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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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im Ausnahmefall einmal in die Tasche griff, um eine ausgebrannte Glühbirne zu ersetzen - seit das Haus gebaut worden war, und das war lange her.
    Braxen hatte keine Sekretärin und kein Wartezimmer, nur einen einzigen Raum mit unwahrscheinlich schmutzigen Fensterscheiben und einer Kochnische, wo er zuweilen Kaffee kochte, das heißt, wenn Kaffee im Hause war und die Plastikbecher nicht gerade alle waren.
    Es gab Leute, die ihn Schnapsadvokat nannten, aber die irrten sich, denn Braxens Alkoholverbrauch war gleich Null. Selbst wenn ihm etwas angeboten oder er genötigt wurde, weigerte er sich, auch nur ein Glas Bier zu trinken.
    In dem kleinen Raum gab es zwei Katzen und einen zerzausten alten Kanarienvogel in einem Bauer. Den größten Teil der Grundfläche beanspruchte ein großer Schreibtisch, der sicher sehr alt und außerdem so groß war, dass viele Leute sich fragten, wie es ein paar genialen Möbelträgern vor langer Zeit einmal überhaupt gelungen sein konnte, ihn durch die Tür zu bugsieren. Braket selbst pflegte dann, sicher spaßeshalber, zu sagen, dass er bereits vor siebzig Jahren oder so beim Bau des Hauses mit eingebaut worden war. Eine neue Version des Geheimnisses vom verschlossenen und verriegelten Raum.
    Braxen saß hinter dem Schreibtisch und las Ny Dag, während seine Zigarre auf einem vor lauter Kippen überlaufenden Aschenbecher lag und er selbst über den Rand der Zeitung hin den eintretenden Klienten mit unerwartet lebendigen und in vielen Farben schillernden Augen beobachtete.
    Der Tisch war mit Akten überladen, die sich zu einer ansehnlichen Höhe stapelten.
    Mehr als jeweils einen Klienten hatte er scheinbar nie erwartet, denn es gab nur einen Besuchersessel, und der war recht abgewetzt, vermutlich hauptsächlich durch die vielen Akten, Mappen und alten Zeitungen, die auf ihm bis zu den Armlehnen gepackt lagen.
    Zeitung las er häufig auch während einer Verhandlung, zum Ärger vieler, aber offenbar zu seinem großen Vergnügen und fast immer zum Nutzen seiner Klienten, weil ein Angeklagter mit einem so selbstsicheren Verteidiger beinahe zwangsläufig unschuldig sein musste. Außerdem lag ja die formelle Beweisführung beim Staatsanwalt, und mit wenigen Ausnahmen kam der Ankläger oder die Anklägerin aus dem Konzept und verhedderte sich, wenn er oder sie mit Brakets unorthodoxen Methoden konfrontiert wurde. Bulldozer Olsson war eine der wenigen Ausnahmen von der Regel.
    Nach einigen Minuten, so lange dauerte das mindestens, klärte sein Blick sich und er begrüßte sie:
    »Aha,Roberta …«
    »Rebecka«, verbesserte das Mädchen. »Ja, natürlich, Rebecka.«
    Braxen legte die Zeitung weg und hob stattdessen eine Katze auf den Tisch.
    Eine gewisse Gruppe seiner Kollegen hatte versucht, ihn aus dem Anwaltverein ausschließen zu lassen, unter anderem mit der Begründung, dass sein Büro eher einem Tierpark als einer Kanzlei gliche. Diese Berufskollegen gehörten zu den mehr playboyhaften und erfolgreichen, das heißt, wenn es ums Geld ging, denn sie verloren häufig ihre Prozesse oder mussten sich mit einem Vergleich zufrieden geben, bei dem nur sie selbst verdienten, während Braket hin und wieder Verfahren gewann, die jeder x-beliebige schwedische Advokat von Anfang an als hoffnungslos bezeichnet hätte.
    Dass das Los für den Prozess gegen Rebecka Lind auf Braket gefallen war, war zumindest bis jetzt reine Glückssache für sie.
    »Na«, sagte er und streichelte die Katze von der Nase bis hin zur Schwanzspitze. »Den Prozess haben wir gewonnen. Der Krawattenschmuggler hat keine Berufung eingelegt. Zum Glück. In Hovrätten sitzen verkalkte Juristen, die sich eisern an die Buchstaben des Gesetzes halten. Es wäre sehr schwer geworden, die davon zu überzeugen, was die Wahrheit war, manchmal zweifle ich daran, ob dieser Ausdruck überhaupt zu ihrem Wortschatz gehört.«
    Er bemerkte ihre fragende Miene und beeilte sich sofort zu erklären:
    »Wortschatz. Worte, wenn du das begreifst, also.«
    Braket steckte seine Zigarre an, nahm einen Zug und stieß einen gewaltigen Rauchring aus. Dann wiederholte er diese Prozedur und blies den neuen Ring in einen rechten Winkel zu dem ersten wie bei einem Gyroskop.
    Das war ein feines Kunststück, mit dem er beinahe im Zirkus hätte auftreten können. Schade nur, dass stumpfsinnige Verbote es ihm verwehrten, dies im Gerichtssaal vorzuführen. Er hatte immer davon geträumt, einen Heiligenschein um die Stirn des Richters zu legen.
    Ihm war aufgefallen,

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