Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
ersten Mal begegnet.«
    Schon wieder gelogen. Er war ihr Mann.
    »Ich hab mich nur gefragt, ob Ihr wusstet, was Euer Vetter vorhatte, weil die Leute gesagt haben, Ihr seid gleich nach ihm hier eingetroffen …«
    »Wer sagt das?«
    »… ganz kurz nach dem …«
    »Das ist eine Verleumdung. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil mein Vetter bei diesem Schneesturm unterwegs war. Wer sind diese bösen Zungen? Wer seid Ihr? Ich habe es nicht nötig, hier zu sitzen …« Züngelnd wie eine Schlange, griff Master Warin nach seinem Weinbecher und suchte sich einen Platz weiter hinten am Tisch.
    Mansur wandte den Kopf und sah den aufgebrachten Advokaten von dannen ziehen. »Hat er den Jungen getötet?«, fragte er auf Arabisch.
    »In gewisser Weise. Er hat Wolvercote den Hinweis gegeben, der es Wolvercote ermöglichte, die Mörder auf den Jungen anzusetzen.«
    »Dann ist er ebenso schuldig.«
    »Als hätte er selbst den Bolzen abgeschossen, ja. Er hätte behaupten können, dass er von den Fluchtplänen wusste und in die Abtei gekommen ist, um sie zu vereiteln. Das hätte erklärt, wieso er so schnell hier war. Aber er hat es nicht gesagt – ich hab ihm die Gelegenheit dazu geboten –, weil die Leute dann denken würden, dass er Wolvercotes Werkzeug ist, und er beteuert, sie seien einander vorher nie begegnet. Im Grunde hätte es ihn nicht belastet, wenn er zugegeben hätte, dass sie sich kennen, aber sie haben zusammen den Mord an dem Jungen geplant, und das beeinträchtigt sein Urteilsvermögen. Das Schuldgefühl treibt ihn dazu, sich möglichst deutlich von Wolvercote zu distanzieren, auch wenn er es gar nicht müsste.«
    »Er hat sein eigen Fleisch und Blut verraten, Allah spuckt auf ihn. Können wir es beweisen?«
    »Wir werden es versuchen.« Adelia holte Allie aus der Hüftschlinge und rieb die Wange an dem flaumigen Kopf ihrer Tochter. Die banale Durchschnittlichkeit eines Mörders wie des kleinen Advokaten Warin war noch viel deprimierender als die Brutalität eines Wolvercote.
    Plötzlich wurde sie ruppig zur Seite gedrückt, als Cross den Platz einnahm, den Warin verlassen hatte, und die Kälte von draußen mit hereinbrachte. »Rückt ein Stück.« Der Söldner begann, wie ein Verhungernder nach den Speisen zu greifen.
    »Wo habt Ihr gesteckt?«, fragte sie.
    »Was glaubt Ihr denn wohl, wo ich gesteckt hab? Ich bin vor diesem Scheißgefängnis auf und ab marschiert. Das nenn ich Zeitverschwendung. Sie is nämlich weg.«
    »Wer ist weg?«
    »Dieser alte Dämon. Der Abt hat mir selbst gesagt, sie ist ein Dämon. Wer dachtet Ihr denn?«
    »Dakers? Dakers ist verschwunden?« Sie sprang auf und erschreckte Allie, die gerade das Mark aus einem Rinderknochen lutschte. »Großer Gott, sie haben sie geholt.«
    Bratensoße tropfte Cross vom Kinn, als er zu ihr hochblickte. »Was redet Ihr denn da? Die hat keiner geholt. Die is verschwunden. So is das mit Dämonen, die verschwinden einfach.«
    Adelia setzte sich. »Lasst hören.«
    Wie es geschehen war oder auch nur wann, konnte Cross ihr nicht sagen, weil er es nicht wusste. Niemand wusste das. Es war erst vor kurzem entdeckt worden, als Cross die Gefängnistür aufgeschlossen hatte, weil ein Küchenjunge auf Anweisung der Cellerarin mit einem Tablett mit Weihnachtsessen für die Gefangene erschienen war.
    »Der Schlüssel hängt an so ’nem Ring, versteht Ihr«, sagte er. »Jeder Wachposten gibt ihn an den nächsten weiter, wenn er seinen Dienst antritt. Oswald hat ihn mir gegeben, als ich übernommen hab, und als sein Dienst anfing, hat er ihn von Walt gekriegt, und die beiden schwören, sie haben diese Scheißtür kein einziges Mal aufgemacht, und ich auch nicht, bis gerade eben …«
    Er verstummte kurz, um sich ein Stück Rindfleisch in den Mund zu schieben.
    »Und?«,
fragte Adelia ungehalten.
    »Und ich steck also den Schlüssel ins Schloss, dreh ihn, mach die Tür auf, und der Junge geht mit dem Futter rein, und da war sie … weg. Weit und breit keine Spur von ihr.«
    »Irgendwer muss sie rausgelassen haben.« Adelia war noch immer beunruhigt.
    »Nein, das kann nicht sein«, sagte Cross. »Wenn ich’s Euch doch sage, bis dahin hatte keiner diese Scheißtür aufgemacht. Das Weib is verschwunden. So is das mit Dämonen, die verschwinden. Hat sich in ein Rauchwölkchen verwandelt und is durch den Luftschlitz raus, jawohl.«
    Er hatte Schwyz zum Gefängnis gerufen, sagte er, und deutete mit dem Kinn auf den leeren Platz am oberen Tischende, wo der

Weitere Kostenlose Bücher