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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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weiterverfahren. Du kannst jetzt nicht einfach gehen!«
    »Hast du nicht gestern Morgen noch genörgelt, dass ich mir als Chef nicht die Finger schmutzig machen sollte? Jetzt überlasse ich anderen das Ruder, und es ist immer noch nicht in Ordnung.«
    »Darum geht es nicht. Du bist der Boss, und du entscheidest, wie wir den Panaceaern zukünftig effizienter entgegentreten können.«
    »Und du bist mein Vertreter«, erwiderte John lapidar.
    »Und was willst du mir damit sagen?« Paddy sah ihn verständnislos an.
    »Dass du mich ab sofort in dieser Angelegenheit vertrittst. – Bis später«, sagte John und nickte in die Runde.
    Dreiundzwanzig Unsterbliche, die dasselbe Schicksal zu tragen hatten wie er, leiteten weltweit die Geschicke des Unternehmens. Der sterbliche Rest war zwar weitgehend eingeweiht, wurde aber nur unter strengsten Auflagen beschäftigt. Viele von ihnen befanden sich in einer lebenslänglichen Abhängigkeit zu CSS, weil John ihnen einst nicht nur das Leben gerettet hatte, sondern sie auch regelmäßig mit lebensverlängernden Drogen versorgte.
    Dass niemand etwas über die tatsächlichen Hintergründe von CSS und ihre fragwürdigen Geschäfte erfuhr, hatten John und seine Verbündeten einem ausgeklügelten Sicherheitssystem zu verdanken, das sie mit zahlreichen wasserdichten Legenden versorgte, die nicht einmal das FBI oder der MI5 bisher zu knacken vermocht hatten. Aufträge in Krisengebieten oder bei Kunden aus früheren Zeiten wurden über Mittelsmänner abgewickelt. Man hielt die Fäden in der Hand, aber man zeigte die Hände nicht.
    Auf dem Weg zu seinem weiblichen Gast plagte John sich mit Gewissensbissen. Paddy hatte recht. Was er mit der jungen Frau vorhatte, entsprach absolut nicht den Richtlinien. Und der Drang, sie wiederzusehen und mit ihr zu sprechen, hätte ihn warnen sollen. Doch er verwarf all seine Bedenken. Was sollte schon passieren? Sie war nur eine Touristin, die einen Unfall hatte, und ein wenig Smalltalk am Krankenbett würde nicht gleich ein ganzes Imperium in Wanken bringen.

26

Schottland 2009 – »Unsterbliche Seele«
     
    Lilian wusste nicht, was sie davon halten sollte, einen fremden Mann in einem fremden Bett zu empfangen. Zu allem Überfluss trug sie ein knielanges OP-Hemd, das ihr nicht gehörte. Die Ankündigung, dass es sich um ihren Gastgeber handeln sollte, hatte jedoch ihre Reize. Wahrscheinlich war er der Boss dieses Unternehmens. Bei dem Gedanken, wie er wohl aussehen könnte, kam sie zu keinem Ergebnis. Wie stellte man sich einen Söldnerführer vor, der in allen Krisengebieten der Erde zu Hause war und für den die Bekämpfung von Terrorismus und außer Kontrolle geratenen Diktaturen so selbstverständlich zum Geschäft gehörte wie für sie selbst das Klonen von abgöttisch geliebten Haustieren? Ein Mann von seinem Format war mit Sicherheit durchtrainiert wie ein Zehnkämpfer. Aber nein, vielleicht auch nicht, weil er bevorzugt hinter seinem Schreibtisch saß, wo er seine Soldaten zwischen den einzelnen Brennpunkten der Welt hin und her schob wie Schachfiguren.
    Nachdem es geklopft hatte, spürte Lilian, wie sich ihr Puls beschleunigte. Als ihr Gastgeber in der Tür erschien, setzte ihr Herzschlag für einen Moment aus und kam nur stolpernd wieder in Gang. Der Kerl war kein Mann – er war ein Gott, zumindest was sein makelloses Aussehen betraf –, und dem ersten Anschein nach war er kaum älter als sie selbst. Aber was ihr noch viel bemerkenswerter erschien – sein Äußeres war ihr so vertraut wie das Karomuster an diesem verdammten Bettvorhang.
    Er war exakt der Mann aus ihren psychedelischen Träumen, da gab es nicht den geringsten Zweifel. Er war mindestens eins neunzig groß, athletisch und hatte die gleichen grünen Augen, selbst sein zimtfarbenes Haar war von der gleichen Farbe wie in ihren Visionen, nur dass er es nun kurzgeschnitten trug. Auch der Bart fehlte, ein Umstand, den sie beinahe bedauerte, doch der Mann entschädigte sie mit einem schüchternen Lächeln, das genauso bezaubernd und unwiderstehlich war wie in jener Nacht, als er in ihren Visionen zu ihr ins Bett gekommen war und ihr seine Liebe geschworen hatte.
    »John Cameron«, stellte er sich vor und streckte ihr seine kräftige Rechte entgegen. Seine Stimme klang ebenso heiser wie ihre, als sie den Gruß völlig verdattert erwiderte.
    »Lilian von Stahl«, entfuhr es ihr matt. Spontan entzog sie ihm ihre Hand, gerade so, als ob sie ein heißes Eisen angefasst hätte.
    Verblüfft

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