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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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müsst Ihr auch dafür sorgen, dass er anständig unter die Erde kommt, mit ’nem Priester und dem Segen von … wie heißt noch mal die Heilige, der sie die Titten abgeschnitten haben?«
    »Ich vermute, Ihr meint St. Agatha«, sagte Adelia unterkühlt.
    »Ja, genau die.« Cross’ unschöne Gesichtszüge runzelten sich zu einem anzüglichen Grinsen. »Tragen sie die Titten von der an Feiertagen immer noch rum?«
    »Leider ja.« Sie hatte diese Sitte stets missbilligt, aber noch immer wurde des besonders grauenhaften Martyriums der armen heiligen Agatha in Palermo mit einer Prozession gedacht, bei der auf einem Tablett zwei Nachbildungen von abgetrennten Brüsten herumgetragen wurden, die aussahen wie zwei Torten mit Brustwarzen.
    »Hat viel an St. Agatha gedacht, der arme Giorgio. Das könnt Ihr denen sagen.«
    Adelia öffnete den Mund, um ihm mal was zu sagen, doch dann sah sie die Augen des Söldners und stockte. Der Mann litt unter dem Tod seines Freundes, und er hatte um den verletzten Poyns gebangt. In ihm steckte eine fühlende Seele, trotz seines wenig einnehmenden Wesens.
    »Ich will es versuchen«, sagte sie.
    »Tut das.«
    Auf der großen Freifläche hinter der Scheune ging einer von Wolvercotes Männern vor dem kreisrunden Gefängnis auf und ab, doch Adelia konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was er da bewachte.
    Weiter hinten versuchte der Klosterschmied ein Loch ins Eis des zugefrorenen Teiches zu schlagen, um einigen betrübt dreinblickenden Enten Zugang zum Wasser zu verschaffen. Kinder – vermutlich seine eigenen – hatten sich Schlittknochen an die Stiefel gebunden und rutschten damit am Rand des Teiches herum.
    Adelia blieb stehen und sah ihnen sehnsüchtig zu. Sie hatte erst spät die Freude am Eislaufen entdeckt – erst als sie einen Winter im Sumpfland verbrachte, wo die vereisten Wasserläufe zu Wegen und Spielplätzen wurden. Ulf hatte es ihr beigebracht. Die Menschen im Sumpfland waren ausgezeichnete Eisläufer.
    Einfach von hier weggleiten, frei, die Toten die Toten begraben lassen. Doch selbst wenn das möglich gewesen wäre, sie konnte nicht fort, solange die Person frei herumlief, die Bertha an einem Haken aufgehängt hatte, wie ein Stück Schlachtvieh …
    »Könnt Ihr eislaufen?«, fragte Cross, der sie beobachtet hatte.
    »Ja, aber wir haben keine Schuhe dafür«, sagte sie.
    Als sie sich der Kirche näherten, kam eine Schar Nonnen unter Führung ihrer Priorin durch das Portal marschiert wie eine Reihe gutgedrillter und festentschlossener Dohlen.
    Sie strebten Richtung Klostertor und dahinterliegende Brücke, und eine von ihnen schob eine Karre auf zwei Rädern. Eine stattliche Anzahl von Godstows nichtgeistlichen Bewohnern hastete erwartungsvoll hinter ihnen her. Adelia entdeckte Walt und Jacques und gesellte sich zu ihnen. Cross tat es ihr gleich. Als sie das Gästehaus passierten, kam Gyltha mit Mansur die Treppe herab, Allie warm eingepackt in ihren Armen. »Das lass ich mir nich entgehen«, sagte sie.
    Am Tor ertönte klar und deutlich Schwester Havis’ Stimme. »Macht auf, Fitchet, und bringt mir ein Messer.«
    Draußen hatte man einen Pfad durch den Schnee auf der Brücke freigeschaufelt, um das Kommen und Gehen zwischen Dorf und Kloster zu erleichtern. Er führte sonst nirgendwohin, deshalb wusste niemand so recht, warum Lord Wolvercote es für notwendig erachtet hatte, einen Wachposten auf die Brücke zu stellen. Aber dort stand einer, der sich angesichts einer Schar schwarzgekleideter verschleierter Frauen, von denen jede ein Kreuz auf der Brust trug, dennoch zu fragen bemüßigt sah: »Wer da?«
    Schwester Havis ging auf ihn zu, wie Cross in der Nacht zuvor auf seinen Kameraden zugegangen war. Adelia rechnete schon fast damit, dass sie ihn niederschlagen würde; zuzutrauen wäre es ihr, so wie sie aussah. Doch stattdessen drückte die Priorin die gesenkte Pike mit dem Handrücken beiseite und marschierte weiter.
    »Nix zu machen, mein Freund«, sagte Fitchet beinahe mitfühlend zu dem Wachposten. »Wenn die ein göttliches Anliegen haben, is nix zu machen.«
    Adelia hatte die zwei Erhängten ja schon kurz vom Boot aus gesehen, doch da war sie zu durchgefroren, zu verängstigt, zu beschäftigt gewesen, um darüber nachzudenken, wie sie gehängt worden waren.
    Nur der Anblick ihrer baumelnden Füße hatte sich in ihr Gedächtnis gegraben.
    Jetzt sah sie es. Man hatte die beiden gefesselten Männer auf die Brücke geführt, ihnen jeweils die Schlinge um

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