Die Terroristen
Larsson zu, »aber ich bin davon überzeugt. Er ist hier irgendwo, und wir können ihn nicht finden. Nicht mal seinen verdammten Wagen. Was glaubst du selbst denn?«
Martin Beck ließ sich mit der Antwort Zeit.
»Okay. Ich glaube auch, dass er noch hier ist. Aber ich bin nicht sicher.« Er schüttelte den Kopf.
Gunvald Larsson schwieg. Er starrte düster auf das beinahe fertige riesige Gebäude gegenüber.
Martin Beck fragte: »Du willst Reinhard Heydt verdammt gerne treffen, nicht?«
Gunvald Larsson blickte ihn an. »Wie kannst du das wissen?«
»Wie lange kennen wir uns schon?«
»Zehn, zwölf Jahre, vielleicht noch länger.«
»Eben. Da hast du die Antwort.«
Neues Schweigen, lange.
»Du denkst off an Heydt?«, wollte Martin Beck wissen.
»Immer. Es sei denn, ich schlafe.«
»Aber du kannst nicht an drei Stellen gleichzeitig sein.«
»Raum.«
»Es ist nur recht und billig, dass du die Wahl hast. Wo rechnest du mit den besten Chancen?«
»Oslo. Die haben eine geheimnisvolle Buchung für die Überfahrt nach Ropenhagen, am Abend des 22.«
»Welches Schiff?«
»Kong OlafV. Eine der Luxuskabinen.«
»Nicht schlecht. Was ist das für eine Buchung?«
»Ein Engländer. Roger Blackman.«
»Norwegen ist das ganze Jahr von englischen Touristen überlaufen.«
»Stimmt. Aber die nehmen selten diesen Weg. Und dieser Blackman kann nicht gefunden werden. Jedenfalls hat die norwegische Polizei keinerlei Hinweis, wo er sich aufhalten könnte.«
»Du wählst also die norwegische Grenze?«
»Ja. Und du selbst?«
Martin Beck überlegte, dann entschied er: »Ich nehme Benny Skacke mit und fahre nach Malmö.«
»Skacke? Warum nicht lieber Einar?«
»Benny ist besser, als du glaubst. Außerdem kennt er Malmö. Und es gibt dort einige andere gute Leute.«
»Tatsächlich?«
»Per Mänsson ist tüchtig. Zum Beispiel.«
Gunvald Larsson grunzte. Wie er es öfter tat, wenn er weder ja noch nein sagen wollte.
»Das bedeutet, dass Einar und Melander sich auf den Weg nach Heisingborg machen müssen. Heisingborg ist scheißschwierig.«
»Da hast du Recht«, bestätigte Martin Beck. »Darum müssen sie kräftig unterstützt werden. Das müssen wir veranlassen. Willst du Strömgren mit nach Norwegen nehmen?«
Gunvald Larsson blickte störrisch aus dem Fenster und antwortete:
»Ich würde mit Strömgren nicht mal zusammen pissen gehen. Nicht mal, wenn wir uns allein auf einer einsamen Insel befinden würden. Und das habe ich ihm auch gesägt.«
»Deine Popularität lässt sich leicht erklären.«
»Stimmt’s denn etwa nicht?«
Martin Beck sah Gunvald Larsson an, und ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es 5 Jahre gedauert hatte, bis er es mit ihm zusammen ausgehalten hatte, und ebenso lange, bis er ihn einigermaßen verstehen konnte.
Nach weiteren 5 Jahren würden sie vielleicht befreundet sein.
»Welches sind die kritischen Tage?«
»Der 20. bis einschließlich 23.«
»Das heißt Freitag, Sonnabend, Sonntag und Montag?«
»Nehme ich an.«
»Warum nicht am Heiligabend?«
»Ja, warum eigentlich nicht am Heiligabend?«
»Wir müssen mit bestimmten Fristen rechnen«, sagte Martin Beck. »Volle Bereitschaft…«
»Es ist bereits volle Bereitschaft.«
»Volle Bereitschaft der gesamten Ordnungspolizei und ab morgen Abend auch wir fünf. Und dann weiter über die ganzen Feiertage, wenn vorher nichts passiert.«
»Er macht sich Sonntag auf den Weg«, behauptete Gunvald Larsson.
»Das sagst du, ja. Aber wie denkt Heydt?«
Gunvald Larsson hob die Arme, legte seine großen behaarten Hände auf die Fensterbank und starrte weiter hinaus in das elende Grau.
»Auf irgendeine verdammte Art ist es genauso, als ob ich Heydt kenne. Ich glaube, ich weiß, wie er denkt.«
»Aha!«, sagte Martin Beck, wenig beeindruckt. Dann dachte er an etwas anderes.
»Denk mal, wie sich Melander freuen wird, wenn er da am Fährbecken stehen und frieren muss. In Heisingborg, am Heiligabend.«
Fredrik Melander war auf eigenen Wunsch erst von der Riksmordkommission und dann vom Dezernat für Gewaltverbrechen weg versetzt worden, gerade weil er verhindern wollte, über die normalen Dienststunden hinaus arbeiten zu müssen. Obwohl er geizig war und die Versetzungen ihn sowohl Aufstockungen seines Gehalts als auch die Aussicht auf Beförderungen gekostet hatten.
»Damit wird er sich wohl abfinden müssen«, meinte Gunvald Larsson.
Martin Beck sagte nichts.
»Du, Beck«, fuhr Gunvald Larsson fort, ohne den Kopf zu
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