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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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er hatte Wachen aufgestellt …
    »Er hat Angst.« Adelias eigene Stimme bebte. »Er denkt, Henry kommt. Und er könnte kommen, Mansur, der König könnte kommen. Seine Männer könnten auf Schlittknochen den Fluss herauf bis zu uns gelangen.« Ihr kam ein anderer Gedanke: »Ich vermute, Wolvercote könnte seine Männer auf dieselbe Art nach Oxford führen und dort zu den Rebellen stoßen. Wieso hat er das nicht getan?«
    »Dieser Schwyz hat schon daran gedacht. Er ist der bessere Taktiker«, sagte Mansur. »Er hat Fitchet gefragt, ob das möglich wäre. Aber weiter unten ist die Themse tiefer und hat mehr Zuflüsse, deshalb hält das Eis dort nicht, und es wäre zu gefährlich. Auf diesem Weg kann keiner kommen oder gehen.« Mansur breitete entschuldigend die Hände aus, weil er Adelia enttäuschen musste. »Die Einheimischen wissen so was. Bis der Schnee schmilzt, bleibt jeder, wo er ist.«
    »Und mach das verdammte Fenster zu«, sagte Gyltha. »Sonst erfriert Klein Allie noch.«
    Dann fügte sie sanfter hinzu: »Da draußen weiß keiner, dass wir hier sind, mein Täubchen.«
    »Die Frau hat recht«, sagte Mansur.
    Sie haben die Hoffnung verloren, dachte sie, sie haben Rowley endlich aufgegeben, halten ihn für tot. Godstow faulte wie eine heimliche Pestbeule im weißen Fleisch der Welt und wartete darauf, sein Gift verbreiten zu können. Nur die Vögel am Himmel konnten wissen, dass hier die Flagge einer Rebellenkönigin wehte – und die Vögel würden es wahrscheinlich keinem weitersagen.
    Doch trotz aller gegenteiligen Beweise flüsterte die Hoffnung Adelia heute ein, dass dort vor den Fensterläden etwas war … zumindest gab es Stufen, die zum Fluss führten, und der Fluss, so heimtückisch er auch sein mochte, führte in die Außenwelt … die Sonne schien, und es lag ein unbestimmbares Gefühl in der Luft. Sie wurde schon zu lange von Angst gepeinigt, war zu lange eingeschlossen und bedroht worden, tagsüber in dunkle Räume eingesperrt wie eine Geisel. Und das galt für sie alle.
    Als sie draußen Stimmen und Lachen hörte, stieß sie die Fensterläden so heftig auf, dass sie gegen die Wand schlugen, und beugte sich erneut hinaus.
    Weiter weg wurde das Klostertor geöffnet, und eine Schar von angeregt plaudernden Männern und Frauen versammelte sich davor. In ihrer Mitte war eine schlanke elegante Gestalt, deren schimmernde Pelze in der Sonne leuchteten.
    »Die Königin geht eislaufen«, sagte Adelia. Sie drehte sich um. »Und wir auch. Wir drei, und Allie kommt mit.«
    Alle gingen eislaufen. Schließlich war Stephanstag, der traditionell der Tag der Diener war, die nicht nach Hause in ihre Dörfer konnten und ihn daher vor Ort feiern mussten. Heute Abend würden sie mit den Resten vom gestrigen Abend ihr eigenes Fest feiern.
    Fast alle Bediensteten stolperten hinaus aufs Eis, manche ohne Schlittknochen, doch alle mit dem traditionellen Tonkästchen in Händen, das den Gästen mit einem auffordernden Klappern unter die Nase gehalten wurde.
    Nachdem Adelia ihre Gabe gespendet hatte, entzückte sie ihre Tochter, indem sie ihren Gürtel an der Wiege befestigte und sie beim Eislaufen hinter sich herzog. Andere mit Schlittknochen halfen auf die gleiche Weise denjenigen, die keine hatten, und so verwandelte sich der breite Themsebogen schon bald in einen bunten Reigen aus zahllosen Schlitten und dazu umfunktionierten Tabletts, atemlosen Scherzen und rosa Wangen, durch den eine lächelnde Königin mit schwanengleicher Anmut segelte, während ihr die Höflinge aufgeregt plappernd folgten.
    Nach den Laudes gesellten sich auch die Nonnen dazu. Die jüngeren kreischten fröhlich und wetteiferten mit Schwester Havis, die schneller lief als alle anderen, obwohl es bei ihr immer irgendwie vornehm aussah.
    Ein Kohlenbecken wurde in Ufernähe aufs Eis gesetzt und ein Stuhl herbeigetragen, damit Mutter Edyve im Warmen sitzen konnte. Bei ihr waren die gehfähigen Verwundeten, die Schwester Jennet aus dem Hospital hergeführt hatte. Wächter, dessen Versuche, hinter Adelia herzulaufen, unvermeidlich damit endeten, dass er alle viere von sich gestreckt übers Eis schlitterte, gab den Kampf verloren und ließ sich schmollend auf dem Stück Teppich unter dem Stuhl der Äbtissin nieder.
    Adelia erkannte ihren Patienten und glitt zu ihm hinüber, die Wiege im Schlepptau. »Geht Eure Genesung voran?«
    Poyns’ junges Gesicht strahlte. »Sehr gut, Mistress, danke. Und die Äbtissin will mir Arbeit geben, als Helfer von Master

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