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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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womöglich auch bei Menschen verwenden könnte, die ihr Gedächtnis verloren hatten, verwarf sie sogleich wieder. »Obwohl ich dir recht geben muss, die Substanz ist noch nicht zur Gänze erforscht«, erklärte sie beiläufig. »Es bedarf weiterer Untersuchungen, und zunächst muss ich mich vergewissern, ob meine Wahrnehmungen historischen Tatsachen entsprechen oder lediglich Halluzinationen sind, die ich von wo auch immer empfangen habe.«
    Jenna sah sie weiterhin ungläubig an. »Das Zeug kommt also von deinem Bruder? Ich kann’s nicht fassen. Und ich denke, du beschäftigst dich mit der genetischen Optimierung von Zuchtbullen. Stattdessen liegst du mutterseelenallein hier herum und spritzt dir irgendeinen unbekannten Stoff.« Sie hob fragend eine Braue. »Weiß dein Vater davon? Ich meine, er ist immerhin Professor für Genetik.«
    »Lass meinen Vater aus dem Spiel. Ich bin alt genug, um für mich selbst zu entscheiden, was ich tue und was nicht!« Lilian sah sie herausfordernd an. »Außerdem kennst du ihn doch. Er hat für so etwas keinen Sinn. Und Alex möchte schon gar nicht, dass unser Vater ihm in die Sache hineinredet. Deshalb hat er mich gefragt, ob ich ihm helfen könne. Mein Vater glaubt grundsätzlich, alles besser zu wissen. Er würde meinen Bruder nur entmutigen, mit seinen Untersuchungen fortzufahren. Nach allem, was ich dazu sagen kann, ist Alex da einer ganz großen Sache auf der Spur. Wenn das Zeug tatsächlich hält, was es verspricht, könnte er einen Nobelpreis für dessen Entdeckung bekommen.«
    »Und wieso probiert er es dann nicht an sich selbst aus?«
    »Das hat er. Er wollte auf Nummer sicher gehen und hat mich um Mithilfe gebeten.«
    »Und was machst du, wenn das Zeug abhängig macht und du nicht mehr davon loskommst? Soweit ich weiß, ist dein Bruder schon einmal drogenabhängig gewesen. – War es wenigstens schön?«
    »Was?«
    »Deine Reise in die Vergangenheit.«
    »Ich hatte den besten Sex meines Lebens«, bemerkte Lilian mit trockener Stimme.
    »Wann?« Jenna wirkte überrascht.
    »Was weiß ich?« Lilian grinste schräg und zog die Beine so weit an, dass sie ihre Arme vor den Knien verschränken konnte. »Vor mindestens dreihundert Jahren?«
    »Wie kommst du darauf, dass es so lange her ist?« Jenna musterte sie amüsiert.
    »Keine Ahnung, ich weiß es einfach, und außerdem gab es noch kein elektrisches Licht.«
    »Und weder Pille noch Kondome.« Jenna lachte verhalten.
    Lilian war plötzlich nicht mehr zum Lachen zumute. »Davor hatte ich einen schrecklichen Albtraum«, erzählte sie stockend. »Ich war schwanger und befand mich im Krieg. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass man das Jahr 1648 schrieb. Es war Nacht, und um mich herum donnerten Kanonen. Dann kam ein Mann und hat mir bei lebendigem Leib das Kind aus dem Bauch herausgeschnitten.«
    »Das hört sich ziemlich abgefahren an.« Jenna verzog das Gesicht zu einer Schulmeistermiene, die sie immer aufsetzte, wenn etwas nicht ihrer polizeilichen Logik entsprach. »Lass das Zeug aus dem Leib und bestell deinem kleinen Bruder einen schönen Gruß von mir. Wenn er sich schon unbedingt ins Verderben stürzen will, soll er meine beste Freundin aus dem Spiel lassen, sonst jage ich ihm die internationale Drogenfahndung auf den Hals. Und was dich betrifft, such dir lieber einen anständigen Kerl und mach mit ihm richtige Kinder, dann bleiben solche Horrorstorys von ganz alleine aus.«
    »Woher nimmst ausgerechnet
du
diesen Sachverstand?« Lilian wurde wütend. Jenna all das zu erklären, was sie in ihrer Vision durchlebt hatte, war genauso sinnlos wie der Versuch, Watson das Eierlegen beizubringen.
    »Mitunter gibt es Dinge, die sich eben nicht mit simplen Fahndungsmethoden erklären lassen.«
    »Wo du es gerade erwähnst.« Jenna zuckte mit den Schultern und schlug sich auf die Beine. »Wolltest du mir nicht helfen, das veränderte Genmaterial vom Tatort zu untersuchen?«
    »Ich fürchte, ich habe keine Zeit, um dich in einer solchen Sache zu unterstützen«, erwiderte Lilian kühl. »Außerdem denke ich nicht, dass es effizienter ist, wenn man nach Leichen sucht, die es offenbar niemals gegeben hat, und man Aussagen von Leuten ernst nimmt, die nicht mehr bis drei zählen können.« Lilian genoss für einen Augenblick die Genugtuung, Jenna eine Abfuhr erteilt zu haben. Ein Gefühl des Triumphes, das sogleich wieder erlosch, als Jenna aufstand und beleidigt zur Tür hinausging.
    Lilian fühlte sich plötzlich müde und

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