Die Terroristen
Die hatten doppelte Böden, und ihr Inhalt war hochinteressant. Trotzdem hätte ein normaler Zollbeamter, der nach nichts anderem suchte als nach Alkohol oder Zigaretten, bestimmt nichts Besonderes daran gefunden.
Als es Zeit zum Essen war, ging er in ein Lokal, das sich Bar nannte, nahm zur Kenntnis, dass das Essen schlecht und erschreckend teuer war. Dann kaufte er einige schwedische Zeitungen und nahm sie mit nach Hause. Nach einer Weile stellte er fest, dass er den Text überraschend gut verstand.
Er hieß eigentlich Reinhard Heydt, war Südafrikaner und in einem viersprachigen Heim aufgewachsen, in dem man Holländisch, Afrikaans, Englisch und Dänisch sprach. Später hatte er fließend Französisch und Deutsch dazugelernt und konnte sich notdürftig in einem halben Dutzend weiterer Sprachen verständigen. Seine Schulbildung hatte er in England genossen.
Heydts praktische Ausbildung war paramilitärisch, zuerst hatte er sich im Kongo geschlagen und war später auf der Verliererseite in Biafra gewesen. Auch bei dem Staatsstreich in Guinea war er dabei gewesen, und nach einer Zeit beim portugiesischen Geheimdienst hatte er mehrere Jahre lang einem irregulären Spezialverband angehört, der die Frelimo-Guerillas in Mozambique bekämpfte. Danach war er von der ULAG rekrutiert worden.
Heydt war in Lagern in Rhodesien und Angola zum Terroristen ausgebildet worden. Das Training war ausgesprochen hart gewesen, und das geringste Zeichen von psychischer oder physischer Schwäche hatte unmittelbar dazu geführt, dass man in den Verwaltungsdienst überführt wurde. Verrat oder Feigheit wurde mit dem Tode bestraft.
Die ULAG war von privaten Interessenten ins Leben gerufen und organisiert worden, erhielt jedoch finanzielle Hilfe von den Regierungen mindestens dreier Länder. Das Fernziel war, eine hocheffektive Terroristengruppe zu bilden, die letztlich den immer schwankender werdenden weißen Regimen im südlichen Afrika als Stütze dienen konnte. Verbindungen nach außen gab es wenige, sie waren jedoch vorhanden. So bestand zum Beispiel in London ein hochfeiner Klub, in dem man allen Ernstes eine Bestellung an die ULAG aufgeben konnte. Bisher war allerdings nur eine einzige so bestellte Aktion durchgeführt worden, nämlich die, die Gunvald Larsson als Zeuge miterlebt hatte. Was die Aktionen dieser Organisation darüber hinaus so erschreckend und schwer verständlich machte, war die Tatsache, dass sie als Übungen ausgeführt worden waren.
Die Terroristengruppen sollten ganz einfach zeigen, wozu sie in der Lage waren. Außerdem geschah dies mit dem Hintergedanken, allgemein Misstrauen und politische Unruhe zu schaffen. Das war gelungen, denn der Anschlag in Malawi hatte zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen den drei beteiligten Staaten mit viel versprechenden militärischen und politischen Komplikationen geführt. Das Attentat in Indien hatte schwere politische Unruhen nach sich gezogen, und in Peking und Moskau fiel es dem Geheimdienst immer noch schwer zu akzeptieren, dass nicht die CIA oder das Van-Thieu-Regime hinter dem Feuerüberfall in Vietnam stand.
Die Schöpfer der ULAG waren sich über die Probleme, die Terrorismus als politische Waffe automatisch mit sich bringt, vollständig im Klaren. Entweder verläuft es so wie in Ulster, wo die Aktiven zu schlecht ausgebildet oder bewaffnet sind. Niemand lässt sich von einem anspruchslosen irischen Landarbeiter, der sich selbst in die Luft sprengt, weil er nicht genügend über die Konstruktion der Bombe und ihre Handhabung weiß, aus der Ruhe bringen. Oder von den zahllosen palästinensischen Aktionen, die häufig mit dem Tod der Terroristen endeten, weil die Gegenseite so gut ausgerüstet war und außerdem kompromisslos vorging.
Was man demzufolge aufzustellen gedachte, war eine Gruppe, die niemals versagte und die, auch wenn sie nicht besonders groß war, imstande war, echten Terror auszuüben.
Zur Zeit zählte die ULAG nicht mehr als 100 Mann, wovon 20 in Aktivistengruppen zu je 4 Personen, 10 in Reserve und weitere 20 noch in der Ausbildung waren. Den Rest bildete die Verwaltung, die aus Sicherheitsgründen so klein wie möglich gehalten wurde.
Es stimmte, dass die Kerntruppe zu Anfang aus Leuten bestand, die sich schon in Biafra und Angola geschlagen hatten, aber bereits die war international, und seither war sie von Leuten aus vielen Ländern - unter anderem mehreren Japanern -, die eine ultranationale Phalanx repräsentierten und der Ansicht waren,
Weitere Kostenlose Bücher