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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Fassung kämpfte und schließlich stotterte: »Es ist der Wunsch des HeiligenVaters, hier mit sich und seinen Gedanken allein zu sein. Bitte, begeben Sie sich in die Lateinische Bibliothek und setzen Sie …«
    »Nein«, sagte Papst Urban laut. Alle Köpfe fuhren zu ihm herum. Er lächelte erneut. »Unsere Söhne, Wir dürfen Sie bitten, Sant’ Angelo für heute zu verlassen. Beenden Sie Ihre Studien. Wir danken Ihnen und empfehlen Sie und Ihr Tagwerk Gottes Gnade.«
    Die Studenten wechselten Blicke. Urban sah sie zögern, um Erklärung heischende Blicke zu Kardinalarchivar Uccello werfen, der von allen am verwirrtesten aussah, schließlich ihre Sachen zusammenpacken und schweigend nach draußen defilieren. Als zwei weitere Schweizergardisten hereinkamen, wichen sie ihnen aus und begannen zu tuscheln. Urban wartete regungslos, bis die beiden Männer bei ihm waren.
    »Oberst Segesser, Wir möchten, dass Sie und Ihr Hauptmann persönlich dafür sorgen, dass niemand dieses Gebäude betreten kann. Ihre beiden Gardisten werden Uns bei Unserer Besorgung in der Geheimbibliothek helfen. Sie haben vorher gebeichtet, wie Wir angeordnet haben?«
    Der Kommandant der Garde nickte. Urban stellte mit Befriedigung fest, dass der Mann sich keine Regung anmerken ließ, warum er und einer seiner Offiziere zu diesem Wachdienst bestellt wurden. Er nahm den Oberst am Arm und führte ihn ein paar Schritte weit beiseite. Arnaldo Uccellos Blicke folgten ihm von dessen Pult aus.
    »Es ist wichtig, dass die Männer ohne Sünde sind. Danach zahlen Sie beiden einen Sold aus, der einer Dauer von fünfundzwanzig Dienstjahren entsprechen würde, entlassen sie aus dem Dienst und senden sie nach Hause. Sorgen Sie dafür, dass beide die höchsten Auszeichnungen für Tapferkeit und Zuverlässigkeit bekommen. Wir wünschen, dass sie noch heute Abend die Heimreise in die Schweiz antreten.«
    Die Augen des Obersten musterten ihn unter dem Schattenseines Helms hervor. Urban hielt der Musterung stand. »Wie es der Heilige Vater befiehlt.«
    »Wir können Uns auf Sie verlassen, Oberst Segesser. Können Wir Uns auch auf Ihren Hauptmann verlassen?«
    »Er ist mein Sohn«, sagte der Oberst. Er legte drei Finger aufs Herz, wandte sich um und stapfte hinaus. Sein Sohn folgte ihm wortlos. Urban winkte dem Kardinalarchivar. Arnaldo Uccello stakste heran, vergeblich bemüht, den Ausdruck aus seiner Miene zu löschen, dass soeben die Welt um ihn herum zusammengebrochen war und dass er fürchtete, auch noch das Universum einstürzen zu sehen.
    »Begleiten Sie Uns bitte, hochverehrter Freund«, sagte Urban. »Wir möchten Ihnen etwas zeigen.«
    Der Sixtinische Saal wölbte sich vor ihm wie eine ungeheure Schatztruhe und verlor sich in der Dunkelheit seiner lang gestreckten Architektur. Päpste, Heilige und allegorische Figuren starrten von der mittleren Säulenallee, die Fresken auf dem Kreuzgewölbe strahlten in düsterem Blau oder funkelten in Gold. Es roch nach Farbe, feuchtem Mörtel und dem frischen Holz der Buchkabinette, die Urbans Vorgänger speziell für die Dokumente hatte entwerfen lassen. Der Saal erinnerte mit nichts an das vorherige Archiv, an seine Trennung in Lateinische, Griechische, Päpstliche und Geheime Bibliothek, an die düsteren Räume, in denen auch bei Tag Fackellicht nötig war. Papst Sixtus V. hatte gut daran getan, den Neubau anzuordnen. Aber er hatte auch, ebenso wie Urban, Zeit genug in den Bibliotheksräumen verbracht, um zu erkennen, dass das wunderbarste Archiv der Christenheit dringend nach einem größeren Bau verlangte.
    Zu zweit waren sie gewesen, er, Urban, damals Erzbischof von Rossano, und Felice Peretti, damals Konsultor der römischen Inquisition, der schließlich vor ihm als Sixtus V. Papst geworden war. Ein junger Dominikanermönch war damit beauftragt gewesen, ein neues Regelwerk für die Benutzung derBibliothek zu entwerfen, und während Felice Peretti ihm dabei ständig über die Schulter geblickt und bei jeder Verschärfung der Benutzungsordnung noch drastischere Einschränkungen verlangt hatte, war Urban durch die Räume geschlendert, hatte hier etwas aus den Regalen gezogen, dort etwas nachgeschlagen, hatte müßig gestöbert und dem seltsamen inneren Gefühl nachgegeben, dass etwas zwischen all den Folianten, Codices, Schriftrollen und versiegelten Truhen ihn rief. – Papst Sixtus hatte aus diesen Monaten nur das Ziel in sein Pontifikat mitgenommen, die neue Benutzungsordnung durchzusetzen; er, Urban, sein

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