. Es ist so schwer zu begreifen, dass er tot ist. Aber irgendwie wusste ich, dass er eine Zeit im Gefängnis niemals durchstehen würde. Er wurde nicht damit fertig, eingesperrt zu sein.«
    Sie machte eine Pause und fuhr dann mit Nachdruck

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