Die Terroristen
Bulldozer mit den Leuten umzugehen.
»Was?« fragte Kvastmo.
»Du kannst wieder zum Dienst gehen. Jeder Mann wird an seinem Platz gebraucht.«
»Meine Aussage hat die Gangsterbraut überführt, oder vielleicht nicht?« verteidigte sich Kvastmo. »Und ich konnte alle Einzelheiten an den fünf Fingern runterzählen. Oder an zehn, sollte man vielleicht besser sagen.«
»Ja«, bestätigte Bulldozer lahm. »Das war große Klasse.«
Kvastmo verdrückte sich, um den Kampf gegen die Gangstergesellschaff an anderer Stelle wieder aufzunehmen.
Die Pause war beendet, und die Verhandlung wurde fortgesetzt.
Braket rief seinen ersten Zeugen auf, Bankdirektor Rumford Bondesson. Nach den anfänglichen Formalitäten ergriff Advokat Braxen das Wort:
»Es ist nicht allen Menschen gegeben, die Prinzipien oder besser gesagt die Prinzipienlosigkeit zu verstehen, die das Fundament der kapitalistischen Gesellschaft ausmachen. Von einem Riesenwal haben die meisten Menschen schon mal gehört, ebenso von einem solchen Phänomen wie einer allgemeinen Wahl, bei der Sozialdemokraten und andere bürgerliche und kapitalistische Parteien, so genannte Parteien sollte ich wohl besser sagen, das Volk um Gelder bringen, die in enormen Mengen eingesetzt werden, damit die Leute formell freiwillig über eine Politik abstimmen, die die derzeitige Oberklasse der Gesellschaft stützt, das heißt die kapitalistische Wirtschaft, die Parteibürokraten und die Gewerkschaftsbonzen, die alle ein gemeinsames Interesse vereint, nämlich das Geld. Und damit die Menschen sie zu dieser Politik ermächtigen, unabhängig davon, welcher sozialbürgerlichen Partei sie ihre Stimme geben.«
Bulldozer Olsson war in seine Unterlagen vertieft gewesen. Jetzt schien er aufzuwachen und rief mit erhobenen Händen:
»Protest! Dies hier ist eine Gerichtsverhandlung und keine Wahlversammlung.«
»In der Schule haben wir von Jonas im Bauch des Walfisches gehört«, fuhr Braket ungerührt fort. »Später zeigte es sich, dass der Wal durchaus kein Fisch, sondern ein Säugetier ist. Aber ich persönlich habe noch keinen Wal gesehen, nur auf Bildern. Und einmal bei einem Klienten im Gefängnis. In seinem Fernseher. Ich selbst besitze keinen Fernsehapparat, weil ich der Ansicht bin, dass so ein Gerät meinen Gedankenflug behindert. Doch ich habe eine Tochter in …«
Er suchte in seinen Unterlagen.
»… in Rebecka Linds Alter, obwohl ich schon relativ alt bin. Einer ihrer Freunde ist übrigens mit einem Maurer verwandt, der Lexer Ohberg heißt, ohne mit dem Schauspieler Ohberg verwandt zu sein, der in dem Film Elvira Madigan mitgespielt hat, natürlich nicht die Elvira Madigan, sondern den Leutnant Sparre, und gleichzeitig hat er auch die Regie geführt. Ebenso wenig wie der Gartenheckenkünstler Ernst Jönsson in Trelleborg mit dem Schauspieler Edvard Persson verwandt ist.«
»Warum sollte er das sein?«, fragte der Richter, etwas aus der Fassung gebracht.
»Das kann man nicht so leicht erklären«, antwortete Braket.
»Ein Gespräch mit Advokat Braxen zu führen ist so, als ob man auf einen Ameisenhaufen einredet«, erläuterte Bulldozer Olsson.
Dann fuhr er fort, in seinen Akten zu lesen, machte hin und wieder eine Notiz oder eine plötzliche Handbewegung. Er reagierte nicht einmal, als der Richter plötzlich von Braxen wissen wollte:
»Und was hat dies alles mit dem Prozess zu tun?«
»Auch in diesem Fall möchte ich sagen, dass das eine schwer zu beantwortende Frage ist«, versetzte dieser.
Dann zeigte er plötzlich mit seiner nicht angezündeten Zigarre auf den Zeugen und fragte inquisitorisch:
»Haben Sie Rebecka Lind schon einmal gesehen?«
»Ja.«
»Wann?«
»Vor einem Monat ungefähr. Sie kam in die Hauptstelle der Bank. Sie war übrigens ebenso gekleidet wie heute, trug aber ein Baby in einer Art Gurt auf der Brust.«
»Und Sie haben sie empfangen?«
»Ja. Ich hatte zufällig einige Minuten Zeit, und außerdem interessiere ich mich für die Jugend von heute.«
»Besonders für den weiblichen Teil?«
»Ja. Warum soll ich das nicht zugeben.«
»Wie alt sind Sie, Herr Bondesson?«
»Fünfzig.«
»Was wollte Rebecka Lind?«
»Geld leihen. Offenbar hatte sie nicht die leiseste Ahnung von den einfachsten ökonomischen Fragen. Jemand hatte ihr gesagt, dass Banken Geld verleihen, und deshalb ging sie zur nächsten Großbank und bat darum, mit dem Chef sprechen zu dürfen.«
»Und was haben Sie geantwortet?«
»Dass Banken Wirtschaffsunternehmen sind, die
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