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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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nachts. Eine Handglocke gellte, und Menschen schrien durcheinander.
    Gyltha lehnte sich aus dem Fenster in die Gasse. »Die brüllen Feuer«, sagte sie. »Und es riecht nach Rauch. O barmherziger Gott, steh uns bei.«
    Sie wickelten Allie in ihre Pelze, kleideten sich rasch an und rafften so viel von ihrer Habe zusammen wie möglich, ehe sie das Kind die Treppe hinuntertrugen.
    Feuer, diese größte aller Gefahren, hatte die gesamte Abtei aufgeschreckt. Fitchet kam mit zwei Eimern vom Tor her gerannt, Männer drängten aus dem Gästehaus, darunter Mansur und Master Warin.
    »Wo brennt es? Wo brennt es?«
    Das Läuten und das Geschrei kamen aus Richtung Teich.
    »Scheune?«
    »Hört sich eher nach dem Gefängnis an.«
    »O Gott«, sagte Adelia, »Dakers.« Sie drückte Allie in Gylthas Arme und rannte los.
    Zwischen dem Teich und dem Gefängnis schwang Peg die Glocke, als prügelte sie damit auf eine aufsässige Kuh ein. Sie hatte die Flammen auf dem Weg zum Melken entdeckt. »Da oben.« Sie zeigte mit der Glocke auf den schmalen Schlitz, der Luft in das kleine bienenkorbähnliche Gebäude ließ, das der Abtei als Gefängnis diente.
    Schon bildeten Helfer eine Reihe und feuerten den Schmied an, der mit einer Eisenstange ein Loch in den zugefrorenen Teich schlug, damit sie mit ihren Eimern Löschwasser schöpfen konnten.
    Mansur trat neben Adelia. »Ich rieche keine Feuer.«
    »Ich auch nicht.« Es lag nur ein ganz feiner Rauchgeruch in der Luft, nicht mehr, und in dem Mauerschlitz waren keine Flammen zu sehen.
    »Es hat aber gebrannt, so wahr ich hier steh«, sagte Peg.
    Die Tür zum Gefängnis ging auf, und ein übellauniger Wachposten kam heraus. »Macht, dass ihr nach Hause kommt«, schrie er. »Kein Grund zur Aufregung. Das Stroh hat Feuer gefangen, mehr nich. Ich hab’s ausgetreten.« Es war Cross. Er schloss die Tür hinter sich und drohte der Menge mit seinem Spieß. »Los jetzt, haut ab.«
    Erleichtert und murrend, begann die Menge, sich zu zerstreuen.
    Adelia rührte sich nicht vom Fleck.
    »Was ist denn?«, fragte Mansur.
    »Ich weiß nicht.«
    Cross richtete den Spieß auf sie, als sie aus der Dunkelheit auf ihn zuging. »Verschwindet, hier gibt’s nichts zu sehen. Geht nach Hause … ach so, Ihr seid das.«
    »Ist sie wohlauf?«
    »Die alte Unke? Der geht’s gut. Hat ein bisschen rumkrakreelt, aber jetzt is sie putzmunter. Da drin isses besser als hier draußen. Schön warm. Kriegt regelmäßig Futter. Aber was is mit den armen Schweinen, die sie bewachen müssen, das würd ich gern wissen.«
    »Wie ist das Feuer ausgebrochen?«
    Cross mied ihren Blick. »Schätze, sie hat das Kohlenbecken umgetreten.«
    »Ich will sie sehen.«
    »Kommt nich in Frage. Befehl von Hauptmann Schwyz: Kein Schwein spricht mit ihr. Kein Schwein kommt in ihre Nähe, außer wenn sie Essen kriegt. Und immer schön die Scheißtür abgeschlossen halten.«
    »Und von wem hat Schwyz seinen Befehl? Vom Abt?«
    Cross zuckte die Achseln.
    »Ich will sie sehen«, wiederholte Adelia.
    Mansur hob den Arm und zog den Spieß so mühelos aus der Hand des Söldners, als rupfe er Unkraut. »Die Lady will hineinsehen.«
    Cross pustete die Backen auf, schnallte einen riesigen Schlüssel von einem Gürtel ab und schob ihn ins Schloss. »Aber nur einen ganz kurzen Blick. Der Hauptmann muss jeden Moment hier sein, der hat den Krawall bestimmt gehört. Verdammte Bauern, verdammter Krawall.«
    Es war wirklich nur ein kurzer Blick. Mansur musste Adelia hochheben, damit sie über die Schulter des Söldners spähen konnte, weil er sich vor die Tür stellte, um zu verhindern, dass sie hineingingen. Das wenige Licht im Innern kam von den brennenden Scheiten im Kohlenbecken. Bis auf eine verbrannte Stelle an einer Seite lag ein hoher Streifen Stroh entlang der gerundeten Steinmauern. Etwas bewegte sich darin.
    Adelia musste an Bertha denken. Einen kurzen Moment lang spiegelte ein Augenpaar im Stroh den Lichtschein aus dem Kohlenbecken wider und war gleich wieder verschwunden.
    Stiefel knirschten über Eis, als ihr Besitzer auf sie zukam. Cross riss Mansur den Spieß aus der Hand. »Der Hauptmann kommt. Verschwindet um Gottes willen.«
    Sie machten, dass sie wegkamen.
    »Und?«, fragte Mansur im Gehen.
    »Jemand hat versucht, sie zu verbrennen«, sagte Adelia. »Der Luftschlitz ist an der hinteren Wand, gegenüber der Tür. Ich glaube, irgendwer hat einen brennenden Lappen hindurchgeworfen. Wenn Cross die Tür bewacht hat, kann er nicht gesehen haben, wer

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