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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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Geld nicht ohne Zinsen und Sicherheiten ausleihen. Sie antwortete darauf, dass sie eine Ziege und drei Katzen hätte.«
    »Weshalb wollte sie Geld leihen?«
    »Um nach Amerika zu reisen. Wohin in Amerika, wusste sie nicht, auch nicht, was sie tun wollte, wenn sie dort ankam. Aber sie hatte sich eine Adresse aufgeschrieben, sagte sie.«
    »Was hat sie noch gefragt?«
    »Ob es eine Bank gäbe, die nicht so geschäftsmäßig geführt würde wie die andern. Die im Besitz des Volkes sei und wohin normale Menschen gehen könnten, wenn sie Geld brauchten. Ich habe ihr mehr aus Jux erklärt, dass die Kreditbank oder die PK-Bank, wie sie jetzt genannt wird, mindestens formal Staatseigentum sei und somit dem Volk gehöre. Sie schien sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben.«
    Braket trat jetzt auf den Zeugen zu, setzte ihm die Zigarre auf die Brust und fragte:
    »Weiter ist nichts besprochen worden?«
    Da Bankdirektor Bondesson nicht sofort antwortete, wies ihn der Richter darauf hin:
    »Sie sagen unter Eid aus, Herr Bondesson. Aber Sie brauchen keine Fragen zu beantworten, die Sie selbst belasten könnten.«
    »Na schön«, sagte Bondesson widerstrebend. »Junge Mädchen sind an mir und ich an ihnen interessiert. Ich habe ihr angeboten, ihre kurzfristigen Probleme zu lösen.«
    Er sah umher und bemerkte einen vernichtenden Blick von Rhea Nielsen sowie den Schimmer einer beginnenden Glatze bei Bulldozer Olsson, der sich in seine Papiere vertieft hatte.
    »Und was hat Rebecka Lind daraufhin geantwortet?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern. Es wurde jedenfalls nichts daraus.«
    Braket war zu seinem Tisch zurückgekehrt. Er suchte einen Augenblick in seinen Akten und sagte dann:
    »Beim Polizeiverhör hat Rebecka Lind ausgesagt, dass sie folgende Äußerungen getan hat: Ich scheiß auf alte schmutzige Kerle. Und: ich finde Sie eklig.«
    Braket wiederholte mit lauter Stimme: »Schmutzige alte Kette.«
    Mit einer Geste mit der Zigarre deutete er an, dass das Verhör für ihn abgeschlossen sei.
    »Ich verstehe überhaupt nicht, was das alles mit dem Fall zu tun hat«, bemerkte Bulldozer, ohne aufzublicken.
    Braket ging quer durch den Saal, lehnte sich über Bulldozers Tisch und erklärte:
    »Offenbar - und hiermit für alle deutlich - hat der Oberstaatsanwalt sich seit der großen Pause damit beschäftigt, ein Dossier über jemanden, der Werner Roos heißt, zu lesen. Ich frage jetzt den Vorsitzenden des Gerichts, was das mit dem Fall zu tun hat.«
    »Interessant, dass Sie, Herr Rechtsanwalt, den Namen Werner Roos nennen«, rief Bulldozer und sprang auf.
    Er starrte auf Braket und schrie: »Was wissen Sie von Werner Roos?«
    »Darf ich die Parteien bitten, sich auf den aktuellen Fall zu beschränken«, mahnte der Richter.
    Der Zeuge verschwand mit gekränkter Miene.
    Danach war Martin Beck an der Reihe. Die Formalitäten waren die Üblichen, aber Bulldozer war jetzt aufmerksamer und verfolgte die Fragestellung der Verteidigung mit offensichtlichem Interesse. Braket begann:
    »Als ich heute die Tauben auf der Rathaustreppe sah …«
    Aber der Richter hatte genug und unterbrach ihn:
    »Ihre zoologischen Auslegungen sind sicher an anderer Stelle und vor einem anderen Auditorium besser am Platz, Herr Advokat Braxen. Außerdem bin ich sicher, dass der Kriminalkommissar nur wenig Zeit hat.«
    »Unter diesen Umständen«, lenkte Braket ein, »will ich mich kurz fassen. Gestern erhielt ich nicht per Brieftaube, sondern eher nüchtern und weniger leicht beschwingt, nämlich mit der Post, die Nachricht, dass ein gewisser Filip Trofast Mauritzon sich weigert, sein Urteil vom Obersten Gerichtshof überprüfen zu lassen. Wie Sie, Herr Kommissar, sich vielleicht erinnern, wurde Mauritzon vor mehr als anderthalb Jahren wegen Mordes in Zusammenhang mit einem bewaffneten Bankraub verurteilt. Staatsanwalt in diesem Prozess war mein vielleicht nicht allzu gelehrter Freund Sten Robert Olsson, der zu jener Zeit noch am Kammergericht tätig war. Ich selbst hatte die undankbare und für meinen Beruf häufig moralisch bedrückende Aufgabe, Mauritzon zu verteidigen, der zweifellos das war, was man in der täglichen Umgangssprache einen Verbrecher nennt. Ich will nun eine einzige Frage stellen: Sind Sie der Ansicht, Kommissar Beck, dass Mauritzon sich des Bankraubes schuldig gemacht hatte und des damit zusammenhängenden Mordes und dass der derzeitige Oberstaatsanwalt Olsson ein Ermittlungsergebnis vorlegte, das polizeiseitig zufriedenstellend

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