Die Terroristen
ihrer Zeit bei der Sittenpolizei.
Was die Mädchen zu erzählen hatten, stimmte im Großen und Ganzen überein. Ihre Aussagen gereichten Petrus nicht zum Vorteil, und keine von ihnen schien ihm nachzutrauern oder seinen Tod zu beklagen. Bezüglich einer seiner Eigenschaften stimmten die Aussagen auffallend genau überein. Er war ungeheuer geizig gewesen.
Er hatte sie zum Beispiel niemals zu einem Essen oder einem Drink in ein Lokal eingeladen oder ihnen so viel wie ein Paket Zigaretten oder eine Tafel Schokolade geschenkt. Einmal durfte eine von ihnen mit ihm ins Kino gehen, aber sie wies darauf hin, dass er Freikarten gehabt hatte.
In ziemlich regelmäßigen Abständen pflegte er anzurufen und sie in sein Büro zu bitten, immer abends, wenn das Personal gegangen war, und beide Mädchen waren sich darin einig, dass seine Leistungen auf sexuellem Gebiet kläglich waren. Häufig war er völlig impotent, und die gewöhnlich misslungenen so genannten Liebesstunden im Büro machten ihn nicht freigiebiger. Das eine oder andere Mal bekamen sie Geld, um mit dem Taxi heimfahren zu können nach langen, ermüdenden und erfolglosen Anstrengungen, ihn sexuell zufrieden zu stellen, aber meistens schickte er sie einfach weg, schlechter Laune und unzufrieden.
Einer der Gründe, warum die Mädchen überhaupt mit ihm zu tun haben wollten, war seine Großzügigkeit in Bezug auf Alkohol und Rauschgift. In diesem Punkt war er nicht knauserig. Obwohl er selbst kaum trank und nur hin und wieder eine Marihuanazigarette rauchte, war sein Barschrank immer gut bestückt, und er hatte stets Cannabis oder Marihuana bei sich. Der andere Grund waren seine beharrlichen Versprechungen, ihnen bedeutende Rollen in seinen zukünftigen Filmproduktionen zu verschaffen, und die ständigen Vorspiegelungen von Reisen, Cannes-Festivals und einem Leben in Luxus und Glanz.
Eins der Mädchen hatte ein halbes Jahr vorher aufgehört, zu ihm zu gehen, aber das andere hatte ihn noch einige Tage vor seinem Tod besucht.
Sie gab zu, dass sie zu Beginn dumm genug gewesen war, seinen Versprechungen Glauben zu schenken, aber mit der Zeit eingesehen hatte, dass er sie nur ausnutzte. Nach ihrem letzten Treffen hatte sie sich so angeekelt gefühlt, dass, sie sich vorgenommen hatte, ihm beim nächsten Anruf einige passende Worte zu sagen und den Hörer aufzulegen. Jetzt konnte sie ihr Vorhaben nicht mehr ausführen.
Der Nachruf, den sie Walter Petrus widmete, ließ nicht auf freundschaftliche Gefühle für ihn schließen. Äsa hatte sie beim Wort genommen und zitiert:
»Schreib auf, dass ich große Lust hätte, Go-go auf seinem Grab zu tanzen, falls sich überhaupt jemand die Mühe gemacht hat, das Aas zu beerdigen.«
Am Protokoll hatte Äsa einen Zettel mit einem handschriftlichen Kommentar befestigt. Martin Beck löste das Stück Papier ab und las:
Martin! Dieses Mädchen ist schwer rauschgiftsüchtig - beim Rauschgiftdezernat nicht bekannt - alle Anzeichen deuten daraufhin, dass sie härtere Sachen als Haschisch nimmt. Streitet ab, dass W. P. ihr etwas anderes gegeben hat, aber ist die Sache nicht wert, untersucht zu werden?
Martin Beck legte den Zettel in eins der Seitenfächer des Schreibtisches, schlug die Mappe mit den Protokollen zu, stand auf und ging ans Fenster, wo er mit den Händen in den Taschen stehen blieb.
Er dachte über Äsas Andeutung nach, dass Walter Petrus in den wachsenden und immer unübersichtiicher werdenden Rauschgifthandel verwickelt gewesen sein konnte. Das war ein Gesichtspunkt, der möglicherweise neue Wege in der Ermittlungsarbeit weisen oder sie noch komplizierter machen konnte.
Es hatte bisher keinen Hinweis darauf gegeben, dass Petrus mit Rauschgift gehandelt hatte, weder in seinen Geschäftsräumen noch in seinem Haus, aber andererseits hatten sie bisher keinen Grund gehabt, ihn dessen zu verdächtigen. Jetzt musste er das Rauschgiftdezernat einschalten und abwarten, was die Kollegen herausbekamen.
Das Telefon klingelte.
Pärsson in Märsta rief an und teilte mit, dass er den jungen Mann erreicht hatte, der den Fundplatz zeigen konnte, und dass sie dann gleich losfahren wollten.
Martin Beck versprach zu kommen und machte sich auf die Suche nach Skacke, aber der war schon nach Hause gegangen oder dienstlich unterwegs.
Er nahm den Hörer ab, um ein Taxi zu bestellen, besann sich aber eines Besseren und rief stattdessen die Fahrbereitschaff an. Die Fahrt Rotebro und zurück würde an die 100 Kronen kosten, und sein Stapel
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