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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Servierwagen im Zimmer.
    »Full Scottish Breakfast«, erklärte er und lüftete die silberne Haube. Was sich darunter auf einem wertvollen Porzellanteller verbarg, reichte bestimmt für mehr als zwei Tage. Ihr Gastgeber erwies sich als sehr aufmerksam. Kein Blutpudding und auch keine Würstchen. Beiläufig hatte sie erwähnt, dass sie so etwas nicht mochte. Stattdessen gab es geräucherten Lachs und Rührei. Am meisten beeindruckte sie eine antiquierte Holzschale, die mit dampfendem Haferbrei gefüllt war. Irgendwie hätte sie wetten mögen, dass sie schon einmal daraus gegessen hatte.
    »Der Helikopter geht in einer dreiviertel Stunde«, erklärte Taylor. »Soll ich Ihre Sachen schon hinunter zum Hangar bringen?«
    Was war das? fragte Lilian sich. Ein Art höflicher Rauswurf? Für einen Moment war sie enttäuscht. »Und wo ist Mr. Cameron? Ich habe gehofft, mich noch von ihm verabschieden zu können?«
    »Er wird den Helikopter fliegen.«
     
    »John, bleib sofort stehen!« Paddy rannte seinem Boss hinterher wie ein ferngesteuerter Spielzeugroboter, während John Cameron seelenruhig durch den Hangar schlenderte, um zu einem gänzlich schwarz lackierten Eurocopter EC 134 zu gelangen.
    »Du willst sie doch nicht selbst nach Glencoe fliegen?« Der Ire hatte John überholt und baute sich vor ihm auf. Sein Gesicht brannte vor Zorn.
    »Was hast du dagegen?« John sah ihn verständnislos an. »Es ist nur ein Katzensprung, und die Strecke dorthin wird von Satelliten überwacht.«
    »Nicht nur von uns, sondern auch von unseren Feinden«, bemerkte Paddy entrüstet. »Was ist, wenn euch jemand sieht? Wenn unsere Gegner herausfinden, wer sie ist und dass sie offenbar etwas mit dir zu tun hat? Kannst du sie schützen? – Nein, dass kannst du nicht.«
    John wurde ungeduldig. »He, du bist ja noch paranoider als ich.«
    »Das war ich schon immer, und bisher hat es dir nicht geschadet, sondern eher genützt. Vor allem, weil ich immer recht behalten habe. Die Frau hat dir den Kopf verdreht, stimmt’s?«
    »Paddy.« John machte Anstalten, ihn grob zur Seite zu schieben. »Es war Zufall, dass sie vor unserer Haustür verunglückt ist, und gestern Abend – das war nur ein harmloser Flirt.« Dass es nicht ganz so harmlos war, wie er es darstellte, wusste nur John. Er hatte die halbe Nacht kein Auge zugetan, weil er nur an Lilian gedacht hatte, und am Morgen hatten Wilbur und Bran ihm bestätigt, dass sie wahrhaftig etwas an sich hatte, das an Madlen erinnerte.
    »Ich habe dich gewarnt, John. Sag mir hinterher nicht, wenn irgendetwas schiefläuft, dass du es nicht gewusst hättest.« Ohne Johns Antwort abzuwarten, wandte Paddy sich ab und stiefelte aus der Halle.
    »Spielverderber«, rief John dem Iren hinterher. Mit einem Pfiff machte er ein paar Arbeiter auf sich aufmerksam und bat sie, mit ihm die Maschine auf das Start- und Landefeld zu ziehen.
    Alle Zweifel, was Paddys Unkenrufe betraf, waren verflogen, als Lilian wie aus heiterem Himmel vor John stand und ihn mit leuchtenden Augen anstrahlte, während er ihr das Gepäck abnahm.
    »Meinen Bustransfer hatte ich mir anders vorgestellt.«
    »Enttäuscht?«
    »Nein«, erwiderte sie schmunzelnd. »Nicht, was den Bus betrifft und auch nicht den Fahrer. Allerdings ist es mein erstes Mal.«
    »Was?«
    Sie biss sich auf die Lippe und lachte vergnügt. »Dass ich mit einem Helikopter fliege.«
    »Es ist nicht so wackelig, wie es auf den ersten Blick aussieht«, beruhigte John sie und half ihr in die Maschine. Nachdem er ihre Sachen verstaut hatte, zeigte er ihr, wo sie sich anschnallen konnte. Wenig später setzte er einen Kopfhörer auf, gab einen weiteren Lilian und startete die Rotoren.
    Der Flug nach Glencoe erschien John viel zu kurz, um sich die Worte zurechtzulegen, die er ihr zum Abschied sagen sollte.
Es war schön, Sie kennengelernt zu haben, es tut mir leid, dass wir uns nicht wiedersehen können, vielleicht treffen wir uns noch mal, aber eher nicht, ich bin leider viel zu beschäftigt.
All diese Phrasen, die man von sich gab, wenn einen ein Mädchen nicht wirklich interessierte und man ein nächstes Mal tunlichst vermeiden wollte. Aber was sagte man, wenn sie einem wirklich gefiel und man sie aus bestimmten Gründen nicht wiedersehen konnte?
    John war zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt, als dass er ein Auge für die phantastische Landschaft gehabt hätte. Während sie im Anflug auf Glencoe die Spitze des Ben Nevis passierten, den höchsten Berg der Gegend, kam ihm eine

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