Die Teufelshaube
recht ordentlich darauf, die behandschuhten Hände auf der Brust verschränkt, als müsste er sich vor der Unwürdigen schützen. »Ich habe es«, sagte er.
Sie starrte ihn an. »Ihr habt es …
gefunden?
Nicht zu fassen … es war so unwahrscheinlich.« Sie musste sich zusammenreißen. »Und sind sie gleich?«
»Ja«, sagte er, »ich muss leider sagen, dass die Ähnlichkeit mit demjenigen, das Ihr mir gegeben habt, unbestreitbar ist.«
»Hätte der Vergleich vor einem ordentlichen Gericht Bestand?«
»Ja. Bestimmte Eigenarten, die bei beiden gleichermaßen festzustellen sind, würde auch ein Ungebildeter sofort erkennen. Ich habe es hier, ich habe sie beide …« Er begann, die große Tasche an seinem Gürtel zu öffnen.
Adelia bremste ihn. »Nein, nein, ich will sie nicht haben. Behaltet Ihr sie und meine eidliche Erklärung dazu. Bewahrt alles sicher auf, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist … und im Namen Jesu erzählt niemandem, dass Ihr sie habt.«
Pater Paton spitzte die Lippen. »Ich habe meine eigene Darstellung der Angelegenheit niedergeschrieben, in der ich erkläre, dass ich getan habe, was ich getan habe, weil ich glaube, dass es der Wille meines Herrn gewesen wäre, des verstorbenen Bischofs von St. Albans …«
Eis spritzte auf, als der Bote des Bischofs sie einmal umkreiste und dann schwungvoll vor ihnen zum Stehen kam. Jacques’ Gesicht war gerötet vor Anstrengung. Er sah beinahe gut aus, obwohl der Bischof die kunstvolle und von einer zierlichen Handdrehung begleitete höchst aquitanische Verbeugung vor Adelia missbilligt hätte. »Es ist erledigt, Mistress. Mit etwas Glück werden sie sich nach der Vesper in der Kirche treffen. Ihr und dieser Gentleman solltet frühzeitig Posten beziehen.«
»Was ist das für ein Unsinn?« Pater Paton missbilligte Jacques nur unwesentlich weniger als Adelia. »Jacques hat zwei Einladungen ausgetragen, die ich geschrieben habe, Pater«, erklärte sie ihm. »Wir werden lauschen, wir werden beweisen, wer den Tod von Talbot aus Kidlington verschuldet hat.«
»Ich will nichts mit all Euren vermeintlichen Morden zu tun haben. Ihr erwartet von mir, dass ich andere belausche? Lächerlich, kommt gar nicht in Frage.«
»Welche vermeintlichen Morde?«, fragte Jacques verwundert.
»Wir werden dort sein«, sagte Adelia zu dem Priester und unterband seinen Widerspruch. »Ja, auch Ihr werdet dort sein. Wir brauchen einen unabhängigen Zeugen. Gott im Himmel, Pater, ein junger Mann wurde getötet.«
Eine gereizte Gestalt mit einer noch gereizteren Stimme war zu ihnen getreten. »Rein mit euch, allesamt, und zwar flott.« Cross hielt die Arme gespreizt, um die drei Richtung Stufen zu scheuchen.
Froh, endlich wegzukommen, glitt Pater Paton davon.
»Kann er uns auch in Bezug auf Berthas Tod helfen?«, wollte Jacques wissen.
»Ich sag’s nich noch mal«, blaffte Cross. »Der Hauptmann hat gesagt, rein mit euch, also macht, dass ihr reinkommt.«
Jacques gehorchte. Adelia trödelte.
»Kommt schon, Mistress. Es wird kalt.« Der Söldner ergriff recht behutsam ihren Arm. »Na bitte, Ihr zittert ja schon.«
»Ich will nicht wieder da rein.« Die Klostermauern würden sie und den Mörder erneut gemeinsam gefangen halten. Sie wurde zurück in einen Käfig gezwungen, in dem ein Ungeheuer mit Blut an den Klauen steckte.
»Ihr bleibt nich die ganze Nacht hier.« Während er sie übers Eis zog, rief Cross über die Schulter den Zaunkönigjägern im Wald zu: »Rein mit euch, Jungs.«
Als sie die Stufen erreichten, musste er Adelia hinaufhieven, wie ein Henker einem Gefangenen aufs Schafott hilft.
Hinter ihnen kam eine lärmende Gruppe Männer aus dem Wald am gegenüberliegenden Ufer, die sich triumphierend um einen kleinen aus Korbweide geflochtenen Käfig drängelten, in dem ein verängstigter Zaunkönig flatterte. Sie trugen Kapuzen, waren mit Schnee bedeckt, und ihre geschwärzten Gesichter machten sie unkenntlich.
Und wenn mit der johlenden und herumalbernden Meute einer mehr durchs Klostertor hineinging, als zuvor herausgekommen waren, so bemerkte das niemand.
In der Marienkapelle der großen Kirche hatte der Zimmermann der Abtei Bretter quer über die äußersten Dachsparren gelegt, um einige angefaulte Streben leichter austauschen zu können. Dadurch war ein kleiner provisorischer Teildachboden entstanden, wo die zwei Menschen, die sich dort versteckt hatten, zwar gut hören, aber nichts sehen konnten. Adelia und Pater Paton waren ganz auf ihre
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