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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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dass sie erschrak. Augenblicklich war sie hellwach. Im Nu saß er aufrecht im Bett, und seine Körperspannung hatte sich binnen Sekunden verändert.
    »Was ist?« Die Anspannung übertrug sich auf Lilian. Ängstlich lauschte sie in die Dunkelheit, konnte aber weder etwas hören noch etwas Ungewöhnliches erkennen.
    John legte ihr seine warme Hand auf den Mund, was ihr weitaus mehr Furcht einflößte, als wenn er irgendetwas zu ihr gesagt hätte.
    Ihr Herz raste, als er sich lautlos erhob und in seine Hose schlüpfte, und was sie noch weitaus mehr beunruhigte, war, dass er seine Pistole vom Gürtel nahm und in die Dunkelheit richtete.
    »Hey, John«, wisperte sie heiser. »Was machst du da? Du musst mich nicht beeindrucken, ich finde es spannend genug mit dir … ich brauche …«
    In diesem Moment flog etwas durch die Fensterscheibe. Lilian hörte einen gedämpften Schuss, der den Kristallleuchter an der Zimmerdecke zersplitterte. Instinktiv schloss sie die Lider, als sie spürte, wie sich winzige Scherben wie scharfe Geschosse in ihren nackten Arm bohrten. Als sie die Augen wieder öffnete, wurde sie Zeugin eines unglaublichen Schauspiels. Zwei Schatten drangen durch Fenster und Türen ein und verwickelten John in einen Kampf, dessen Tempo so rasant war, dass Lilian nur graue Schemen wahrnahm, die sich zu einem undurchsichtigen schwarzen Nebel verdichteten. Geistesgegenwärtig sprang sie aus dem Bett und presste sich mit dem Rücken an die Wand. Dabei zog sie das Bettlaken über ihre Blöße und wickelte sich darin ein, als ob es ein Abendkleid wäre. Aus der Dunkelheit drangen beängstigende Geräusche zu ihr. Es klang nach einem Faustkampf, sie hörte heftiges Atmen, das Scheppern von Gegenständen und ein Stakkato von deftigen, kaum verständlichen Flüchen.
    Lilian schrie, als sich die Bewegungen verlangsamten und sie erkannte, dass John für einen Moment zu Boden ging und sich an den Arm fasste, weil er offenbar durch ein Messer verletzt worden war. Bevor eine der beiden schwarzen Gestalten noch einmal zustechen konnte, rollte er sich blitzschnell zur Seite. Der riesige Dolch, dessen Klinge im Schein der Laterne aufblitzte, traf ihn nicht in der Brust, sondern blieb im Parkett stecken. Dann vernahm Lilian einen weiteren Schuss, und einer der Angreifer fiel lautlos zu Boden.
    Lilian versuchte, das Licht einzuschalten, fand aber in ihrer Panik den Schalter nicht. John hatte sich offenbar den zweiten Einbrecher gepackt und stieß ihn mit voller Wucht gegen das offene Fenster. Der Angreifer flog rückwärts hindurch, mit dem Kopf zuerst. Fünfzehn Meter ging es da in die Tiefe, bevor der Mann auf dem Asphalt aufkam. Lilian wartete auf einen Schrei oder ein Geräusch des Aufpralls, aber kein Laut war zu hören.
    John lief auf sie zu und packte sie am Handgelenk. »Wir müssen weg hier!«, zischte er.
    Lilian sträubte sich für einen Moment, weil sie immer noch nicht glauben konnte, dass das hier wirklich passierte. John ließ ihr jedoch keine Wahl. Erbarmungslos zog er sie mit sich. Ihr blieb nur, mit der anderen Hand das Betttuch festzuhalten, wenn sie nicht nackt wie Eva bei ihrer Vertreibung aus dem Paradies die Wohnung verlassen wollte.
    Im Hausflur kam ihnen Watson in die Quere, sie konnte ihn nicht sehen, nur hören, wie der Kater laut fauchend davonstob. John störte sich nicht daran und riss die Wohnungstür auf. Dann stürmte er mit ihr nach draußen in das spärlich beleuchtete Treppenhaus, wo er sich spontan entschied, den Fahrstuhl zu nehmen, weil von unten herauf erneut der Schatten einer Gestalt zu sehen war.
    »Wo willst du denn hin?«, rief Lilian erstickt, als er sie in den hellerleuchteten Fahrstuhl drängte. »Denkst du nicht, wir sollten lieber die Polizei rufen?«
    Ihr Vorschlag blieb unkommentiert. John drückte den Knopf für die Tiefgarage. Er trug nur seine Hose. In der linken Hand hielt er seine Pistole. Sein Oberkörper war nackt. Merkwürdigerweise sah sie keinerlei Verletzungen an seinen Armen, sondern nur drei ältere, hässliche Narben unterhalb der rechten Achsel und links auf Höhe seiner Bauchmuskeln, die ihr zuvor in der Dämmerung gar nicht aufgefallen waren. Dabei hätte sie schwören können, dass ihn der Gangster mit dem Messer erwischt hatte. Auf seiner Schulter prangte eine Tätowierung, die sie ebenfalls das erste Mal an ihm sah, die ihr aber dennoch bekannt vorkam.
     
    Eine umgekehrte Sechs – so groß wie ein Zwei-Euro-Stück. Aus der Nähe sah es aus wie ein altes

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