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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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größere Erhebung weit und breit, die einen militärischen Ausguck beherbergte.
    »Wir müssen uns an den Wachen von Tantallon vorbeimogeln«, murmelte John. »Fehlte gerade noch, wenn Cuninghame dort seinen Nachschub sitzen hätte.«
    »Zuerst benötigen wir Pferde.« Ruaraidh warf einen ängstlichen Blick zurück auf die Festung, die sich unter ihren stetigen Ruderschlägen zügig entfernte. Allem Anschein nach fühlte er sich gut, aber nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, war ihm seine plötzliche Heilung nach der Musketenattacke immer noch suspekt.
    »Wo sollen wir Geld für unsere Flucht herbekommen?« Micheal meldete sich zum ersten Mal zu Wort. Meist waren die Jungen zu schüchtern und ehrerbietig gewesen, um sich an den Gesprächen der Männer zu beteiligen. Doch nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, gebührte ihnen Anerkennung.
    »Wir müssen stehlen«, antwortete John mit gelassener Stimme. »Anders wird es kaum möglich sein, an etwas zu essen zu gelangen. Es sei denn, uns wäre unverhofftes Jagdglück beschieden. Aber im Grunde genommen ist es zu aufwendig, einen Hirsch zu erlegen. Außerdem könnten wir bei einer offenen Jagd leichter gestellt werden, als wenn wir die Insassen einer Kutsche erleichtern.«
    »Straßenraub ist ein schweres Verbrechen, das mit dem Tode bestraft wird«, bemerkte Micheal mit verzweifelter Miene.
    »Dummkopf«, schalt ihn Malcolm mit heiserer Stimme. Er kauerte im hinteren Teil des Bootes und hielt sich den Leib, als ob ihn die Kugel tatsächlich schwer verletzt hätte. »Denkst du wirklich, darauf kommt es jetzt noch an?«
    »Ruhe!«, bestimmte Paddy mit fester Stimme. »John ist ab sofort unser Anführer. Er wird uns sagen, was zu tun ist!«
    John hätte selbst zu gerne gewusst, wie es weitergehen sollte. Alles erschien ihm wie ein nicht enden wollender Alptraum. Die Festung. Die Folter. Die toten Kameraden. Die Tatsache, dass sie in der Nacht sehen konnten, und all die anderen Fähigkeiten, die ihm mehr wie ein Fluch denn wie ein Segen erschienen. Die Frage, was Cuninghame mit all seinen mysteriösen Grausamkeiten bezweckte, war nach wie vor unbeantwortet. Aber es gab noch etwas anderes, das John weitaus mehr beschäftigte: Was war aus Madlen geworden? Hatte sie ihn wirklich hintergangen? Und wenn ja, warum. Tief in seinem Herzen glaubte er zu spüren, dass sie seine Hilfe benötigte. Sie konnte nicht das sein, was Paddy und Rosie von ihr behauptet hatten.
    Sie war wie er und die anderen in die Klauen dieses Dämons geraten, und er musste sie retten, selbst wenn er dafür mit seinem Leben bezahlte.
    »Zieht die Köpfe ein und rudert weiter nach Westen«, belehrte sie Paddy, während er auf eine Gruppe von Fackelträgern deutete, die sich am Ufer unterhalb der Festung Tantallon versammelt hatten und einige Boote bestiegen. John schickte ein Dankgebet zum Himmel, dass der Mond zuverlässig hinter einer Wolke verschwunden war, und hoffte, dass es sich bei dem Trupp, der nun in die aufgepeitschte See ruderte, nicht um Cuninghames Männer handelte. Offenbar waren sie auf die Signalhörner des Bass Rock aufmerksam geworden und hatten die Anweisung ihres Festungskommandanten, unverzüglich auf der gegenüberliegenden Insel nach dem Rechten zu schauen, sogleich in die Tat umgesetzt.
    »Weiter westwärts«, befahl Paddy den Ruderern.
    »Wenn wir auf Kurs bleiben, halten wir direkt auf das Dorf Auldham zu«, warf Ruaraidh ein. »Ich war vor ein paar Jahren schon mal dort, als ich noch zu General Hamiltons Fußtruppe gehörte. Dort liegt die Canty Farm, die dem Castle als Kornspeicher und Wechselstall dient.«
    Randolf setzte ein breites Grinsen auf und erhöhte die Schlagzahl. »Was will man mehr?«, raunte er in Johns Richtung
     
    John und seinen Männern gelang es, unentdeckt an Land zu gehen. Leise sprangen sie einer nach dem anderen in die flache Brandung und schoben das Boot in geduckter Haltung auf eine Sandbank. Von ferne sahen sie die weißen strohbedeckten Fischerhütten im Schutz der Klippe und dahinter ein mit einer hohen Mauer umfriedetes Gebäude. »Ganz in der Nähe befindet sich der Garnisonsstützpunkt der Festungsgarde«, flüsterte Ruaraidh. »Ein langer Bau, wo die Männer während ihrer Schlafzeiten untergebracht sind.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, sind wir hier vorbeigekommen, bevor wir auf die Boote umgestiegen sind«, fügte John erstaunt hinzu. Mit seinen neuen Fähigkeiten, auch im Dunkeln zu sehen, empfand er die gesamte Umgebung als

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