Die Teufelshaube
übersät. Als sie nach unten blickte, sah sie vereinzelte Wachfeuer, um die sich bewaffnete Männer bewegten.
O Gott, wenn die am Fuß des Turms Reisig gelegt haben … wenn Wind aufkommt und einen Funken von diesen Feuerstellen herüberweht …
Sie und Eleanor saßen am oberen Ende eines Kamins.
Das reichte an frischer Luft. Fröstelnd, und zwar nicht nur durch die Kälte, schloss Adelia die Läden. Dabei belastete sie eine Seite des Hockers zu sehr und landete mit einem lauten Krachen auf dem Boden.
Als sie zur Königin hinüberschaute, weil sie mit einem erbosten Tadel rechnete, fragte sie sich, ob Eleanor vielleicht in Trance gefallen war. Der Blick der Königin ruhte weiter unverwandt auf Rosamund. Auf dem Boden bewegte Montignard kurz die Beine, murmelte etwas und schnarchte dann weiter.
Adelia bückte sich, um den Hocker wieder aufzurichten, und sah, dass die mit Intarsien verzierte Sitzfläche verrutscht war und es sich dabei in Wahrheit um den Deckel einer Kiste auf Beinen handelte. Darin befanden sich Schriftstücke. Sie holte sie heraus und kehrte zu ihrem alten Platz auf der anderen Seite des Bettes zurück, um sie zu lesen.
Schon wieder Briefe, bestimmt ein halbes Dutzend, alle an Eleanor gerichtet, alle angeblich von Rosamund geschrieben, aber in derselben Handschrift verfasst wie der, den Adelia in ihren Stiefel geschoben hatte.
Jeder hatte dieselbe höhnische Anrede, und in dem hellen Licht konnte sie auch lesen, was danach kam. Es war nicht immer derselbe Wortlaut, doch die eigentliche Botschaft wurde ständig wiederholt.
»
Heute hat mein königlicher Herr bei mir gelegen und seine Liebe beteuert …« »Gerade eben verließ mein königlicher Herr unser Bett …« »Er spricht voller Sehnsucht über die Scheidung von Euch …« »… der Papst wird die Scheidung gnädig gewähren, weil Ihr meinen königlichen Herrn verraten und seine Söhne gegen ihn aufgebracht habt.« »… die Vorkehrungen für meine Krönung in Winchester und Rouen.« »… mein königlicher Herr wird den Engländern verkünden, wer ihre wahre Königin ist.«
Giftige Tinte, Tropfen für Tropfen.
Und der Verfasser hatte sie niedergeschrieben, damit Rosamund sie in ihrer eigenen Schrift kopierte. Er oder sie – wahrscheinlich er – hatte sogar Anweisungen mitgeliefert.
»Bemüht Euch um Leserlichkeit, denn die Königin hat Eure Rechtschreibung verhöhnt und Euch als Dummkopf bezeichnet.«
»Schreibt rasch, damit dieses Schreiben die Königin an ihrem Jahrestag erreicht, da sie diesem Datum großen Wert beimisst und dadurch verwundbarer ist.«
»Eilt Euch, denn mein Bote muss Chinon erreichen, wo die Königin in Gewahrsam ist, bis der König sie an einen anderen Ort bringen lässt.«
Und, besonders verräterisch:
»Wir obsiegen, Lady. Ihr werdet Königin sein, ehe der nächste Sommer kommt.«
An keiner Stelle nannte der Instrukteur seinen Namen. Aber, so dachte Adelia, er war jemand, der Eleanor nahestand, sonst hätte er nicht wissen können, dass sie sich über Rosamunds Schreibkünste lustig gemacht hatte.
Und er war ein Narr. Wenn er hoffte, eine Scheidung zwischen Henry und Eleanor herbeiführen zu können und Rosamund zur Königin zu machen, dann mangelte es ihm an grundlegendem Verständnis für Politik.
Henry würde sich nie von Eleanor scheiden lassen. Denn selbst wenn der Verrat der Ehefrau Grund für eine Scheidung war – und das glaubte Adelia nicht –, hatte Henry sich durch den Tod Beckets schon zu sehr mit der Kirche angelegt und dafür bezahlt; er würde es nicht wagen, sie ein weiteres Mal zu brüskieren. Außerdem achtete er die Ordnung der Dinge. Noch entscheidender für ihn war, dass er das große Herzogtum Aquitanien verlieren würde, wenn er Eleanor verlor, und Henry mochte ja ein Scheusal sein, aber er würde niemals Land aufgeben.
Hinzu kam, dass die leichtlebigen Engländer bei einer Mätresse des Königs ein Auge zudrückten, aber nicht bei einer Mätresse, die ihnen als Königin aufgezwungen wurde. Das wäre eine Beleidigung.
Ich
weiß das, und ich bin Ausländerin.
Dennoch hatten diese Briefe eine törichte, ehrgeizige Frau dazu verführt, sie zu kopieren und abzuschicken, und eine Königin dermaßen erzürnt, dass sie geflohen war und ihre Söhne zum Krieg gegen den eigenen Vater drängte.
Rowley könnte recht haben; der Mensch, der diese Dinge geschrieben hatte, wollte damit einen Krieg heraufbeschwören.
Am anderen Ende des Raumes sog jemand laut die Luft durch die
Weitere Kostenlose Bücher