Die Terroristen
von euch noch Leute bekommen.«
»Das wird nur im schlimmsten Fall möglich sein«, warnte Gunvald Larsson.
»Aber diese andere Frage ist wichtiger. Ich habe jetzt einen formellen Antrag gestellt, und ihr sagt nein. Ohne Begründung.«
»Wir können dir genügend Gründe nennen. Das fällt nicht schwer«, sagte Martin Beck und blickte zu Gunvald Larsson, der das Wort nahm:
»Zu allererst richten sich deine Ideen gegen unsere allgemeine Auffassung vom Demonstrationsrecht. Es ist völlig rechtens, wenn man demonstriert.«
»Wenn es friedlich geschieht, ja.«
»In den meisten Fällen, wo Demonstrationen nicht friedlich waren, lag das allein an der Polizei. Mehrere Male hat die Polizei auch als einzige Gewalt angewendet.«
»Das stimmt nicht«, entgegnete Möller mit der ruhigen Überzeugung des gewohnheitsmäßigen Lügners.
Er hätte Politiker werden sollen, dachte Martin Beck. Laut sagte er:
»Wir hatten uns vorgestellt, dass es diesmal nicht so werden soll. Dein Plan hat jedoch einen anderen grundlegenden Fehler.«
»Was sollte das sein?«
»Die Zusammenarbeit mit den nordischen Ländern setzt unter anderem das Recht voraus, dass die Bürger der verschiedenen Staaten sich frei in ganz Skandinavien bewegen können. Dieses Recht ist im Passabkommen enthalten. Eine Gruppe von Demonstranten beispielsweise aus Dänemark daran zu hindern, ins Land einzureisen, bedeutet einen Verstoß gegen die skandinavische Zusammenarbeit und einen Bruch der Konvention des Nordischen Rates. Ich brauche dich wohl kaum daran zu erinnern, dass Schweden diese Konvention unterschrieben hat.«
»Skandinavische Zusammenarbeit, pah! Wenn wir ein Atomkraftwerk bauen, das praktisch mitten in Kopenhagen liegt, ohne die Dänen zu fragen. Als ich letzte Woche da war, ist mir aufgefallen, dass man, wenn man auf der S-Bahn-Station Nordhavn steht, das Kernkraftwerk in Barsebäck ganz genau sehen kann. Man braucht nicht mal ein Fernglas.«
»Meinst du, dass das falsch ist?«, wollte Gunvald Larsson wissen.
»Es ist nicht meine Sache, mich dazu zu äußern«, entgegnete der Chef der Sicherheitspolizei. »Ich kam nur drauf, als Beck hier saß und von der skandinavischen Zusammenarbeit schwafelte.«
Er stand auf und stellte sich so dicht vor Martin Beck, dass sein Bauch diesen beinahe berührte.
»Ihr sagt also nein? Dies ist das letzte Mal, dass ich frage.«
»Definitiv. In diesem Punkt sind wir unbeugsam.«
»Ich nehme an, du weißt, dass du einige Vorgesetzte hast.«
»Im Augenblick nicht. In dieser Angelegenheit fühle ich mich niemandem unterstellt.«
»Im Augenblick seid ihr Herren euch eurer Sache sehr sicher. Aber es kommen auch wieder andere Zeiten. Vielleicht kommen die sogar ganz plötzlich.«
Eric Möller ging, ohne sich zu verabschieden.
»Was meinst du, was er jetzt tut«, wollte Benny Skacke wissen.
Gunvald Larsson zuckte die Achseln.
»Er geht wahrscheinlich hinauf und unterhält sich in der Reichspolizeileitung mit Malm und dem Chef. Dann werden wir weitersehen.«
Sie brauchten nicht lange zu warten.
Eine Viertelstunde später klingelte das Telefon. Skacke nahm ab:
»Der Bürochef«, sagte er und hielt die Hand vor die Sprechmuschel.
Gunvald Larsson nahm den Hörer.
»Hier Malm. Eric Möller war eben hier. Er findet, ihr vernachlässigt seine Gesichtspunkte.«
»Möller kann sich am Hintern kratzen. Und was hält der große Häuptling davon?«
»Der Chef? Der ist in seinem Sommerhaus. Ist gestern Abend runtergeflogen.«
Das Sommerhaus des Rikspolis-Chefs lag in einem Naturreservat; das fanden alle höchst eigenartig, und manche machten sich darüber lustig.
»Sitzt er da und langweilt sich?«, fragte Gunvald Larsson weiter. »Gerade jetzt?«
»Ja. Er war gestern ziemlich müde und nervös. Er sagte, er wollte die ganze Sache in aller Ruhe durchdenken. Die Verantwortung lässt ihm keine Ruhe.«
»Leck mich doch im Arsch.«
»Musst du so ordinär reden? Jedenfalls fühlte sich der Chef gestern nicht wohl.«
»Hast du das zu spüren bekommen?«
Eine Weile blieb es ruhig. Dann antwortete Malm:
»Ja.«
»Hast du das mit den Bordells versucht? Und den mit den Zuckerstangen?«
»Ja. Aber er hat überhaupt nicht gelacht.«
»Dann hast du die Sache wohl falsch angefangen.«
Martin Beck und Skacke hörten Gunvald Larssons Äußerungen mit einiger Verwunderung zu.
»Das ist denkbar. Was ich sagen wollte ist, dass Möller trotz allem der offizielle Sicherheitschef des Landes ist. Man kann ihn nicht einfach
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