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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Wormhold gestakt hatten.
    Walt saß an seinem Bett. Er schlug sich an die Stirn, als Adelia zu ihnen trat.
    »Es tut mir leid«, sagte sie zu Oswald. »Ist es schlimm?«
    Es sah schlimm aus. Am Außenrand des Ohrs hatten sich dunkle Blasen gebildet, so dass es aussah, als hätte er eine schwammige Geschwulst am Kopf.
    »Hätte seine Kapuze aufbehalten sollen«, sagte Walt munter. »Haben wir gemacht, nich, Mistress?« Das gemeinsame Leiden auf dem Boot hatte sie einander näher gebracht.
    Adelia lächelte ihn an. »Wir hatten Glück.«
    »Wir behalten das Ohr im Auge«, sagte Schwester Jennet ebenso gutgelaunt. »Ich hab ihm schon gesagt: Entweder es bleibt dran, oder es fällt ab. Kommt weiter.«
    Noch immer stand der Sichtschutz um das Bett des jungen Poyns, aber, wie Schwester Jennet erklärte, weniger, damit er nicht gestört wurde, als vielmehr, um zu verhindern, dass er mit seiner üblen Söldnersprache die übrigen Patienten ansteckte.
    »Obwohl ich sagen muss, dass er keinen einzigen Fluch ausgestoßen hat, seit er hier ist, was für einen Flamen ungewöhnlich ist.« Sie zog, noch immer redend, den Sichtschutz zur Seite: »Von seinem Freund kann ich das nicht behaupten.« Sie drohte Cross mit dem Finger, der wie Walt am Bett seines Kameraden saß.
    »Wir sind keine Scheißflamen«, sagte Cross müde.
    Adelia durfte sich die Wunde nicht ansehen. Offenbar hatte das Dr. Mansur bereits getan und seine Zufriedenheit erklärt.
    Der Stumpf war gut verbunden, und als Adelia daran roch, bemerkte sie keinen Fäulnisgestank. Mansur, der so oft bei ihren Operationen dabei war, hätte Anzeichen von Nekrose erkennen können.
    Poyns selbst war blass, aber fieberfrei, und er hatte Appetit. Adelia gönnte sich einen stillen Moment des Stolzes auf ihren Erfolg, während sie zugleich die Zähigkeit des menschlichen Körpers bestaunte.
    Sie erkundigte sich nach Dakers. Noch jemand, den sie vernachlässigt hatte und für den sie sich verantwortlich fühlte.
    »Wir bewahren sie im Wärmeraum auf«, sagte Schwester Jennet wie über ein Ausstellungsstück. »Nachdem es ihr wieder besserging, konnte ich sie nicht hierlassen. Meine Patienten hatten Angst vor ihr.«
     
    In einem Mönchskloster wäre der Wärmeraum das Skriptorium gewesen, wo die des Schreibens mächtigen Mönche den lieben langen Tag Handschriften kopierten und sorgsam gehütete Kohlenbecken dafür sorgten, dass ihre armen Finger nicht vor Kälte verkrampften.
    Hier gab es nur Schwester Lancelyne und Pater Paton – ihn hatte Adelia nicht erwartet, ja, sie hatte völlig vergessen, dass Rowleys Sekretär existierte. Beide schrieben, aber keine Bücher.
    Schwache Wintersonne fiel auf ihre gebeugten Köpfe und die mit dicken Bandsiegeln versehenen Dokumente, die vor ihnen auf dem Tisch lagen.
    Adelia stellte sich vor. Pater Paton blickte mit zusammengekniffenen Augen auf und nickte dann. Er hatte sie genauso vergessen.
    Schwester Lancelyne war entzückt, ihre Bekanntschaft zu machen. Sie war die Sorte Mensch, für die Tratsch nur dann von Interesse war, wenn er literarische Gestalt annahm. Und sie schien nicht zu wissen, dass Rowley vermisst wurde. »Natürlich, Ihr seid zusammen mit dem Bischof gekommen, nicht wahr? Bitte dankt Seiner Lordschaft in meinem Namen für Pater Paton. Was hätte ich ohne ihn nur gemacht … Ich hatte geschworen, unser Kopialbuch und Register in Ordnung zu bringen, doch die Aufgabe erwies sich als zu groß für mich, bis Seine Lordschaft diesen Herkules in meinen Augiasstall entsandt hat.«
    Pater Paton als Herkules, eine skurrile Vorstellung. Ebenso skurril wie Schwester Lancelyne selbst, eine alte, kleine, gnomenhafte Gestalt mit den hellen Bernsteinaugen einer Kröte. Und ebenso skurril wie der Raum, der vom Boden bis zur Decke mit Regalen ausgestattet war, in denen aus Stapeln von Dokumentenrollen und Urkunden ein Wirrwarr von Siegeln heraushing.
    »Eine alphabetische Ordnung, versteht Ihr?«, trällerte Schwester Lancelyne. »Die müssen wir erstellen, und einen Kalender, aus dem hervorgeht, wer uns an welchem Tag den Zehnten schuldet, welche Pacht … Doch ich sehe, Ihr habt unser Buch entdeckt.«
    Es war das
einzige
Buch, ein schmaler, in Kalbsleder gebundener Band. Es hatte ein kleines Regalbrett ganz für sich allein, das mit Samt ausgekleidet war wie eine Schmuckschatulle. »Wir haben natürlich das Testament«, erklärte Schwester Lancelyne wie zur Entschuldigung für das Fehlen einer Bibliothek, »und ein Brevier, beide sind in

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