Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
kürzer als die Litanei, derzufolge er Polizeiassistent war, in Arvika 1942 geboren worden war und zuerst in Solna, dann in Stockholm im Streifenwagen Dienst getan hatte.
    Bulldozer war dumm genug, ihn aufzufordern:
    »Erzähl mit deinen eigenen Worten.«
    »Was denn?«
    »Natürlich das, was geschehen ist.«
    Braket ließ einen Rülpser hören, wie ihn keiner der Anwesenden bisher erlebt hatte. Gleichzeitig hantierte er so ungeschickt mit dem Papier, auf dem er geschrieben hatte, dass es auf den Fußboden fiel. Da stand in großen Druckbuchstaben REBECKA LIND. Offenbar hatte er sich entschlossen zu versuchen, in Zukunft den Namen seiner Klientin zu behalten.
    »Ja«, sagte Kvastmo, »sie stand also da, die Mörderin. Na, sie hat es ja nun nicht geschafft, einen zu ermorden. Kalle hat wie gewöhnlich nichts getan, und da warf ich mich wie ein Panther über sie.«
    Der Vergleich hinkte. Kvastmo war ein großer unförmiger Kerl mit dickem Hintern, Stiernacken und fleischigem Gesicht.
    »Ich ergreife ihre rechte Hand, als sie gerade nach dem Messer fassen will, dann erkläre ich sie für festgenommen, und dann halte ich sie ganz einfach fest. Ich muss sie zum Auto hinaustragen, und dort auf dem Rücksitz widersetzt sie sich der Staatsgewalt, und dann greift sie einen Beamten tätlich an, denn eine meiner Achselklappen ist beinahe abgerissen, sodass meine Frau stinkwütend wird, als sie sie festnähen soll, denn es gab etwas im Fernsehen, das sie sehen wollte, und außerdem hängt ein Knopf der Uniform nur noch an einem Faden, und sie, also Anna-Greta, meine Frau, hat keinen blauen Zwirn. Und als wir vorher bei diesem Bankraub eingegriffen haben, fährt Kalle den Wagen zur Kripo, und da sitzt ein Wachhabender, den ich kenne und der Aldor Gustavsson heißt, und der wird stinkwütend, denn er wollte gerade Feierabend machen, nach Hause gehen und Makkaronipudding essen, und der sagt zu uns, dass wir verdammte Idioten sind. Ausgerechnet der muss das sagen, wo er doch den Mord in Bergsgatan vermurkst hat, aber Detektive tun sich ja immer so wichtig und sehen auf uns Ordnungspolizisten herab. Weiter war nichts, allerdings hat sie da ›Pik‹ oder so ähnlich zu mir gesagt, aber das ist ja eigentlich keine Beamtenbeleidigung. Pik ist ja nichts, was eine Missachtung oder fehlenden Respekt dem Polizeikorps gegenüber ausdrückt, weder für den einzelnen Polizisten, der in diesem Fall ich selber war, noch für die uniformierten Beamten insgesamt. Dann wollte ich mir ein paar Banditen vornehmen, die wir kurz vorher auf einer Parkbank hatten sitzen sehen, aber Kalle hatte Marzipan bei sich und schlug vor, dass wir Kaffee trinken gehen sollten, und das haben wir dann gemacht. Die da war das also, die das zu mir gesagt hat.« Kvastmo wies auf Rebecka Lind.
    Während der Polizist seinem Erzählertalent freien Laufließ, beobachtete Bulldozer die Zuhörerin, die sich eifrig Notizen gemacht hatte und nun mit den Ellbogen auf die Schenkel gestützt da saß, wobei sie bald Braket, bald Rebecka Lind musterte. Ihr Gesicht sah bekümmert oder, genauer gesagt, von tiefer mitmenschlicher Unruhe geprägt aus. Sie beugte sich hinab und kratzte sich am Spann, während sie gleichzeitig auf den Nägeln der anderen Hand kaute. Jetzt sah sie wieder zu Braket hin, und ihr leicht blinzelnder blauer Blick drückte eine Mischung aus Resignation und zweifelnder Hoffnung aus.
    Hedobald Braxen schien nurmehr gerade eben physisch anwesend zu sein, und nichts deutete darauf hin, dass er auch nur ein einziges Wort der Zeugenaussage gehört hatte.
    »Keine Fragen«, sagte er.
    Bulldozer Olsson fühlte sich zufrieden. Der Fall war klar und abgeschlossen, genau wie er es zu Beginn vorausgesagt hatte. Der Fehler war nur, dass die ganze Angelegenheit zu viel Zeit erfordert hatte.
    Als der Richter eine einstündige Pause vorschlug, nickte er begeistert Beifall und strebte mit kurzen, festen Schritten der Tür zu.
    Martin Beck und Rhea Nielsen benutzten die Pause, um im Restaurant des Hotels Amaranten zu essen. Nach einer kalten Platte und Bier dazu rundeten sie die Mahlzeit mit Kaffee und Kognak ab.
    Martin Beck hatte einige langweilige Stunden hinter sich. Über Braket wusste er so viel, dass er davon ausgehen konnte, dass die Verhandlung noch einige Zeit in Anspruch nehmen würde, und er hatte keine Lust, in dem fürchterlichen ungemütlichen Vorraum herumzustehen, zusammen mit Kristiansson und Kvastmo, einem aufgeblasenen Bankdirektor und zwei Damen, die offenbar

Weitere Kostenlose Bücher