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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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von Schwyz’ Männern weitergereicht, ehe jeder wieder zu seinem Platz zurücktrottete, kauend und weihevoll.
    Eine wachsende Atemlosigkeit griff um sich, als Maria wenige Schritte entfernt in ihrem Stall in den Wehen lag. Die eiligen Schritte der Hirten kamen näher und näher. Engel sangen über dem sternenbeschienenen, schneebedeckten Kirchendach.
    Als der Abt die Arme hob und mit tiefer kehliger Stimme verkündete: »Ein Kind ist uns geboren«, wurde seine Aufforderung »Gehet hin in Frieden« von lautem Jubel übertönt, während einige Frauen der unsichtbaren und doch anwesenden Maria Ratschläge zuriefen, wie sie zu stillen habe, und sie beschworen, immer gut aufzupassen, »dass der Kleine es auch schön warm hat«.
    Bethlehem war hier. Es war jetzt.
     
    Als Adelia in die große Scheune trat, drängte sich Jacques durch die Menge zu ihr und berührte sie an der Schulter. »Die Königin grüßt Euch, Mistress, und sie wird enttäuscht sein, wenn Ihr nicht die Geschenke tragt, die sie Euch gemacht hat.«
    Widerstrebend zog Adelia den Mantel mit der Kapuze aus, so dass der Bliaut und die Barbette zum Vorschein kamen, und fühlte sich nackt. Direkt neben ihr sah Walt sie an und bekam Stielaugen. »Hab mich schon gefragt, wer die fremde Frau is«, sagte er. Sie nahm an, dass auch das als Kompliment gemeint war. Und tatsächlich erntete sie viele verblüffte Blicke – die meisten davon freundlich. Denn das war ein weiteres Geschenk, das Eleanor ihr, ohne es selbst zu wissen, gemacht hatte: Durch den Gunstbeweis der Königin war Adelia vom Verdacht der Hexerei befreit worden.
    Obwohl Eleanor und ihr Gefolge das Fest in der Scheune geplant hatten, übernahmen die Engländer die Ausrichtung.
    Übernahmen? Sie rissen sie förmlich an sich.
    Entzückende aquitanische Weihnachtslieder gingen in grölenden Trinkliedern unter. Der brennende Weihnachtsklotz wurde am Zuggeschirr eines Ochsen hereingeschleift und auf eine Feuerstelle mitten in das große Quadrat gelegt, das die in der Scheune aufgestellten Tische bildeten. Oben in der Galerie – eigentlich der Heuboden – versuchte ein Spielmann, die Speisenden mit seiner Sangeskunst zu erfreuen, doch da alle Bewohner von Godstow und die meisten Leute aus dem Dorf gekommen waren und einen Mordslärm veranstalteten, gab er es schließlich auf und kam herunter, um mit den anderen Gästen zu tafeln.
    Es war das reinste Wikingermahl. Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch. Das Eishaus hatte seine feinsten Leckerbissen hergegeben. Eleanors Koch hatte sich in der Küche selbst übertroffen, doch seine Wintersalate und Fromentées, seine hübsch bemalten Blätterteigburgen und zarten Götterspeisen aus Orangenblütenwasser waren von Schweineschmalz und Blutwurst förmlich begraben und besudelt worden, so dass er richtiggehend krank davon war und jetzt mit leerem Blick dasaß, während sein Gehilfe ihm zum Trost kleine Stücke Schweinebraten in den Mund schob.
    Es wurden auch keine einzelnen Gänge serviert. Die Klosterdiener hatten sich schon zu lange mit Godstows viel zu vielen und anspruchsvollen Gästen herumgeschlagen, und das nahende Weihnachtsfest hatte ihnen noch mehr abverlangt. Die letzten paar Tage hatten sie in der sengenden Hitze der Küchenherde geschwitzt oder die Scheune geschmückt, bis sie einer Waldlichtung ähnelte. Sie würden das Fest nicht verpassen, indem sie im Schweiße ihres Angesichts zwischen Küche und Scheune hin und her rannten. Alles, was sie zubereitet hatten, pikant, süß, mit oder ohne Soße, Brote und Nachspeisen, wurde einfach zu einem prächtigen Durcheinander auf die Tische geknallt, und dann ließen sie sich auf die Bänke fallen, die dem Scheunentor am nächsten waren, und langten kräftig zu.
    Gut so. Es musste so vieles unverzüglich tranchiert werden, so viele Gerichte die Reihen auf und ab gereicht werden, so viele lärmende Bitten erfüllt werden – »Noch was von der Füllung für meine Lady«, »Eine Scheibe von der Gans, wenn ich bitten darf«, »Gebt mal das Rübenmus rüber« –, dass zwischen oben und unten eine Kameraderie des Genusses entstand, von der allerdings die Hunde ausgenommen blieben, die unter den Tischen auf Abfälle warteten und sich gegenseitig bissen, wenn etwas bei ihnen landete.
    Wächter blieb bei Adelias Knien, wo er die besten Happen abbekam – seine Herrin war eine schlechte Esserin, und um Mansur nicht zu kränken, der neben ihr saß und ihren Teller unermüdlich nachfüllte, steckte sie dem

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