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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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der Kaiser ständig von Ihnen hören will?«
    Andrej lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Misstrauen machte seine Stimme rau. »Woher wissen Sie davon?«
    »Ich hab es schon wieder falsch angefangen«, erklärte sie mit gesenktem Blick. »Es tut mir leid – ich bin so aufgeregt und so ungeschickt.«
    »Diese Geschichte kennen nicht viele Leute«, sagte Andrej.
    »Mehr, als Sie denken. Sie ist sogar bis zu mir gedrungen.«
    »Bis nach Olessna?«
    »Wir leben nicht mehr in Olessna, seit meine Familie dort alles verloren hat. Ich genieße die Gnade einer entfernten Tante, die Besitz in der Nähe Prags hat.«
    »Sie allein? Was ist mit Ihren Eltern?«
    »Sehen Sie, ich habe das vollkommen falsch angepackt. Darf ich noch mal anfangen?«
    Andrej machte eine hilflose Geste. »Bitte!«
    »Aber, Herr Langenfels – entschuldigen Sie, ich will nicht unhöflich sein, und vielleicht bin ich nur verweichlicht, aber – es ist bitterkalt bei Ihnen. Ich erfriere.«
    »Warten Sie, ich mache ein Feuer.« Sie sahen beide zu der Ecke neben dem Kamin, wo zwei, drei dünne Äste lagen.   »Äh –«
    »Darf ich Sie in mein Haus einladen? Keine Sorge, es ist schicklich. Ich habe Dienerschaft.«
    »In das Haus Ihrer … Tante?«
    Sie lachte plötzlich. »Nein, das wäre zu weit außerhalb. Meine Großtante hat mir zugestimmt, als ich ihr sagte, ich hätte von Ihnen gehört und wollte versuchen, das Schicksal meiner Mutter zu klären. Sie hat mir eine kleine Apanage gegeben, damit ich für ein paar Wochen ein Haus hier in Prag mieten kann. Es ist auf der Kleinseite, nicht weit vom Hradschin.«
    »Das Schicksal Ihrer Mutter?«
    Jarmila stand auf und zog den Handschuh wieder an. »Kommen Sie«, sagte sie kurz entschlossen. »Mein Wagen wartet im ersten Burghof. Ich lasse Sie wieder hierher zurückfahren, machen Sie sich keine Sorgen über den Rückweg.«
    »Sie haben einen Wagen?«
    »Meine Großtante hat ihn mir geliehen.«
    »Ich folge Ihnen mit Vergnügen, Gnädigste«, sagte Andrej.
    Auf dem Kutschbock saßen zwei vermummte Gestalten und würdigten Andrej keines Blickes. Jarmila kletterte in den Wagen und winkte Andrej, ihr zu folgen.
    Im Inneren des Gefährts war es stickig kalt und roch nach altem, muffig gewordenem Leder. Sie zog an einer Schnur, und von draußen ertönte das Kommando des Wagenlenkers an die beiden Pferde. Das Fahrzeug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und holperte über das bucklige Pflaster des ersten Burghofs. Andrej rückte vom Fenster ab.
    »Wir können die Vorhänge nicht zuziehen«, sagte Jarmila. »Jedenfalls nicht, wenn wir nur zu zweit hier sind. Es schickt sich nicht.«
    »Keine Sorge«, sagte Andrej und kauerte sich in seinen dünnen Mantel. Jarmila saß ihm gegenüber und musterte ihn.
    »Ich bedauere, dass ich Sie so aus Ihrem Tag gerissen habe und alles … Ich bin sehr selbstsüchtig.«
    »Ein bisschen Pause kann nicht schaden bei all der Arbeit, die ich zu Hause habe«, sagte Andrej.
    »Oh, das tut mir so leid. Es hatte nicht so ausgehen, und daher dachte ich, – Sie hätten jederzeit ablehnen können, wissen Sie.«
    »Es war ironisch gemeint«, sagte Andrej und lächelte.
    Sie blinzelte verwirrt, dann erwiderte sie sein Lächeln. »Oh. Na gut.«
    »Wieso haben Sie zwei Lenker auf dem Bock? Fürchten Sie einen Überfall – hier in den Gassen der Stadt?«
    »Ich weiß nicht – muss ich einen fürchten?«
    »Wenn Sie bestimmte Viertel während der Nachtzeit meiden, dann nicht.«
    »Welche Viertel wären das?«
    »Alle.«
    Sie starrte ihn an. Andrej fühlte sich leicht im Kopf. Er konnte nicht aufhören zu lächeln.
    »Das war wieder Ironie«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Sie wollen mir Angst machen. Ich bin erst seit kurzem hier in der Stadt.«
    »Angst würde ich Ihnen machen, wenn ich Ihnen sagte, dass man bestimmte Viertel auch bei Tag meiden sollte.«
    Ihre Augen waren groß. »Und – muss man das?«
    »Natürlich«, sagte er und lachte. Sie lachte ebenfalls, obwohl sich auf ihrer Stirn eine Falte zeigte.
    »Alle?«, fragte sie.
    »Fast.«
    »Wie gut, dass ich Sie bei mir habe.«
    »Ich fürchte, ich wäre kein großer Kämpfer.«
    »Nein, ich meine zum Abwerfen von Ballast. Wenn ich Sie aus dem Wagen stoße, können wir viel schneller fliehen.«
    Andrejs Mund blieb offen. Sie brach in schallendes Gelächter aus. »Jetzt sind wir quitt.«
    »Äh –«
    »Mit Ihnen kann man lachen«, sagte sie. »Das ist schön.«
    »Wozu ist dann der zweite Mann auf dem Bock?«
    »Beachten Sie ihn

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