Die Terroristen
internationalen Flugplätze, Gott sei Dank gab es nicht so viele davon, waren breite blaue Ringe gezeichnet. Flugplätze sind leicht zu bewachen, und nach der Welle der Entführungen in den letzten Jahren gab es dort bereits brauchbare Rontrollmöglichkeiten, die nur wieder ein wenig auf Trab gebracht werden mussten.
Die wirklich heißen Linien waren woanders. Rote Pfeile folgten den Hauptstraßen nach Südnorwegen, vor allem der E 18 und der E 6, ebenso den Eisenbahnlinien nach der norwegischen Hauptstadt. Von Oslo aus hatte Gunvald Larsson auch den Seeweg nach Kopenhagen mit einer breiten roten Linie versehen, die er lange und nachdenklich anblickte.
Dann senkte er seinen Blick nach Südschweden. Die breite rote Linie von Heisingborg nach Helsingor bezeichnete sowohl die dänischen Eisenbahnfähren wie auch die schwedischen Autofähren und die kleineren Passagierboote, die diese Linie befuhren. Die Zahl der Abfahrten ist an dieser Stelle die höchste in ganz Schweden. Normalerweise geht alle 15 Minuten eine Fähre, und häufig sind die Abstände noch kürzer.
Landskrona hat zwei verschiedene Linien in die dänische Hauptstadt, die Autofähre nach Tuborg und kleinere Boote im Passagierverkehr in den inneren Hafen.
Aber zwischen den Abfahrten liegen größere Pausen und nicht einmal in der Hochkonjunktur des Weihnachtsgeschäftes fahren mehr Menschen mit diesen Linien, als ordnungsgemäß kontrolliert werden können.
Er hatte sich hier auch mit blauen Pfeilen begnügt.
In Malmö war die Lage völlig anders. Der Turn nach Kopenhagen wurde von einer Eisenbahnfähre in den Freihafen, zwei Reedereien mit mittelgroßen Passagierfahrzeugen, die den inneren Hafenkanal der dänischen Hauptstadt direkt anliefen, sowie den famosen Tragflügelbooten bedient, die an schwierigen Tagen, zum Beispiel vor großen Feiertagen, die doppelte Zahl von Touren fahren und ohne besonderen Fahrplan hin- und herpendeln. Dazu kommen dann noch die Autofähren von Limhamn nach Dragor auf Amager, eine Linie, auf der zum Beispiel an den Tagen vor Weihnachten nicht weniger als fünf Schiffe fahren.
Gunvald Larsson streckte sich und überlegte einmal andersherum.
Wenn er selbst in Heydts Situation wäre, würde er nur wenige Minuten zögern. Er würde mit dem Auto oder noch besser mit der Bahn nach Oslo fahren und dann weiter mit dem Schiff nach Kopenhagen. Ihn dort noch festzuhalten war Sache der dänischen Polizei und dazu beinahe unmöglich. Befand er sich erst mal in Kopenhagen, stand die Welt ihm im Großen und Ganzen offen.
Aber Heydt dachte anders, und außerdem war er niemals Seemann gewesen.
Daher würde er wohl versuchen, im schlimmsten Gedränge unterzutauchen, und das gab es in Heisingborg oder Malmö.
Gunvald Larsson stand auf und faltete die Karte zusammen.
Die Bewachung müsste an drei Punkten konzentriert werden. Die Wege nach Oslo sowie die Häfen in Malmö und Heisingborg.
Am nächsten Morgen sagte Gunvald Larsson zu Martin Beck: »Ich habe die ganze Nacht über wach gelegen und auf die Karte geglotzt.«
»Ich auch.«
»Und zu welchem Resultat bist du gekommen?«
»Sollten wir nicht hineingehen und Melander fragen«, schlug Martin Beck vor.
Sie gingen ins angrenzende Zimmer, wo Fredrik Melander versuchte, Zug in seine Pfeife zu bekommen.
»Hast du wach gelegen und die ganze Nacht auf die Rarte gestiert?« fragte Gunvald Larsson.
Das war eine dumme Frage, denn alle wussten, dass Melander niemals nachts wach lag. Er hatte Wichtigeres zu tun, nämlich zu schlafen.
»Nein« , antwortete Melander, »das habe ich nicht getan. Aber ich habe heute Morgen mal draufgeguckt, während Saga das Frühstück zubereitete. Und eine Weile danach.«
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«
»Oslo, Heisingborg oder Malmö.«
»Mmm«, brummte Gunvald Larsson.
Sie ließen Melander wieder mit seiner Pfeife allein und gingen zurück in das Zimmer, das Martin Beck immer noch als provisorisches Büro zur Verfügung stand.
»Stimmt das mit deinen Überlegungen überein?«
»Genau«, bestätigte Gunvald Larsson, »und mit deinen?«
»Ebenfalls.«
Sie schwiegen eine Weile. Martin Beck stand auf seinem alten Lieblingsplatz am Schrank und massierte sich mit Zeigefinger und Daumen der rechten Hand die Nasenwurzel. Gunvald Larsson stand in der Nähe des Fensters.
Martin Beck nieste.
»Gesundheit.«
»Danke. Du glaubst, Heydt ist noch hier?«
»Ich bin sicher.«
»Sicher? Das sind große Worte.«
»Vielleicht«, gab Gunvald
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