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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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hätte er sie berührt. Plötzlich traf ihn die Erkenntnis, wie sehr er das alles vermisst hatte. Als er sie vor der Tür verabschieden wollte, stand sie plötzlich ganz nah vor ihm. Ihr Duft war betörend. Sie schaute mit ihren großen Haselnussaugen zu ihm auf, und John kostete es einiges an Widerstandskraft, sie nicht einfach zu küssen. Doch er hatte die Rechnung ohne sie gemacht. Bevor er die Chance auf einen ehrenvollen Rückzug nutzen konnte, hatte Lilian sich auf ihre Zehenspitzen gestellt und küsste ihn zart.
    John wusste nicht, wie ihm geschah, als ihm mit voller Wucht das Blut in die Lenden schoss. Sie roch nach purem Verlangen. Sein Herz begann zu rasen, und er hatte Mühe, sich so weit zurückzuziehen, dass ihr nicht auffiel, wie sehr ihn ihre unmittelbare Gegenwart verstörte.
    »Ich möchte mich nur für das schöne Essen bedanken und für alles, was Sie sonst noch für mich getan haben«, sagte sie lächelnd, während John noch immer verzweifelt gegen die Versuchung ankämpfte, sie mit Haut und Haaren verschlingen zu wollen.
    »Gute Nacht«, sagte sie leise. Es war die reinste Qual, zu wissen, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie. Er war jetzt nahe genug, um die Bilder in ihrem Kopf sehen zu können. Darin trugen sie beide kein einziges Kleidungsstück und gaben sich einander hemmungslos hin.
    »Gute Nacht«, erwiderte er rau und wartete noch ab, bis sie die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet hatte.
    »Wenn Sie etwas benötigen«, fügte er mit betont fester Stimme hinzu, »nehmen sie das Telefon und wählen die Eins. Unsere Lagezentrale ist die ganze Nacht über besetzt. Man wird Ihnen dann jemand heraufschicken. Ich sage das deshalb, weil die Schleusentüren in den einzelnen Etagen nur mit einem Chipcode geöffnet werden können. Ich möchte nicht, dass Sie sich verlaufen und plötzlich gefangen zwischen zwei Glastüren stehen, die sich nicht öffnen lassen.«
    »Ist das eine Warnung, damit ich nicht auf die Idee komme, hier herumzuspionieren?«
    »So etwas Ähnliches, aber ich hoffe, Sie haben Verständnis und nehmen es mir nicht übel.«
    »Keine Sorge«, erwiderte sie und winkte ihm noch einmal zu. »Ich denke dran.«
    »Ich werde Taylor anweisen, dass er Ihnen das Frühstück auf dem Zimmer serviert. Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal, bevor Sie abreisen?« John lächelte gequält.
    »Ja«, sagte Lilian. »Das hoffe ich auch.«
     
    Lilian warf sich unruhig im Bett hin und her. Sie konnte nicht einschlafen. Vielleicht weil sich die Ereignisse überschlagen hatten. Vielleicht aber auch, weil ihr John Cameron nicht mehr aus dem Kopf ging. Was war bloß in sie gefahren? Sie hatte mit ihm geflirtet, als ob sie ihn schon ewig kennen würde, und am Ende war sie enttäuscht gewesen, dass er keine Anstalten machte, mit ihr ins Bett gehen zu wollen. Vielleicht war es der Sturz gewesen oder der Schock, dass sie sich so seltsam benahm. Andererseits suchte sie fieberhaft nach den Zusammenhängen. Wäre es möglich, ihn dazu zu bringen, Ayanasca zu nehmen? Wenn er die gleichen Erlebnisse und Erinnerungen hatte wie sie, war an der Sache doch etwas dran, und sie konnten gemeinsam forschen, wo die Wurzeln ihrer ersten genetischen Begegnung zu finden waren. Andererseits wollte sie ihrem Bruder nicht zuvorkommen und etwas ausplaudern, das bei einem Fremden nichts zu suchen hatte, jedenfalls nicht bevor es eine wissenschaftliche Bestätigung gab.
    Auf den Hinweis mit dem Blumenladen hatte John Cameron nicht reagiert. Seltsam, da angeblich doch seine Firma die Rosen bestellt hatte.
    In der Nacht wurde Lilian von merkwürdigen Träumen heimgesucht. Ein hässlicher Kerl in einer schwarzen Kutte versuchte, sie zu vergewaltigen, und John, der sie in seinem schwarzen Overall zu retten versuchte, kam nicht nahe genug an sie heran, um ihr beistehen zu können, weil die Zäune um ihn zu hoch waren. Als Lilian erwachte, erinnerte sie sich, dass der Vergewaltiger in ihrem Traum wie Mephisto aus ihrer Halluzination ausgesehen hatte.
    »O mein Gott«, seufzte sie und fuhr sich durchs Haar. Es war bereits hell, und durch einen Spalt des geöffneten Fensters wehte kühle feuchte Seeluft herein. In der Ferne hörte sie das Krächzen der Raben. Sie schlug die Bettdecke zur Seite und erschrak, als das Telefon summte. Taylor fragte, wann er das Frühstück servieren dürfe.
    »Wenn Sie möchten, jetzt gleich«, sagte Lilian und ging unter die Dusche. Nachdem sie sich angezogen hatte, klopfte es. Taylor stand kurz darauf mit einem

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