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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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jemanden findet, der einem zuhört, noch seltener bekommt man sein Recht jenen gegenüber.«
    »Wer regiert dieses Scheißland?«
    »Formell ist das der Reichstag, praktisch sind es jedoch die Regierung und die Ausschüsse und die Kapitalisten und eine Reihe von Leuten, die entweder deswegen ausgewählt wurden, weil sie Geld haben oder weil sie politisch wichtige Gruppen kontrollieren können, die Gewerkschaftsbosse. Der oberste Boss, wenn man so will, ist…«
    »Der König?«
    »Nein, der König hat nichts zu sagen. Ich meine den Regierungschef.«
    »Der Chef der Regierung?«
    »Hast du nie von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Der Regierungschef, man kann ihn Premierminister oder Ministerpräsident oder Staatsminister oder sonst wie nennen. Er leitet die Politik des Landes.« Braket wühlte ein wenig auf seinem Tisch. »Hier in der Zeitung ist ein Bild von ihm.«
    »Was für eine Type. Und wer ist das mit dem Cowboyhut?«
    »Ein amerikanischer Senator, der uns bald einen so genannten offiziellen Besuch abstatten wird. Vorher war er übrigens Gouverneur in eben jenem Staat, aus dem dein Freund stammt.«
    »Mein Mann!«
    »Ich weiß nie, wie man heutzutage sagt.« Braket rülpste.
    »Kann man hingehen und mit dem Regierungschef sprechen? Er kann doch wohl Schwedisch?«
    »Ja, aber das ist schwer. Er empfängt nicht jeden einfach so, es sei denn ganz kurz vor einer Wahl. Aber man kann ein Schreiben aufsetzen, das heißt einen Brief schicken.«
    »Das schaffe ich nicht«, sagte sie resigniert.
    »Aber ich kann das.«
    Aus dem Innenleben seines bemerkenswerten Schreibtisches klappte Hedobald Braxen eine Platte hoch, auf der eine uralte Underwood festgeschraubt war.
    Er spannte zwei Schreibmaschinenbogen mit einem Blatt Kohlepapier dazwischen in die Walze. Dann schrieb er leicht und behändig. Wer ihn beobachtete und selbst Maschine schreiben konnte, merkte sofort, dass er diese Kunst vor langer Zeit auf einer Schule oder in einem Kursus gelernt hatte.
    »Wird das nicht sehr teuer?«, fragte Rebecka Lind unsicher.
    »Meine Auffassung ist die: Wenn jemand, der sich wirklich eines Verbrechens schuldig gemacht oder die Allgemeinheit geschädigt hat, ein kostenloses Gerichtsverfahren beanspruchen kann, so soll eine Person, die total unschuldig ist, wahrhaftig nicht die teuren Gebühren für einen Rechtsanwalt bezahlen müssen.«
    Er überflog den Brief, gab Rebecka das Original und legte die Kopie in einen Schnellhefter.
    »Was soll ich nun tun?«, erkundigte sie sich.
    »Unterschreiben. Meine Adresse steht im Briefkopf.«
    Sie unterzeichnete, ein wenig zitternd, während Braxen das Kuvert schrieb.
    Dann schloss er den Umschlag, klebte eine Briefmarke mit dem Bild des machtlosen Königs darauf und gab ihr den Brief.
    »Wenn du nach rechts gehst, sobald du aus der Tür kommst, und dann wieder nach rechts, kommst du an einen Briefkasten. Leg ihn da rein.«
    »Danke.«
    »Hej, Ro… Rebecka. Wo kann ich dich erreichen?«
    »Im Augenblick nirgendwo.«
    »Dann komm hierher. Frühestens in einer Woche. Vorher können wir nicht mit einer Antwort rechnen.«
    Als sie die Tür geschlossen hatte, klappte Braxen die Platte mit der Schreibmaschine wieder zurück und hob die gesprenkelte Katze hoch. Er blickte auf das Zeitungsbild mit dem Staatsminister und dem Senator, lüftete eine Hinterbacke und pupste, sozusagen nachdenklich.

13
    D er hoch gewachsene blonde Mann nannte sich nicht mehr Heydrich, sondern hatte jetzt einen britischen Pass, ausgestellt auf einen Geschäftsmann namens Andrew Black. Er traf bereits am 15. Oktober in Schweden ein und benutzte den denkbar besten Reiseweg. Er kam nämlich via Kopenhagen mit dem Tragflügelboot nach Malmö, wo die Passpolizei, wenn sie überhaupt da ist, sich hauptsächlich damit beschäftigt, zu gähnen und Kaffee zu trinken.
    In Malmö löste er eine Fahrkarte nach Stockholm, schlief ruhig, während der kalte schwedische Regen gegen das Abteilfenster prasselte, traf morgens in Stockholm ein und nahm ein Taxi zu der Sechs-Zimmer-Wohnung auf Söder, die ein Strohmann der ULAG bereits lange vorher als Gästewohnung für seine Geschäftsfreunde gemietet hatte. Die Wartezeit in der ellenlangen Schlange am Taxistand vor dem Bahnhof war die erste Unannehmlichkeit, der er in Schweden ausgesetzt war.
    Er war also ohne Schwierigkeiten ins Land gekommen, nirgendwo hatte er mehr als die Vorderseite seines Passes zeigen müssen, er hatte niemandem seinen Namen genannt und auch nicht seine Koffer geöffnet.

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