Die Terroristen
seine eigene Tochter verkauft hat? Pfui, Äsa, du hast durch den Mist, den du dir angesehen hast, eine schmutzige Fantasie bekommen.«
Sie stellten den Wagen am Straßenrand ab und gingen durch das Tor auf das Nachbargrundstück von Petrus’ Villa. Hier gab es keine Fotozellen in den Torpfosten.
Ein breiter Kiesweg führte an der Hecke entlang auf eine Garage und ein gelb verputztes einstöckiges Haus zu. Zwischen dem Wohnhaus und der Garage befand sich ein niedriges Gebäude, das eine Art Werkstatt oder einen Geräteschuppen zu enthalten schien.
»Das muss das Haus sein, in dem er wohnt«, sagte Äsa, als sie auf das gelbe Haus zusteuerten.
Der Garten schien riesengroß zu sein, und das Haupthaus, das sie vom Einfahrtstor aus gesehen hatten, wurde von hier aus völlig von hohen Bäumen verdeckt.
Hellström hörte offenbar ihre Schritte auf dem Kiesweg durch die offene Tür des Schuppens. Er trat an die Tür und sah abwartend zu, wie die beiden sich näherten.
Er sah aus wie 45 und war groß und kräftig gebaut. Stand ganz ruhig da, breitbeinig und leicht gebeugt.
Die blauen Augen blinzelten, und seine Gesichtszüge waren schwerfällig und düster. Das dunkle, zerzauste Haar war grau gesprenkelt und die kurzen Koteletten beinahe weiß. In der Hand hielt er einen Hobel, und einige Späne aus hellem Holz hingen an seinem schmutzigblauen Overall.
»Haben wir Sie bei der Arbeit gestört, Herr Hellström?«, fragte Äsa.
Der Mann zuckte die Achseln und warf einen Blick in den Raum hinter sich.
»Nein. Ich war dabei, einige Latten zu hobeln. Das hat Zeit.«
»Wir wollten uns nur ein wenig mit Ihnen unterhalten«, erklärte Martin Beck. »Wir sind von der Kriminalpolizei.«
»Es ist schon ein Polizeibeamter hier gewesen. Ich glaube nicht, dass ich noch mehr zu sagen habe.«
Äsa zeigte ihren Dienstausweis, aber Hellström drehte sich um, ging hinein und legte seinen Hobel auf einen Arbeitstisch hinter der Tür. Äsa steckte den Ausweis wieder ein, ohne dass er einen Blick darauf geworfen hatte.
»Ich kann nur wenig über Direktor Petrus sagen, ich kannte ihn kaum. Ich habe nur für ihn gearbeitet«, sagte er.
»Sie haben eine Tochter?«, fragte Martin Beck.
»Ja, aber sie wohnt nicht mehr zu Hause.«
Er stand halb von ihnen abgewandt und hantierte mit dem Werkzeug auf dem Arbeitstisch.
»Wir hätten gern ein wenig über sie erfahren«, sagte Martin Beck. »Können wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?«
»Wir können zu mir reingehen. Ich ziehe nur schnell den Overall aus.«
Äsa und Martin Beck warteten, während der Mann sich des Overalls entledigte und ihn an einen Nagel an die Wand hängte. Unter dem Overall trug er blaue Jeans und einen schwarzen Pullover mit aufgekrempelten Ärmeln. Um die Hüffen hatte er einen breiten Ledergürtel mit einer großen, hufeisenförmigen Messingschnalle.
Es hatte zu regnen aufgehört, jetzt fielen nur noch klatschend einige schwere Tropfen von den Ästen einer großen Kastanie am Giebel des Hauses.
Die Haustür war nicht verschlossen. Hellström öffnete sie und wartete, bis Äsa und Martin Beck in die Diele getreten waren, dann ging er an ihnen vorbei in das Wohnzimmer.
Der Raum war nicht groß, und durch eine halb geöffnete Tür konnten sie ins Schlafzimmer blicken. Außer der kleinen Küche, die sie von der Diele aus gesehen hatten, gab es keine weiteren Räume mehr in diesem Haus.
Ein Sofa und zwei nicht zusammenpassende Sessel füllten das Zimmer beinahe ganz aus. Der Fernsehapparat, ein altes Modell, stand in einer Ecke, und an einer Wand befand sich ein selbstgebautes Bücherregal, das zur Hälfte mit Büchern gefüllt war.
Während Äsa sich aufs Sofa setzte und Hellström in der Küche verschwand, las Martin Beck die Buchrücken. Es gab einige Klassiker, unter anderen Dostojewski, Balzac und Strindberg, und erstaunlich viel Lyrik, mehrere Anthologien und Bände des Lyrik-Buchclubs von Folket i Bild, aber auch viele broschierte Ausgaben von Nils Ferlin, Elmer Diktonius und Edith Södergran.
Hellström ließ in der Küche Wasser laufen, gleich darauf erschien er in der Türöffnung und trocknete sich die Hände an einem schmutzigen Küchenhandtuch ab.
»Soll ich Tee machen?«, fragte er. »Das ist das einzige, was ich anbieten kann.«
»Machen Sie sich unseretwegen keine Mühe«, sagte Äsa.
»Ich möchte selbst eine Tasse.«
»Dann trinken wir gerne eine mit.«
Hellström ging wieder in die Küche, und Martin Beck setzte sich in einen
Weitere Kostenlose Bücher