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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Kreisen umherhüpften.
    Ein betagter Bewohner der Abtei jonglierte Äpfel mit einer Geschicklichkeit, die sein Alter Lügen strafte, und der Schmied versuchte sich gegen den Rat seiner Frau als Schwertschlucker.
    Nach einigem hektischen Getuschel unter dem Heuboden sprang schließlich eine Schar von wild verkleideten Figuren hervor, um eine recht derbe Stegreifdarbietung von Noah und der Sintflut aufzuführen, und zwar mit so viel Spielfreude, dass die Tanzenden eine Pause einlegten und gebannt zuschauten.
    Adelia, die auf dem Boden saß und eine vor Vergnügen quiekende und zappelnde Allie auf den Knien hielt, amüsierte sich köstlich. Sie bezweifelte, dass Noah die Tierarten, die da über eine unsichtbare Planke in seine unsichtbare Arche tollten, erkannt hätte. Das einzige echte Tier, der Klosteresel, spielte den Rest des Ensembles an die Wand, indem er einen abfälligen Kommentar zu den Darstellungskünsten auf den Fuß des von Fitchet gespielten Einhorns plumpsen ließ, was bei Gyltha einen solchen Lachanfall auslöste, dass Mansur sie wegzerren musste, bis sie sich wieder beruhigt hatte.
    Bei all ihrer Feinsinnigkeit konnten Eleanors Höflinge doch dem verlockenden Applaus nicht widerstehen, mit dem derlei Zoten quittiert wurden. Sie gesellten sich zu den Schauspielern, gaben jede Vornehmheit auf und entpuppten sich als verhinderte Hofnarren, indem sie in knallbunten Perücken und Röcken und mit mehlbestäubten oder krapprot bemalten Gesichtern auftraten.
    Warum nur ahmten manche Männer so gern Frauen nach?, dachte Adelia, während sie eine von Montignard hingebungsvoll gespielte Mistress Noah ausbuhte, die dem armen Master Noah wütende Vorhaltungen machte, weil er betrunken war.
    War das da Jacques als Jafets Weib, mit Warzen und Strohhaar und wogendem Busen? Und das konnte doch wohl nicht der Abt von Eynsham sein, der mit geschwärztem Gesicht so schnell auf den Zehenspitzen kreiste, dass sein Unterrock hochwirbelte?
    Allie, den Markknochen noch immer fest in der Hand, war wieder eingeschlafen. Es war Zeit, ins Bett zu gehen, ehe die manische Ausgelassenheit des Abends in Schlägereien ausartete, was wohl unweigerlich passieren würde. Schon jetzt hatten sich Schwyz’ betrunkene Männer zusammengerottet und stierten zu Wolvercotes ebenfalls betrunkenen Männern hinüber, was vermuten ließ, dass der weihnachtlichen Stimmung allmählich die Puste ausging.
    Wolvercote selbst war schon gegangen und hatte Emma mitgenommen.
    Die Königin dankte der Äbtissin zum Abschied, und Mutter Edyve winkte ihre Nonnen zu sich. Master Warin war verschwunden. Der Schmied, der sich den Hals hielt, wurde von seiner Frau weggeführt.
    Adelia schaute sich nach Gyltha und Mansur um. Oje, ihr geliebter Araber – abgesehen von ihr selbst vielleicht der einzige nüchterne Mensch in der Scheune – hatte sich zur Begeisterung einiger Klosterdiener überreden lassen, seinen Schwerttanz aufzuführen, und Gyltha kreiselte um ihn herum wie ein berauschtes Frettchen. Normalerweise trank Gyltha nicht, aber wenn es Alkohol gratis gab, konnte sie einfach nicht widerstehen.
    Adelia ging gähnend mit Allie in die Ecke, wo sie die Wiege abgestellt hatten, legte ihre Tochter hinein, nahm ihr den Markknochen weg, gab ihn Wächter, deckte ihre Tochter zu und zog die kleine Lederabdeckung der Wiege hoch. Dann setzte sie sich daneben, um zu warten.
    Und hatte einen fiebrigen, wüsten Traum, der richtig beängstigend wurde, als ein Bär sie hochhob, an sein Fell drückte und sie in den Wald schleppen wollte. Sie hörte Knurren, als Wächter den Bär angriff, und dann ein Aufjaulen, als er einen Tritt abbekam.
    Adelia bekam kaum Luft, ihre Beine schleiften über den Boden, und als sie anfing, sich zu wehren, erwachte sie. Sie wurde in den Armen des Abtes von Eynsham in die dunkelste Ecke unter dem Heuboden getragen, wo er sie so heftig gegen die Außenwand stieß, dass Splitter und Mörtelstücke auf sie beide herabregneten, während er seinen massigen Körper gegen ihren presste.
    Er war ziemlich betrunken und flüsterte: »Du bist seine Spionin, du Miststück. Der Bischof. Ich durchschaue dich … bei mir tust du zimperlich, du Hure, ich weiß … was du vorhast. Wie macht er’s dir? In den Arsch? In den Mund?«
    Branntweindünste umhüllten sie, als sein geschwärztes Gesicht sich auf ihres senkte.
    Sie drehte den Kopf weg und riss ihr Knie so fest hoch, wie sie konnte, aber der lächerliche Rock, den er trug, schützte ihn, und obwohl er

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