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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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sich ein wenig unsicher an. Er bewunderte alle angesehenen Persönlichkeiten, und Martin Beck konnte als solche eingestuft werden, aber er hatte vor allem großen Respekt vor dessen beruflichem Können.
    »Selbstverständlich«, antwortete Martin Beck. »Das hast du absolut richtig gemacht. Ich bin dir sehr dankbar, dass du so schnell angerufen hast.«
    Das stimmte. Es kam häufig vor, dass die Kriminalabteilungen viel zu lange damit warteten, die Riksmordkommission einzuschalten, entweder weil sie ihre Kräfte und ihr Können überschätzten oder weil sie den Umfang der Ermittlungen falsch beurteilten oder ganz einfach weil sie den Experten aus Stockholm ein Schnippchen schlagen und die Ehre einheimsen wollten, selbst einen Mord aufgeklärt zu haben. Wenn sie schließlich nicht mehr weiter wußten und Martin Beck und seine Leute holen ließen, fanden diese sich manchmal vor die Situation gestellt, dass alle Spuren zerstört und die Berichte unleserlich waren, die Zeugen hatten das Gedächtnis verloren, und der Gesuchte hatte sich vermutlich bereits in Tjottaheiti niedergelassen oder war an Altersschwäche gestorben.
    »Im Übrigen ist es richtig, dass wir es zur Zeit ruhig haben«, fügte Martin Beck hinzu. »Oder hatten, bis du angerufen hast.«
    »Wann kannst du hier sein?«, fragte Pärsson deutlich erleichtert.
    »Sofort. Will nur noch Koll … Skacke anrufen, ob er mitkommen kann.«
    Martin Beck dachte in solchen Fällen aus alter Gewohnheit immer noch zuerst daran, Kollberg anzurufen. Sein Unterbewusstsein weigerte sich zu akzeptieren, dass sie nicht länger zusammenarbeiteten. In der ersten Zeit nach Kollbergs Ausscheiden war es sogar vorgekommen, dass er ihn angerufen hatte, wenn ein Alarm kam.
    Skacke war zu Hause und wie üblich munter und enthusiastisch. Er wohnte zusammen mit seiner Monica und der ein Jahr alten Tochter in Söder.
    Er versprach, in sieben Minuten in Köpmangatan zu sein, und Martin Beck ging hinunter auf die Straße und wartete.
    Nach genau sieben Minuten kam Skacke in seinem schwarzen Saab an.
    Auf dem Weg hinaus nach Rotebro fragte er: »Du hast sicher von Gunvald gehört? Dass er den Kopf des Präsidenten vor den Latz geknallt bekam?«
    »Ja. Habe ich gehört. Schön, dass er davongekommen ist.« Benny Skacke fuhr eine Weile schweigend, dann sagte er: »Das ist ja wohl die Höhe, wenn man hoch oben auf einem Balkon vom Haupt eines Präsidenten getroffen wird.«
    Diesen Witz hatte er im Speisesaal des Polizeihauses gehört und ihn auch lustig gefunden. Jetzt war er nicht mehr so sicher.
    Martin Beck sah auch nicht gerade aus, als ob er ihn zum Lachen fand, und Skacke versuchte, den Missgriff wieder gutzumachen. »Er ist so eigen mit seinen Sachen, und jedes Mal kriegt er irgendwas ab. Diesmal ist sein Anzug wahrscheinlich voller Blut.«
    »Sicher. Aber er ist mit dem Leben davongekommen, und das ist die Hauptsache.«
    »Hauptsache«, wiederholte Skacke und kicherte.
    Benny Skacke war 35 Jahre alt, und während der letzten 6 Jahre war er off der Mannschaft von Martin Beck zugeteilt worden. Er war selbst der Ansicht, dass er den größten Teil seiner Kenntnisse von der praktischen Kriminalarbeit dadurch erlangt hatte, dass er Martin Becks und Lennart Kollbergs Zusammenarbeit genau beobachtete und studierte. Ihm war auch der besondere Kontakt aufgefallen, den die beiden zueinander hatten, und er bewunderte sie, weil es für sie so leicht war, den Gedankengängen des anderen zu folgen. Er begriff, dass ein solcher Kontakt zwischen ihm und Martin Beck niemals zustande kommen würde, und war sich bewusst, dass er in dessen Augen nur ein minderwertiger Ersatzmann für Kollberg war. Diese Einsicht verunsicherte ihn manchmal in Martin Becks Gesellschaft.
    Martin Beck seinerseits verstand sehr gut, was Skacke fühlte, und tat sein Bestes, um ihn aufzumuntern und ihm zu zeigen, dass er seinen Arbeitseinsatz positiv einschätzte. Er hatte Skacke im Laufe der Jahre heranreifen sehen und wusste, dass er hart an sich arbeitete, nicht nur um Karriere zu machen, sondern auch um ein guter Polizist mit vielseitigen Kenntnissen zu werden. In seiner Freizeit beschäftigte er sich nicht nur damit, seinen Körper zu trainieren und seine Treffsicherheit auf dem Schießstand zu verbessern, er las und lernte auch ständig: Jura, Soziologie und Psychologie, und war auf dem Laufenden über Dinge, die im Polizeikorps vorfielen, fachlich und organisatorisch.
    Skackes Frau Monica war 9 Jahre jünger als er, und sie

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