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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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eiskalt an.
    Malm war offensichtlich über das Ziel hinausgeschossen. Er erstickte sofort das Lächeln und senkte den Blick. Dachte missmutig: Was man auch tut, immer ist es falsch.
    Er hatte wirklich Grund für einen gewissen Menschenhass. Wenn ihm selbst oder dem Rikspolis-Chef etwas missglückte und die Abendzeitungen kamen dahinter und brachten es auf den ersten Seiten, so war stets er es, der die Schelte einstecken musste. Unterlief aber einem seiner Untergebenen ein Fehler, so war es ebenfalls Malm, der in die Schusslinie geriet. Hätte er selbst ein wenig mehr Zivilcourage gehabt, wäre das natürlich anders gewesen, aber so weit dachte Stig Malm nicht.
    Jetzt sagte der Rikspolis-Chef, der aus irgendeinem Grund der Ansicht war, dass längere Pausen seine Autorität stärken würden:
    »Mir kommt es nur etwas eigenartig vor, dass du noch elf Tage nach dem Attentat dort unten geblieben bist, obwohl du die Rückreise für den darauf folgenden Tag gebucht hattest. Du hättest also am 7. Juni fliegen sollen, bist aber trotzdem nicht vor dem 18. zurück gewesen. Wie erklärst du das?«
    Gunvald Larsson hatte zwei Antworten auf diese Frage. Er wählte sofort die, die seiner Veranlagung am meisten entsprach:
    »Ich habe mir einen neuen Anzug schneidern lassen.«
    »Dauert das elf Tage, um einen Anzug schneidern zu lassen?«, fragte der Rikspolis-Chef verblüfft.
    »Ja. Wenn man die Arbeit ordentlich ausgeführt haben will. Es geht natürlich auch schneller, aber dann muss man damit rechnen, dass manches nicht so ausfällt, wie es sein soll.«
    »Hm.« Der Rikspolis-Chef schien irritiert. »Wir haben bekanntlich den Rechnungshof, und Dinge wie das Nähen von Anzügen können im Budget nur schwer untergebracht werden. Warum konntest du deinen Anzug nicht hier kaufen?«
    »Ich kaufe keine Anzüge. Ich lasse sie nähen. Und in ganz Europa gibt es kaum einen Schneider, der das so tut, wie ich es haben will.«
    »Aber das mit den Kosten und den Rechnungsprüfern wird schwierig«, mischte Malm sich ein.
    Er war überzeugt, eine richtige und ungefährliche Bemerkung gemacht zu haben, aber der Rikspolis-Chef schien mit einem Mal das Interesse an Gunvald Larssons Garderobe verloren zu haben. Er fuhr fort:
    »Du bist ein eigenartiger Mann, Larsson, aber im Laufe der Jahre haben wir den Eindruck gewonnen, dass du ein guter Polizeibeamter bist.«
    »Ja«, bestätigte Malm, »den Eindruck haben wir.«
    »Das habe ich ja schon gesagt«, bemerkte der Rikspolis-Chef ungehalten. »Obwohl du ein merkwürdiger Mensch bist.«
    »Aufsässig«, ergänzte der Bürochef.
    Der Rikspolis-Chef wandte sich jetzt an Malm und sagte mit allen Anzeichen beginnender Wut:
    »Ich toleriere weder Aufsässigkeit noch Übereifer. Das solltest du inzwischen begriffen haben, Stig.«
    Es war offenbar, dass Malm sich in der Schusslinie befand, und jetzt kam es darauf an, so schnell wie möglich da herauszukommen. Er blickte sich nach Auswegen um.
    Gunvald Larsson blinzelte ihm zu.
    Malm war völlig verblüfft, denn man konnte absolut nicht behaupten, dass die beiden auf gutem Fuß miteinander standen. Ganz im Gegenteil, ihre Zusammenarbeit hatte off zu schweren Konflikten geführt.
    »Wie Stig hier weiß, habe ich die elf Tage lang nicht ausschließlich bei meinem Schneider gesessen«, erklärte Gunvald Larsson leichthin.
    Tatsächlich hatte Stig Malm nicht die geringste Ahnung, womit sich Gunvald Larsson beschäftigt hatte. Es war typisch für die oberste Leitung der Polizeiverwaltung, dass bis jetzt, also sechs Wochen nach Gunvald Larssons Rückkehr, niemand die Zeit gehabt zu haben schien, mit ihm zu sprechen. Und nun ging es in erster Linie um seine Reiseabrechnung.
    Das Interesse des Rikspolis-Chefs war nun allerdings davon abgelenkt, Stig Malm weiter zu schikanieren. Er sagte großmütig:
    »Gut, Stig. Gut, dass du dich um unsere Männer kümmerst.« Dann wandte er sich wieder an Gunvald Larsson. »Na, was hast du also getan?«
    »Mich in erster Linie um die Bordelle gekümmert. Ich bin immer der Ansicht gewesen, dass wir eine Überprüfung der Bordelle in der ganzen Welt durchführen sollten, als Service für unsere Seeleute und andere Auslandsschweden.«
    Gunvald Larsson war ein einziges Mal im Alter von 22 Jahren in einem Bordell gewesen und hatte sofort den Beschluss gefasst, dass der erste Besuch auch der letzte sein sollte.
    Malm wartete darauf, dass der Rikspolis-Chef einen epileptischen Anfall bekommen oder Gunvald Larsson den Briefbeschwerer an

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