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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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noch einmal und sah ihre Dienerin, die immer noch die Flasche in der Hand hielt, auffordernd an. »Stelle die Flasche bitte auf den Tisch! Wir können uns selbst bedienen. Wenn du möchtest, so nimm dir auch ein Glas.« Es war eine nette Geste, doch Ruth schüttelte abwehrend den Kopf. Madlen zuckte leicht mit den Schultern und hob ihre Stimme für weitere Anweisungen. »Bevor du nach unten gehst, Ruth, gib bitte die Blumen ins Wasser, und bring uns noch eine zweite Flasche. Den Rest des Abends kannst du dir freinehmen. Sag auch den anderen, dass ich heute nicht mehr gestört werden möchte.«
     
    John sah Ruth nachdenklich hinterher, als sie die schwere Eichentür lautlos hinter sich schloss. Mit einem Mal kam ihm die ganze Situation reichlich seltsam vor. Der Umstand, dass Madlen und er sich ausgerechnet bei einer Hinrichtung begegnet waren. Dass sie vorgab, ihn schon ewig zu kennen und entsprechend vertraut mit ihm umging. Dazu all der Luxus, der sie umgab und nichts von dem Elend vermuten ließ, das sich draußen in den Wirren des Krieges abspielte. Dass Paddy behauptet hatte, Madlen treibe es mit dem Satan und trage die Schuld an Strattons Tod, erschien ihm nicht weniger absurd als der Umstand, an ihrem prunkvollen Bett zu sitzen und ihren köstlichen Wein zu trinken. Ja, dass sie sich überhaupt für ihn interessierte. Nichts an ihr erinnerte an eine der vielbeschworenen Teufelshuren, die sich – hässlich, mit tiefhängenden Brüsten und warziger Hakennase – dem Leibhaftigen hingaben. Im Gegenteil, Madlen sah wie ein Engel aus. Dabei interessierte es sie allem Anschein nach nicht, dass
er
seine Nächte in einer Hafenbaracke verbrachte, zusammen mit einer stinkenden Horde von Kerlen, deren Manieren ebenso fragwürdig waren wie ihre Herkunft.
    »Woran denkst du gerade?« Madlens unbekümmerte Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.
    »Ich überlege mir, dass du im Gegensatz zu mir zur besseren Gesellschaft gehörst und dass es in den Augen deiner Freunde bestimmt nicht schicklich ist, einen Mann wie mich zu empfangen.«
    »John, was redest du da?« Madlen setzte eine protestierende Miene auf und beugte sich zu ihm vor. Federleicht nahm sie seine linke Hand in ihre viel kleinere und schenkte ihm ein sanftes, gewinnendes Lächeln. Ihre Berührung wirkte auf John irritierend. Zumal auch ihr verlockender Ausschnitt ein ganzes Stück näher gerückt war.
    »Du entstammst einem angesehenen Haus, John. Deine Familie ist wohlhabend, und so wie ich gehört habe, hast du es in der Armee unter Montrose bis zum Captain gebracht.«
    »Das alles ist lange vorbei«, erklärte er hart und entzog ihr die Hand, um eine aufrechte Haltung annehmen zu können, in dem Bemühen, ihr nicht fortwährend auf die wohlgeformten Brüste zu starren.
    »Warum hast du deine Karriere in der Armee so einfach aufgegeben?« Sie ließ nicht locker, obwohl sie Johns Unbehagen spüren musste. »Ihr hättet gegen die Covenanters gewinnen können.«
    »Karriere?« Er schnaubte belustigt. »Ich bin mir nicht sicher, Madlen, ob du eine Ahnung hast, was dieser Krieg wirklich bedeutet. Ich war nur ein Rädchen in einem unübersichtlichen Getriebe.«
    »Ist es nicht recht, für seine Überzeugungen zu kämpfen? Es sind Männer wie du, die in diesen verwirrenden Zeiten etwas zum Guten wenden können.«
    John setzte ein fatalistisches Lächeln auf und schüttelte den Kopf. »Es ist eine Illusion, wenn du glaubst, dass ein einzelner Soldat das Schicksal einer ganzen Nation bestimmen könnte, zumal wenn er nicht am richtigen Platz sitzt. Nicht die Soldaten bestimmen den Ausgang des Krieges, es sind die Politiker, die sich aus dem Blut der Gefallenen eine neue Zukunft brauen.« Er hatte höflich bleiben wollen, doch seine Stimme nahm einen leicht ironischen Tonfall an, der nicht dorthin führte, wo John die Unterhaltung gerne gehabt hätte. Auch Madlen schien nicht zufrieden zu sein.
    »Ich bin eine MacDonald«, stellte sie so unverblümt fest, als ob John ihre Herkunft entgangen wäre. »Ich kann mir vorstellen, dass es grausam sein muss, im Kampf zu sterben. Mein Vater, Iain MacIain, ist wie du katholischen Glaubens. Er hat unter Alasdair MacColla in Irland gekämpft, und auch er hat Montrose unterstützt. Viele seiner Männer haben dabei ihr Leben gelassen. Wer den Kampf scheut, ist zur Feigheit verdammt, hat er immer gesagt.«
    »Zwischen Feigheit und gesunder Furcht gibt es einen entscheidenden Unterschied«, erwiderte John ungewollt kühl. »Das erste

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