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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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alchemistisches Zeichen. Eine Cornuta – ein Gefäß zum Destillieren von Flüssigkeiten. Abrupt erinnerte sie sich, wo sie das Zeichen zuletzt gesehen hatte. Bei ihrem Bruder – bei ihm war es auf dem rechten Schulterblatt tätowiert. Im letzten Sommer war es ihr bei einem Besuch in Köln zum ersten Mal aufgefallen, als sie Alex im Bad überrascht hatte. Die Tätowierung war noch ganz frisch gewesen, und Alex war beinahe ausgerastet, als sie die Stelle berühren wollte und ihn darauf ansprach, was dieses Zeichen genau zu bedeuten habe. Er hatte sie regelrecht angefaucht, sie solle ihn in Ruhe lassen. Tagelang hatte er fiebrige Augen gehabt, und Lilian hatte sich Sorgen gemacht, er könne sich beim Tätowieren eine Infektion geholt haben.
    Lilian wollte John fragen, warum er dieses Zeichen trug, aber der Zeitpunkt erschien ihr alles andere als günstig. In der einen Hand hielt er seine Pistole, mit der anderen nestelte er an seiner Hosentasche herum. Vermutlich suchte er nach seinem Autoschlüssel. Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu.
    »Ich werde dir später alles erklären«, murmelte er. Dann öffnete sich die Aufzugtür, und sie standen in einem hellerleuchteten, menschenleeren Parkdeck inmitten von Dutzenden von Fahrzeugen.
    John zog sie weiter zum hinteren Ende, wo sein schwarzer Sportwagen stand. Lilian stieß einen entsetzten Schrei aus, als sich aus einer Nische zwei Gestalten lösten. Sie trugen schwarze Overalls und Sturmhauben und griffen John mit Pistolen und Schwertern an.
    »Geh hinter meinem Rücken in Deckung«, keuchte er, während er auf den ersten Mann zielte. Ein Schuss fiel, und der Angreifer ging getroffen zu Boden. Der zweite hatte sich hinter einem runden Betonträger zurückgezogen, von wo aus er versuchte, auf John zu feuern. John zog Lilian erbarmungslos weiter, und öffnete währenddessen mit seiner Fernbedienung die Wagentüren.
    Plötzlich hörte Lilian, wie jemand ihren Namen rief, aber es war nicht John, sondern eine andere Stimme, die ihr bekannt vorkam. Verwirrt sah sie sich um. Ein Kopf schnellte aus der Deckung, und für einen Moment glaubte sie, sich zu täuschen. Nein, das konnte nicht sein! Alex stand da. Ihr Bruder trug einen schwarzen Overall, aber sein Kopf war nicht bedeckt. Er hatte diesen rabenschwarzen Pagenschnitt, den er seit seiner Konfirmation nicht mehr geändert hatte. Nur seine Schultern waren mit den Jahren breiter geworden, weil er in seiner Freizeit ständig in Fitnessstudios herumhing.
    John zögerte nicht lange. Er riss Lilian mit sich in die Hocke. Mit einem Wink bedeutete er ihr, sich im Wagen in Sicherheit zu bringen. Dann zielte er auf Alex.
    »Nicht!«, schrie Lilian und riss John den Arm herum. Ohne nachzudenken, sprang sie auf und lief quer durch die Schusslinie zu ihrem Bruder, der nun erneut aus der Deckung auftauchte. John konnte nicht schießen, sonst hätte er sie womöglich getroffen. Alex huschte hinter dem Pfeiler hervor und packte ihren rechten Arm. Dann zog er sie zu sich heran. Sie spürte seinen stahlharten Griff.
    »Lass mich los«, wimmerte sie. »Was tust du überhaupt hier?« Statt ihr zu antworten, packte er sie nur noch fester und riss sie herum, bis sie wie ein menschlicher Schutzschild vor seiner Brust zu stehen kam, dann trat er mit ihr aus der Deckung heraus. John stand immer noch halb hinter dem Wagen und schaute sie nun ungläubig an.
    »He, du Schwein, da guckst du, was?«, rief Alex und setzte Lilian unvermittelt die Mündung seiner Pistole an die Schläfe. »Wirf deine Waffe weg, und ergib dich, sonst ist sie tot!«
    »Alex, um Gottes willen, was tust du da?« Lilian befreite eine Hand aus seiner Umklammerung und versuchte, ihm die Pistole zu entreißen.
    »Verdammt, gib das Ding her!« Hatte Alex etwa wieder zu kiffen begonnen, oder waren es doch die Folgen von Ayanasca, dass er möglicherweise an Wahnvorstellungen litt? Für einen Augenblick befürchtete sie selbst, einem Wahn verfallen zu sein. Doch nein, sie litt nicht an Halluzinationen. Alex legte an und schoss – und er traf John in den Oberarm. John zuckte zusammen und verzog für einen Moment das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Lilian sah die Verletzung und wie das Blut an Johns Arm hinunterlief. Einen Moment später rollte er sich schutzsuchend hinter die offene Wagentür. Lilian versuchte, sich aus der Gewalt ihres Bruders zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Sie blickte zu John hinüber und glaubte zu erkennen, dass er auf Alex angelegt

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