Die Teufelshaube
eingeschlossen.«
Adelias Kopf schnellte hoch. »Um welche Zeit wird abends gemolken?«
»
Nach
der Vesper.«
Sie gingen jetzt im Gleichschritt. »Da lebte Bertha noch«, sagte Adelia. »Die Melkerin hat sie gesehen.«
»Ja, ich habe mit Peg gesprochen.«
»Ich
wusste,
dass Dakers es nicht war.«
Die Priorin nickte. »Dafür müsste die unglückliche Frau schon durch eine dicke, verriegelte Tür gehen können. Was ihr, wenn ich das so sagen darf, die meisten meiner Schwestern durchaus zutrauen.«
»Ihr dürft, Ihr dürft.« Adelia blieb erbost stehen. »Warum habt Ihr das nicht vorhin im Kapitelsaal gesagt?«
Die Priorin trat vor sie. »Ihr wart damit beschäftigt, uns zu beweisen, dass Bertha ermordet worden war. Ich wusste zufällig, dass Dakers sie nicht getötet haben konnte. Daraus ergab sich die Frage: Wer dann? Und warum? Diesen Wolf wollte ich nicht zwischen Schwestern freilassen, die ohnehin schon bekümmert und verängstigt genug sind.«
Ah. Endlich, dachte Adelia, ein logischer Verstand. Mir gegenüber abweisend und kalt wie der Winter, aber mutig. Vor ihr stand eine Frau, die gewillt war, schrecklichen Ereignissen auf den schrecklichen Grund zu gehen.
Sie sagte: »Bertha wusste etwas über die Person, die ihr im Wald die Pilze geschenkt hat. Aber es war ihr nicht bewusst. Ich denke, gestern ist es ihr wieder eingefallen, ich
denke,
sie ist aus dem Kuhstall gelaufen, um es mir zu erzählen. Irgendetwas oder vielleicht auch irgendjemand hat sie aufgehalten, und sie ist wieder zurück in den Stall gegangen. Wo sie erdrosselt und dann aufgehängt wurde.«
»Sie war kein zufälliges Opfer?«
»Ich glaube nicht. Es gab keine sexuellen Handlungen, soweit ich das feststellen konnte. Und sie wurde nicht ausgeraubt, die Goldkette war noch da.«
Beide hatten unbewusst begonnen, vor der Kapelle auf und ab zu gehen. Adelia sagte: »Sie hat Peg erzählt, dass es keine Sie war, sondern ein Er.«
»Die Person im Wald?«
»Ich denke, ja. Ich glaube, Bertha hat sich an irgendetwas erinnert, irgendetwas an der alten Frau, die ihr die Pilze für Rosamund geschenkt hat. Ich denke, ihr ist klar geworden, dass es gar keine alte Frau war – ihre Beschreibung hat sich immer irgendwie … ich weiß nicht, sonderbar angehört.«
»Alte Frauen, die im Wald vergiftete Pilze verschenken, sind ja auch wohl sonderbar.«
Adelia lächelte. »Dann eben übertrieben. Geschauspielert. Ich denke, das wollte Bertha mir sagen.
Keine Sie, sondern ein Er.
«
»Ein Mann? Als Frau verkleidet?«
»Ich denke, ja.«
Die Priorin bekreuzigte sich. »Woraus zu schließen ist, dass Bertha uns hätte sagen können, wer Rosamund getötet hat …«
»Ja.«
»… aber nicht mehr dazu kam, weil sie erdrosselt wurde,
von derselben Person.
«
»Ich denke, ja.«
»Das habe ich befürchtet. Der Teufel wandelt unter uns.«
»In Menschengestalt, ja.«
»Ich soll mich nicht fürchten«, sagte Schwester Havis, »ich soll mich nicht fürchten, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.« Sie schaute Adelia an. »Und doch empfinde ich Furcht.«
»Ich auch.«
Seltsamerweise jedoch nicht mehr ganz so sehr wie zuvor. Es tröstete Adelia ein wenig, ihr Wissen an die Obrigkeit weitergegeben zu haben, und obwohl ihr die Frau ablehnend begegnete, war sie doch praktisch die einzige Obrigkeit, die das Kloster zu bieten hatte.
Nach einer Weile sagte Schwester Havis: »Wir mussten den Toten von der Brücke aus dem Eishaus holen. Ein Mann hat nach ihm gefragt, ein Vetter, wie er sagte – Master Warin, ein Advokat aus Oxford. Wir haben den Leichnam für die Totenwache in der Kirche aufgebahrt, und damit er ihn identifizieren konnte. Anscheinend handelt es sich um einen jungen Mann namens Talbot aus Kidlington. Ist er auch ein Opfer dieses Teufels geworden?«
»Ich weiß es nicht.« Sie merkte, dass sie die ganze Zeit »ich« gesagt hatte. »Ich werde Master Mansur berichten. Er wird der Frage nachgehen.«
Ein leiser Hauch von Erheiterung huschte über das Gesicht der Priorin. Sie wusste, wer hier ermittelte. »Bitte tut das«, sagte sie.
Aus dem Kreuzgang weiter vorne tönte Lachen und Gesang herüber, und Adelia merkte, dass sie das schon seit einer Weile hörte. Es gab also doch noch irgendwo Musik und Frohsinn.
Im Innenhof kreischten zwei junge Nonnen vor Vergnügen, während sie Schneebällen auswichen, die ein scharlachrot gekleideter junger Mann nach ihnen
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