Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
die sich treppauf bewegten.
    Der Weg lag verlassen da.
    Weit weg hörte er einen Hund bellen und das entfernte Brummen eines Dieselmotors, aber in der unmittelbaren Nachbarschaft schien alles ruhig und still zu sein.
    Er zog die Handschuhe an, die er vorsorglich in der Jackentasche mitgebracht hatte, bewegte sich schnell gleitend an der Garagenwand entlang, machte einen Schritt um die Ecke und drückte die Klinke der Haustür hinunter.
    Wie erwartet, war die Tür nicht abgeschlossen.
    Er öffnete sie einen Spalt, hörte Schritte im Obergeschoss, stellte mit einem schnellen Blick fest, dass der Weg immer noch leer war, und schlüpfte durch die Tür.
    Die Steinplatten des Windfangs lagen einen Absatz tiefer als der Parkettfußboden der Diele, und dort blieb er stehen und warf durch die offen stehende Tür einen Blick in das große Wohnzimmer hinein.
    Den Grundriss des Hauses kannte er bereits.
    Rechts drei Türen, die mittlere geöffnet. Dahinter kam die Küche. Das Badezimmer lag hinter der Tür links in der Diele. Danach kam die Treppe ins Obergeschoss, und dahinter erstreckte sich der Teil des Wohnzimmers, den er nicht einsehen konnte und der zum Garten hinter dem Haus hin lag.
    Links von ihm hingen Mäntel in einer Reihe, und auf dem Steinfußboden darunter standen Stiefel, Sandalen und Schuhe. Direkt vor ihm, genau gegenüber der Eingangstür, befand sich noch eine Tür. Er öffnete sie, ging hinein und zog sie lautlos hinter sich zu.
    Der Raum war eine Art kombinierter Wasch-, Heizungsund Vorratsraum. Waschmaschine, Trockenschrank und eine Wäscheschleuder standen an einer Wand hinter dem Heizungskessel. Gegenüber befanden sich zwei große Schränke und ganz hinten ein Arbeitstisch.
    Der Mann öffnete vorsichtig die Schranktüren. In einem der Schränke hing ein Skianzug, ein Schafpelz und außerdem solche Kleidungsstücke, die man selten anzieht oder die über den Sommer weggehängt werden. Der andere enthielt einige lange Papprollen und einen Fünfliterkanister mit Malerfarbe.
    Die Geräusche im Obergeschoss hatten aufgehört.
    Der Mann hielt die Eisenstange in der rechten Hand, während er die Tür anlehnte und lauschte.
    Plötzlich hörte er Schritte auf der Treppe und beeilte sich, sie zuzumachen, blieb jedoch stehen und drückte das Ohr an die Tür.
    Im Parterre waren die Schritte nicht so deutlich zu hören, wahrscheinlich ging die Person barfuß oder auf Strümpfen.
    In der Küche schepperte es, so als ob ein Topf auf den Fußboden gefallen war.
    Stille.
    Dann näherten sich die Schritte, und der Mann schloss die Hand fester um den Eisenstab.
    Er hörte, wie die Tür des Badezimmers geöffnet wurde, und nach einer Weile das Rauschen der Toilettenspülung. Jetzt öffnete er die Tür wieder einen Spalt und blickte hinaus.
    Durch das Rauschen des Wassers hörte er das eigentümliche Gekrächze, das jemand von sich gibt, wenn er beim Zähneputzen gleichzeitig zu singen versucht. Darauf folgte das Gurgeln, Räuspern, Spucken und dann wieder das Lied, jetzt deutlicher, schrill und laut.
    Er erkannte das Lied, obwohl die Darbietung grässlich falsch war und er es vermutlich in den letzten 25 Jahren nicht mehr gehört hatte. Er meinte sich erinnern zu können, dass es »Das Mädchen in Marseille« hieß.
    »… aber dann in einer Nacht, wenn der Mond über dem Mittelmeer steht, liege ich tot in einer Gasse des Hafenviertels …«, schallte es aus dem Badezimmer, während die Dusche zu brausen begann.
    Er trat hinaus in den Windfang, bewegte sich auf Zehenspitzen behutsam auf die halb offene Badezimmertür zu. Das Rauschen der Dusche konnte den Gesang nicht übertönen, der von prustendem Schnauben unterbrochen wurde.
    Der Mann mit der Eisenstange in der Hand blickte in das Bad.
    Er sah den sich rötenden fetten Rücken mit zwei dicken Wülsten, die zwischen den runden Achseln über dem Schulterblatt hingen, und die Stelle, wo sich die Taille hätte befinden müssen.
    Er blickte auf die schlaffen Hinterbacken, wabernd über bleichen, faltigen Oberschenkeln, und auf die Krampfadern in den Kniekehlen und den knotigen Waden.
    Er hatte den feisten Nacken vor sich und den Schädel, der rosa zwischen dünnen Streifen schwarzen Haares hindurchschimmerte.
    Und während er das alles sah und die wenigen Schritte auf den Mann, der in der Badewanne stand, zutrat, fühlte er Ekel und Abscheu in sich aufsteigen. Er hob die Eisenstange und ließ sie mit der ganzen durch seinen Hass gesteigerten Kraft auf die Schädeldecke

Weitere Kostenlose Bücher